Im Juni 2011 reiste der Schweizer Fotograf Guillaume Briquet ein erstes Mal in die 20­Kilometer­Sperrzone von Fukushima. Zu Fuss durchstreifte er das evakuierte Gebiet – gut ausgerüstet zwar, aber mit der Angst als ständiger Begleiterin: Da war das Risiko, von den Wärmebildkameras entdeckt zu werden, mit denen die Behörden die Sperrzone überwachten, und da war die unheimliche Bedrohung durch die radioaktive Verseuchtheit des Gebiets. Insgesamt 38 Stunden war Briquet unterwegs, bevor er die Gegend wieder verlassen musste, weil er sich verletzt hatte. Im Dezember 2011 schaffte er es, ein weiteres Mal in die verbotene Zone einzudringen. Von diesen beiden Expeditionen zeugen die 18 Bilder, die in der Ausstellung präsentiert werden.

Guillaume Briquets Bilder könnten auf den ersten Blick unspektakulär wirken. Doch je ungezwungener der Fotograf Ausschnitte aus Landschaften oder Räumen gewählt hat, desto stärker dringt die beklemmende Gemeinsamkeit der Bilder durch: Das Fehlen jeglichen menschlichen Lebens. In den Blickwinkeln und in der Distanz, mit welcher Briquet seinen Sujets gegenübertritt, widerspiegeln sich die Verlassenheit und die permanente Angst, entdeckt zu werden. Wo einst strenge Ordnung herrschte, holt sich heute – sinnbildlich für den Verlust von Tradition und Struktur – die Natur ihren Raum zurück. Winzige Details und eine alle Bilder durchdringende Grundstimmung lassen das Leid der Menschen, die durch die Atomkatastrophe vertrieben wurden, erahnen.

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