Bern. Am Stromkongress in Bern treffen sich heute und morgen Vertreter der Strombranche, um über die Zukunft der Stromversorgung zu diskutieren. Auf dem Programm stehen zwar auch Referate zur Klimapolitik, doch die Ausschöpfung des grossen Stromeffizienz-Potenzials als zentrale Lösung des Energie- und Klimaproblems bleibt auf dem Kongress Nebensache. Greenpeace fordert die Strombranche auf, ihrer gesetzlichen Verpflichtung zur Förderung eines effizienten Energieverbrauchs endlich nachzukommen. Dazu verteilen Aktivisten von Greenpeace heute von 11:30 bis 13 Uhr vor dem Kongresszentrum den neuen Greenpeace Ratgeber zum Ersatz der grössten Stromfresser.

Mit der Aktion fordern die Aktivisten der Greenpeace Regionalgruppe Bern die Vertreter der Energieunternehmen auf, die Stromverschwendung im bisherigen Stil zu stoppen und umfassend in Effizienzmassnahmen zu investieren. Denn 30% des Schweizer Stroms werden sinnlos verschwendet und könnten mit der besten verfügbaren Technik eingespart werden. Dadurch können jährlich enorme Mengen Klimaschadstoffe vermieden und Stromkosten von über 3 Mrd. Franken eingespart werden.

«Allein die Elektroheizungen verschwenden jährlich über 5000 Gigawattstunden (GWh), dies entspricht dem Stromverbrauch von zirka 1,4 Mio. Durchschnittshaushalten», sagt Thomas Mathis von der Greenpeace Regionalgruppe Bern. Obwohl nur sechs Prozent der Wohnungen elektrisch beheizt werden, verbrauchen die Elektroheizungen im Winter 20 Prozent des Schweizer Stroms. «Eine solche Stromverschwendung bedeutet im Winterhalbjahr einen unsinnigen Import unter anderem von Kohlestrom aus Deutschland, der das Klima enorm belastet «, so Mathis. Würden die Schweizer Elektroheizungen durch effiziente und erneuerbare Technologien ersetzt, könnten jährlich 1,7 Mio. Tonnen CO2 vermieden werden – das entspricht über 3 Prozent der Schweizer CO2-Emissionen.

Die in der Gesamtökobilanz äusserst ineffiziente Technologie wurde im Zuge des AKW-Baus von den Stromunternehmen jahrzehntelang massiv gefördert. «Viele Stromversorger begünstigen mittels Billigtarifen Elektroheizungen noch heute», sagt Annette Reiber von Greenpeace. Greenpeace fordert von der Stromwirtschaft als Verursacherin des Problems, die Billigtarife für Stromfresser abzuschaffen und den Ersatz der 230 000 fest installierten Elektroheizungen in der Schweiz massgeblich mitzufinanzieren. «Das ist sie ihren Kunden schuldig» sagt Reiber.

Anstatt neue Atom- und Gaskraftwerke zu planen und in ausländische Kohlekraftwerke zu investieren, soll die Stromwirtschaft das enorme Effizienzpotenzial ausschöpfen und konsequent in erneuerbare Energien investieren. Der neue Greenpeace Ratgeber wird heute mit der konkreten Aufforderung zum Ersatz der Stromfresser an alle Elektrizitätswerke in der Schweiz versandt.

Kontakt:

Thomas Mathis, Greenpeace Bern, 079 288 75 61

Annette Reiber, Greenpeace Schweiz, 079 431 15 22