Der Giftfrachter «Probo Koala» ist seit Montagabend im estnischen Hafen Paldiski blockiert. Das Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» ist neben dem Frachter vor Anker gegangen. Die «Probo Koala» hat vor mehr als einem Monat rund 400 Tonnen giftige Ölabfälle nach Abidjan, der Hauptstadt der Elfenbeinküste, gebracht und dort illegal entsorgt. Die Folgen: Mindestens sieben Menschen sind tot, 44’000 leiden an Vergiftungserscheinungen.


© Åslund / Greenpeace

Zürich/Estland. Der Giftmüll-Skandal war Anfang
September ans Licht der Öffentlichkeit gekommen, als erste Berichte
von Vergifteten gemeldet wurden und Proteste in den Strassen von
Abidjan ausbrachen. Der Giftmüll war offen und ungesichert
abgelagert worden.

Greenpeace hat den Frachter in Estland
aufgespürt und hindert ihn seitdem an der Weiterfahrt. Die
AktivistInnen fordern die estnische Regierung und die EU auf, gegen
BesitzerIn und Chartergesellschaft vorzugehen. Die Verantwortlichen
für den Giftmüllskandal in Abidjan müssen zur Verantwortung gezogen
werden. Vier Greenpeace-AktivistInnen wurden während der Blockade
festgenommen.Mittlerweile arbeiten französische ExpertInnen an der
fachgerechten Entsorgung des Giftmülls. Die niederländische Justiz
nahm Ermittlungen auf: Nach europäischem Recht ist die Ausfuhr
gefährlichen Mülls in Entwicklungsländer verboten. Unterstützung
hat Greenpeace unterdessen von prominenter Seite bekommen: Im Namen
der Regierung der Elfenbeinküste fordert der Präsident der
Nationalen Untersuchungskommission für Giftmüll, der Richter
Fatoumata Diakite, vom estnischen Umweltminister, den Frachter
festzusetzen.«Es ist unfassbar, dass nach den Todesfällen und den
zigtausendfachen Vergiftungen das Schiff seine Fahrt einfach
fortsetzen darf, ohne dass irgendeine Behörde einschreitet», ärgert
sich Helen Perivier, Chemieexpertin bei Greenpeace International.
Greenpeace fordert von den estnischen Behörden, das Schiff zu
beschlagnahmen. Die EU-Kommission muss dafür sorgen, dass das
Schiff festgehalten wird, bis es polizeilich untersucht wurde. Die
Verantwortlichen für die Toten und Vergifteten müssen vor Gericht
gebracht werden.

Update 17:00 Uhr

Estland nimmt Ermittlungen gegen den Giftmüll-Frachter «Probo
Koala» auf und hält diesen im Hafen Paldiski fest. Die
Umweltorganisation Greenpeace begrüsst diesen Entscheid und kündet
das Ende ihrer dreitägigen Blockade des Skandalschiffes an.

Derweil hat EU-Umweltkommissar Stavros Dimas das
Greenpeace-Schiff «Arctic Sunrise» im Hafen von Paldiski besucht.
«Es ist wichtig, dass solche Umweltverbrechen untersucht und die
Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden». Dimas hat sich
weiter für eine Verschärfung der Bestimmungen über den Transport
von gefährlichen Substanzen ausgesprochen.