Donnerstag, 7. Juni 2012

28.09.2011, Urwaldzerstörung in Indonesien,
© Ulet Ifansasti / Greenpeace

Palmöl-Hersteller Golden Agri Resources (GAR) hat einen Bericht veröffentlicht, der die Kohlenstoffspeicherung und besonders schützenswerte Wälder in ihren Konzessionsgebieten in Borneo Indonesien identifiziert. Der so genannte «High Carbon Stock»-Bericht wurde im Rahmen eines von der indonesischen Regierung organisierten Workshops in Jakarta lanciert und ist Teil der von GAR in die Wege geleiteten Waldschutzmassnahmen. Die Taskforce hat den Auftrag, die von Präsident Yudhoyono versprochene 26-prozentige CO2-Emissionssenkung (41 % mit internationaler Hilfe) bis 2020 in die Tat umzusetzen.

«Der Bericht von Golden Agri Resources zeigt, dass eine in dieser Industrie tätige Firma durchaus feststellen kann, welche Wälder als schutzwürdig ausgeschieden werden sollten. Es handelt sich dabei um einen wichtigen Schritt im Kampf gegen die Waldzerstörung bei der Palmölgewinnung», sagt Bustar Maitar, der Leiter der Waldkampagne von Greenpeace Indonesien.

Nach einer  mehrjährigen Kampagne von Greenpeace gegen GAR hatte dieser sich im Februar 2011 dazu verpflichtet, jede Form von Waldzerstörung aus ihrer weltumspannenden Betriebstätigkeit zu verbannen. In Zusammenarbeit mit Greenpeace und The Forest Trust (TFT) – einer Organisation welche Firmen zu verantwortungsbewusster Produktion berät und begleitet – arbeitete GAR im letzten Jahr eine Reihe von klaren Standards zur Identifikation von Waldschutzgebieten aus. Aus dieser Zusammenarbeit entstand die erste Studie, deren Zweck darin besteht, eine praktische, wissenschaftlich robuste und kostengünstige Methode zur Definition und Identifikation von schutzwürdigen Wäldern mit hohem Kohlenstoffbestand (HCS) zu entwickeln. Dazu gehört ein provisorischer HCS-Schwellenwert von mehr als 35 Tonnen Kohlestoff pro Hektare.

Die Entwicklung einer Methode, die unterscheidet zwischen schutzwürdigen Waldgebieten und degradierten, kohlestoffarmen Wäldern, welche anderweitig erschlossen werden können, dürfte einen nicht unbedeutenden Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten, zu der sich die indonesische Regierung verpflichtet hat. Entscheidend wird sein, dass die indonesische Regierung die Anstrengungen von GAR tatkräftig unterstützt, indem sie einen Rahmen schafft, der die Konservierung von Kohlestoffbeständen und Wäldern ermöglicht, bestehende Vorschriften überprüft, gegebenenfalls anpasst und sinngemäss auf alle anderen Industrien ausdehnt, die ebenfalls in Waldgebieten wirken.

Das Engagement von GAR zeigt deutlich, dass Industrie und Zivilgesellschaft durchaus gemeinsame Lösungen zum Schutz der Umwelt und der Lebensgrundlagen der betroffenen Gemeinschaften erarbeiten können, ohne wirtschaftliches Wachstum zu gefährden. Die indonesische Regierung ihrerseits sollte ihre Anstrengungen zur Verbesserung der Waldbewirtschaftung und zur Durchsetzung der bestehenden Forstgesetze verdoppeln.

Die Schwesterfirma von GAR, Asia Pulp and Paper (APP), verantwortlich für grossflächige Waldzerstörung zur Gewinnung von Zellstoff für Papier und andere Verpackungsmaterialien, sollte dem Beispiel von GAR folgen und die Rodung besonders schützenswerter Waldflächen aus ihrer Versorgungskette verbannen.

Greenpeace wird die Umsetzung der globalen Waldschutzpolitik von GAR weiter kritisch verfolgen und fordert den Rest der Industrie auf, es GAR gleichzutun. Die Palmölindustrie und andere Industrien im Waldsektor wie Zellstoff und Papier müssen ebenfalls globale Standards entwickeln, damit Waldzerstörung endgültig aus ihren Versorgungsketten verschwindet.

Schweizer Abnehmer von Palmöl wie die Raffinerien Nutriswiss und Florin, aber auch Nestlé, Coop, Migros, Lindt und viele weitere sind gefordert, nur noch Palmöl zu importieren, welches dem neuen Standard entspricht. Die Kriterien und die Umsetzung des RSPO (Roundtable on Sustainable Palmoil) sind weiterhin viel zu schwach und auch Schweizer RSPO-Mitglieder müssen sich jetzt dafür einsetzen, dass der RSPO den neuen Standard übernimmt und nicht eine Greenwashing-Initiative bleibt.

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