Nach dubioser Müllentsorgung und Wortbruch: Greenpeace-Aktion bei Roche


Greenpeace-Protest vor dem Roche Hauptsitz in Basel.©Greenpeace

Weil Roche die Vereinbarung mit Greenpeace nicht mehr einhalten will, haben Greenpeace-Aktivisten heute morgen symbolische Giftmüllfässer vor dem Roche-Hauptsitz in Basel deponiert. Greenpeace fordert mit Nachdruck, dass Roche den vermutlich illegal in anderen Deponien abgelagerten Hirschacker-Giftmüll wieder ausgräbt und dass der Chemiekonzern seinen Wortbruch rückgängig macht und die Hirschacker-Deponie sauber weiter saniert.

Heute morgen haben Greenpeace-Aktivisten rund 80 Metallfässer mit Totenkopf-Signalen und der Buchstaben-Reihenfolge «C-l-e-a-n u-p» am Hauptsitz der Hoffmann – La Roche in Basel abgeladen und am Eingang des Chef-Gebäudes aufgetürmt. Damit verleihen die Umweltschützer ihrer Forderung Nachdruck, dass Roche den Wortbruch rückgängig machen und die Chemiemülldeponie Hirschacker in Grenzach-Wyhlen (D) gemäss den mit Greenpeace getroffenen Abmachungen weiter sanieren muss. Roche-CEO Severin Schwan wird aufgefordert, sich um 10.00 Uhr beim Roche-Eingang einzufinden und ein Papier zu unterzeichnen, welches das bisher Vereinbarte nochmals zusammenfasst. Ansonsten wollen die Greenpeace-Aktivisten ihren Protest mit lauten Trommelschlägen auf die Fässer bis auf weiteres fortführen.

Bereits vereinbart war: Werden Chemikalien über einem wissenschaftlichen und nach Deutschem Recht hergeleiteten Grenzwert festgestellt, müssen diese ausgegraben werden. Die Vereinbarung war solange unbestritten, bis Analysen zeigten, dass dieser Wert teils massiv überschritten ist und deshalb weiter gegraben werden muss. Plötzlich wollte Roche nichts mehr von der Vereinbarung wissen, die der Konzern selber von ihrem Ingenieurbüro HPC ausarbeiten liess. Matthias Wüthrich, der Leiter der Chemiekampagne bei Greenpeace Schweiz sagt dazu: «Man ändert die Regeln nicht während des Spiels. Roche kann nicht eine Vereinbarung platzen lassen, die die Firma selber vorschlagen liess. Der Wortbruch von Roche ist nicht akzeptabel.»

Ein Treffen am Dienstag mit einem Konzernsleitungsmitglied verlief enttäuschend. Greenpeace fordert deshalb, dass sich das Roche-Management an den Worten ihres Vize-Präsidenten und Roche-Erben André Hoffmann orientieren soll, wonach «Naturschutz das Gebot der Stunde» sei und Roche «das Übel an der Wurzel packen muss» (BAZ, 19.2.).

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Fazit

Update 17:06 // 26/02/09

«Das Übel an der Wurzel packen» – Die Grossaktionäre müssen es richten!

Greenpeace ist nicht zufrieden mit dem Verlauf des Tages – die Firma Roche war nicht bereit, ihren Wortbruch rückgängig zu machen. Ein Gespräch vom Morgen mit dem General Counsel und Leiter Corporate Services und Geschäftsleitungsmitglied bei Roche, Dr. Gottlieb A. Keller, blieb ergebnislos.

Die Greenpeace-AktivistInnen sind jetzt abgezogen und haben die 80 symbolischen Giftmüllfässer beim Roche-Eingang zurückgelassen – genauso wie Roche den gefährlichen Giftmüll einfach in der Hirschacker-Deponie zurücklassen will.

Nachdem das Roche-Management nicht bereit war, den Wortbruch rückgängig zu machen, müssen es nun die Grossaktionäre richten. Greenpeace appelliert insbesondere an die Roche-Erben, welche zusammen den Konzern mehrheitlich besitzen und kontrollieren. Die Familien Hoffmann und Oeri haben sich im so genannten Aktionärs-Pool zusammengeschlossen. Sie besitzen 50.01 % der Roche-Inhaberaktien und halten somit eine Mehrheit am Konzern. Dieser Tage gehen etwa 370 Millionen Franken in Form von Dividenden an sie. Die Firma geht bereits in die 5. Generation. Die beiden Familien steuerten also schon zur Zeit der Chemiemüll-Ablagerung beim Hirschacker in den 1950er- und 1960er-Jahren die Firma und können somit zumindest teilweise für die schon damals ohne Bewilligung erfolgten Ablagerungen von Chemiemüll auf Deutschem Boden verantwortlich gemacht werden.

Greenpeace nimmt deshalb auch Roche-Erbe André Hoffmann in die Pflicht. Als expliziter Naturschützer, Sprecher des so genannten Roche Aktionär-Pools und zugleich Vize-Präsident von Roche soll er seinen Einfluss geltend machen. In einem Interview mit der Basler Zeitung vom 19.2. hat er sich einmal mehr zu mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz bekannt: «Naturschutz ist das Gebot der Stunde – wir müssen das Übel an der Wurzel packen». «Zudem bemerkt er richtigerweise, dass der «Reichtum es mit sich bringt, dass man mehr Verantwortung zu tragen hat.»

Diese Haltung teilt Greenpeace vollumfänglich und fordert jetzt Taten statt Worte: Im Hinblick auf die Roche-Generalversammlung vom 10. März fordert Greenpeace die Roche-Erben und Grossaktionäre auf, bei der Konzernleitung zu intervenieren, um eine weitergehende Beeinträchtigung der Roche-Reputation zu vermeiden.

Greenpeace fordert, dass Roche die mangelhafte und vermutlich illegale Beprobung und Entsorgung von Hirschacker-Müll in Deponien in Rheinland-Pfalz klärt und korrigiert. Roche muss ebenso den Wortbruch rückgängig machen und die Deponie Hirschacker bei Grenzach-Wyhlen (D) gemäss den Abmachungen mit Greenpeace sauber und korrekt weitersanieren.