Klima-Campaigner Alex Hauri berichtet täglich über die COP16 UN-Klimaverhandlungen in Cancun, Mexiko.

© Greenpeace / Fojtu

Wenn es bei uns dunkel wird, gehen in den Konferenzräumen in Cancun in Mexiko die Lichter an. Ob für das Weltklima am Schluss der Konferenz die Sonne aufgeht, steht aber einmal mehr in den Sternen: Die wichtigsten Akteure im globalen Klima-Poker – ich wärme die Metapher von Kopenhagen 2009 auf – waren nämlich überaus erfolgreich… Haben sie es doch geschafft, die Erwartungen so tief zu halten, dass jedes Resultat zum Konferenzende in zwei Wochen irgendwie als Fortschritt verkauft werden kann. Eine optimale Ausgangslage für halbherzige Politiker am Rockzipfel der Öl-, Kohle- und Auto-Lobby. Und brandgefährlich für die Zukunft Aller.

Doch ich weigere mich, ins selbe Horn zu blasen. Jetzt sitzen unter der Sonne Mexikos die eigentlichen Sachverständigen zusammen. Und haben das Wissen, die Möglichkeit und Pflicht ein paar «Stumbling Blocks» aus dem Weg zu räumen (bevor nächste Woche dann die politischen Grüssauguste – die MinisterInnen – einfliegen). So werden im Klima-Jargon jene Hürden genannt, die einen neuen, ehrgeizigen, bindenden Klimavertrag verhindern. Die zwei wichtigsten:

Waldschutz. Hier ist die Menschheit gefordert, wirksame Mechanismen zu schaffen, die weitere Rodungen verhindern und Wälder attraktiver machen als verbrannte Erde. Die Pflicht: Wahrung der Rechte indigener Völker und die Biodiversität.

Die Finanzierung der Anpassungsmassnahmen an den Klimawandel. Greenpeace und andere berechneten, dass um die 200 Milliarden Dollar jährlich notwendig sind. Die potentiellen Geberländer verschanzen sich hinter den Schuldenbergen, die ihnen von der Finanzkrise geblieben sind. Also sind neue, eben «Innovative» Quellen der Finanzierung gesucht. Abgaben auf Flug- und Schiffstreibstoff zum Beispiel.

In Sachen Innovation gäbe es da aus der Greenpeace-Küche einige spannende Ideen, die jetzt am Anfang der Konferenz die für Utopien zuständigen Hirn- und Herzzonen stimulieren: So könnte jedem Mensch auf der Erde dasselbe CO2-Budget zugewiesen werden. Wer weniger braucht verkauft sein Guthaben dem der mehr braucht. Eine massive Umverteilung von Nord nach Süd wäre die Folge. Die Konferenz-Realität ist dann meist weit armseliger, aber ich will nicht in dieses Horn blasen: Denn angesichts des Klimawandels gebietet wirklicher Realismus bekanntlich das vermeintlich Unmögliche.

Alex Hauri, Klima-Campainer

PS. Gerade jenes Land, das wie kein anderes auf Innovation, Träume und Traumfabriken setzt, macht uns am wenigsten Hoffnung. Also, wartet nicht auf die USA und nicht auf Obama. Geht voran mit ambitionierten Lösungen, ihr Unterhändler aller Länder!

WhatsApp
Share
Email
Tweet
Share