Aus einer Aluminiumfabrik der MAL AG im Westen Ungarns fliesst seit Montag, 4. Oktober ungehindert giftiger Rotschlamm in die Umwelt. Die Menge an Giftstoffen im Schlamm ist unerwartet hoch. Unterdessen ist das Gift in die Donau gelangt.

Greenpeace hat im Katastrophengebiet Schlammproben genommen. Nun liegen Resultate zur Zusammensetzung des Giftschlamms vor. Die Proben aus der Ortschaft Kolontar wurden am Tag nach der Katastrophe gesammelt und sofort dem österreichischen Umweltbundesamt in Wien und dem Balint-Labor in Budapest übergeben.

Analyse des Schlamms


7. Oktober 2010: Luftaufnahme des gebrochenen Rotschlamm-Beckens der Aluminiumfabrik der MAL AG in Ungarn.

© Peter Somogyi-Tóth / Greenpeace

In den Proben wurde vom österreichischen Umweltbundesamt folgende Werte festgestellt:

  • 110 mg/kg Arsen,
  • 1,3 mg/kg Quecksilber und
  • 660 mg/kg Chrom.

Auf die Gesamtmenge des in die Umwelt gelangten Rotschlamms umgerechnet, bedeutet dies eine Arsenmenge von fünfzig Tonnen bzw. eine Quecksilbermenge von fünf Tonnen.

Insbesondere die Arsen-Konzentration beträgt circa das Doppelte der sonst üblichen Konzentrationen in Rotschlamm. Diese Schadstoffmengen stellen ein zusätzliches langfristiges Risiko für die Ökosysteme und das Trinkwasser dar.

Bei der Analyse des Wassers eines kleinen Kanals in Kolontar hat das ungarische Labor ein Arsen-Gehalt von 0,25 Milligramm pro Liter festgestellt, das ist das 25-fache des Trinkwassergrenzwertes.

Die Gefahren

Arsen ist für Pflanzen und Tiere giftig, kann sich insbesondere in Wirbellosen anreichern und kann beim Menschen nervenschädigend wirken. Quecksilber kann sich in der Nahrungskette, vor allem bei Fischen, anreichern, und ebenso wie Arsen das Nervensystem schädigen. Bei hohem pH-Wert, wie er beim Rotschlamm vorliegt, sind diese Schadstoffe noch relativ fest gebunden, bei sinkendem pH-Wert (etwa in Flüssen) können sie jedoch in grösserem Umfang langsam freigesetzt werden.

Vorwurf der Verheimlichung

Greenpeace wirft der ungarischen Regierung vor, Informationen über die Giftigkeit des Schlamms verheimlicht zu haben. «Wieso braucht es Greenpeace, damit die Opfer erfahren, mit welchen Materialien sie es zu tun haben?», stellt Herwig Schuster, Greenpeace-Chemiker in den Raum. «Wir gehen davon aus, dass die ungarische Regierung längst über die Lage Bescheid weiss. Ungarns Premierminister Viktor Orban muss sofort alle verfügbaren Informationen auf den Tisch legen sowie von der Aluminiumfirma und deren reichen Eigentümern umfassenden Schadenersatz im Interesse der Opfer und der Umwelt einfordern.»

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