ah_2009-8

Traurige Ziele, sterbende Urwälder

Der Druck von der Strasse steigt, wie die gewaltige Demonstration am letzten Samstag und rund 5000 Klimaaktionen rund um den Globus gezeigt haben. Auch Greenpeace wird den Druck erhöhen.

Wie ich dies schreibe, sind die Verhandlungen in Kopenhagen einmal mehr eingefroren. Die afrikanische Gruppe protestiert mit einem Veto gegen die neuesten Vertragspläne der dänischen Konferenzleitung.

Schlechte Nachrichten kommen selten allein. Eben habe ich mit Asti Roesle, unserer Waldexpertin in Kopenhagen, gesprochen: Nicht schon am Samstag, sondern erst heute brachten die Delegationen die Beratungen zum Urwaldschutz zu einem – zweifelhaften – Ende. Es sieht ganz so aus, dass zwei grundlegende Ziele gestrichen sind:

Erstens wird nicht mehr angestrebt, dass die Entwaldung bis 2020 gestoppt ist. Das Massaker an den Regenwäldern kann also so lange weitergehen, bis es keine mehr gibt. Zweitens will man den natürlich gewachsenen Wäldern beim Waldschutz keine Priorität einräumen. Anders gesagt, man wird in Zukunft unter dem Deckmantel des Klimaschutzes Urwälder roden und durch irgendwelche Aufforstungen, im schlimmsten Fall gar Plantagen, ersetzen können – und womöglich dafür noch Gelder einstreichen können!

Nun ist es an den Ministern und Staatschefs, die ab morgen eintreffen, diese mörderische Schildbürgerei nicht durchgehen zu lassen.

Apropos Schildbürger: Kaum gibt es schwächste Anzeichen dafür, dass sich die EU auf ein ambitiöseres CO2-Reduktionsziel einigen könnte (man munkelt von minus 30 Prozent), widerspricht Bundesrat Leuenberger in der NZZ am Sonntag früheren Lippenbekenntnissen geflissentlich: Die Schweiz würde nur nachziehen, wenn die USA und China ebenfalls mitzögen, heisst es neuerdings. Bis anhin hatte der Bundesrat immer erklärt, er würde seine Ziele der EU anpassen. Nur unfaire Spieler verändern die Regeln während dem Spiel!

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