Der finnische Energiekonzern Neste Oil ist verdienter Sieger des Publikumspreises des Public Eye 2011. Die über 17’000 Stimmen für Neste Oil haben ein klares Zeichen gesetzt, dass sich die Öffentlichkeit nicht mit umweltschädlichen Geschäftsmodellen hinters Licht führen lassen will.

Der finnische Energiekonzern Neste Oil ist verdienter Sieger des Publikumspreises des Public Eye 2011. Die über 17’000 Stimmen für Neste Oil haben ein klares Zeichen gesetzt, dass sich die Öffentlichkeit nicht mit umweltschädlichen Geschäftsmodellen hinters Licht führen lassen will.

Der gefährlicher Pionier plant mit dem Bau von riesigen Produktionsanlagen in Singapur und Rotterdam, bis in zwei Jahren grösster Palmölabnehmer und Agrotreibstoffproduzent der Welt zu werden. Schon heute verkauft er unter der irreführenden Bezeichnung «Neste Green Diesel NExBTL» europaweit Biodiesel und Kerosin aus Palmöl. Auf den Leim des so gennanten Bio-Kerosins von Neste ist unter anderem die deutsche Lufthansa gekrochen – sie plant gegenwärtig ein Pilotprojekt mit Nestes Bio-Kerosin. Bleibt zu hoffen, dass ihre Tochtergesellschaft Swiss bessere Abklärungen bei der Suche nach umweltfreundlicherem Flugbetrieb macht.

Der enorme Rohstoffbedarf von Neste kann nur durch das Anlegen neuer Palmölplantagen gedeckt werden. Neue Plantagen werden in Indonesien und Malaysia hauptsächlich in Regenwäldern und auf kohlenstoffreichen Torflandgebieten angelegt – und trotzdem behauptet Neste nur nachhaltig produziertes Palmöl zu verwenden. Wie man inzwischen erkannt hat gibt es keine aus angepflanzten Rohstoffen (Palmöl, Soja, Raps, Jatropha etc.) produzierte und gehandelte Agrotreibstoffe, die als nachhaltig bezeichnet werden dürften. Grund dafür ist die Tatsache, dass der enorme Flächenbedarf für den Anbau von Pflanzen für Agrotreibstoffe  wiederum den Anbau von Nahrungspflanzen in schützenswerten Waldgebieten und weiteren ökologisch wertvollen Flächen verdrängt. Schon alleine die Konkurrenz zu Nahrungsmittelanbauflächen ist fatal und treibt Nahrungsmittelpreise in die Höhe.  Inzwischen weiss man auch, dass bei Berücksichtigung dieser Landnutzungsänderung Agrotreibstoffe sogar bis 167 %  schlimmer fürs Klima  als herkömmliches Benzin sind. Zunehmende Treibhausgasemissionen, Verletzung von Landrechten der lokalen Bevölkerung, Verlust Artenvielfalt weltweit – die Liste der negativen Auswirkungen ist lang.

Neste Oil ist auch ein prominentes Beispiel dafür, dass internationale Institutionen, die Nachhaltigkeitsauszeichnungen vergeben, dringend über die Bücher gehen müssen. Dazu gehören das ISCC Zertifikat, der  «Dow Jones Sustainability World Index«, das «Ethibel Pioneer Investment Register«,  «The Global 100 list of the world’s most sustainable corporations» und das «Forest Footprint Disclosure Project«. Sie alle müssen ihre Nachhaltigkeitskriterien bereinigen und aktualisieren, um nicht weiter Mitspieler des infamen Greenwashings einer Firma wie Neste zu bleiben.

Ebenso dringend braucht die bisher komplett verfehlte EU-Politik einen Kurswechsel, welche mit bestehenden Regulierungen falsche und gefährliche Anreize für nicht nachhaltige Agrotreibstoffproduktion setzt.

Neste Oil ist seit 2009 auch mit einer Niederlassung in Genf in der Schweiz präsent. Zudem befindet sich die Schweizer Nationalbank auf Rang 43 der Neste Shareholders. Auch wenn die Beteiligung  mit  0,1 % gering ist, ist es doch stossend, dass die Schweizer Nationalbank eine Beteiligung innehat – auch im Hinblick darauf, dass dies der allgemeinen politischen Position bezüglich Agrotreibstoffe in der Schweiz widerspricht.

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