Greenpeace-Aktivisten – darunter ein Schweizer – haben am Sonntag auf Sardinien das Förderband des Kraftwerks Fiumesanto bei Sassari lahmgelegt. Sie protestierten damit gegen die geplante Umstellung von Öl- auf Kohleverbrennung. Fiumesanto wird vom deutschen Stromkonzern E.ON betrieben. Die sardinischen Behörden unterstützen dessen Wechsel zur Kohle.

«Es ist schockierend, dass die Behörden lieber schmutzige als saubere Energie wählen», erklärt Francesco Tedesco von Greenpeace Italien. «Sie bauen nicht nur die Kohleverstromung aus, sie blockieren auch den Ausbau der Windkraft. Damit verhindern sie gleichzeitig die Schaffung von 7000 neuen und sauberen Jobs.»

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Die Pläne der Behörden sehen vor, den Ausbau der Windenergie auf insgesamt 550 Megawatt zu begrenzen. Der italienische Windkraftverband (ANEV) hat errechnet, dass bis 2020 rund 1750 Megawatt möglich wären. Das entspricht drei Milliarden Kilowattstunden. Damit könnte ein Viertel des Strombedarfs der Insel gedeckt werden. Wird dieselbe Menge Strom mit Kohle erzeugt, fallen dabei jährlich über zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid an.

«Wenn wir das Klima vor einer unumkehrbaren Krise bewahren wollen, brauchen wir eine Energierevolution», sagt Agnes de Rooij, Klimakampaignerin bei Greenpeace International. «Unternehmen wie E.ON müssen Verantwortungsbewusstsein zeigen. Sie müssen in erneuerbare Energie und Energieeffizienz investieren statt in Kohle.»

E.ON ist einer der größten Stromerzeuger Europas. Der Konzern will von 2008 bis 2010 die gewaltige Summe von 50 Milliarden Euro in den europaweiten Ausbau seiner Kraftwerkskapazität investieren. Nur 6 dieser 50 Milliarden sind für die saubere Stromerzeugung vorgesehen. Allein in Deutschland, Belgien und den Niederlanden sind acht neue Kohlekraftwerke geplant. Jedes kostet etwa 1,2 Milliarden Euro und torpediert die EU-Klimaschutzziele: 30 Prozent weniger CO2 bis zum Jahr 2020.

Mit dem Ausbau der Kohleverstromung ist dieses Ziel nicht zu erreichen. Kohle ist der klimaschädlichste der fossilen Energieträger und verantwortlich für rund ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen. Sardinien deckt seinen Strombedarf heute zu 50 Prozent mit Kohle.

Die Greenpeace-Schiffe Rainbow Warrior and Arctic Sunrise sind in diesem Herbst auf Anti-Kohletour. Ihre Fahrt führt sie von Israel über weitere Stationen nach Polen, wo im Dezember Vorverhandlungen zum großen UN-Klimagipfel in Kopenhagen 2009 stattfinden. Die Aktion auf Sardinien ist die zweite innerhalb kurzer Zeit gegen die klimafeindliche italienische Energiepolitik. Am Donnerstag vergangener Woche protestierte die Crew der Arctic Sunrise gegen das neue Kohlekraftwerk Civitavecchia bei Rom.