Donnerstag, 23. August 2012

© wdr/i. schmitt-menzel/friedrich streich

Aus dem Greenpeace Magazin 2012, Nr. 3

 Als Kinder erzählten wir uns Elefant-&-Mauswitze. Einer ging so: Die Maus pinkelt ins Meer, dreht sich zum Elefanten um und sagt: «Gäng das!» Ähnlich ist es mit einzelnen Verhaltensänderungen – weniger Autofahren, mehr Strom sparen etc.: Nichts als ein Tropfen im Meer.

Verhaltensänderungen werden für die Umwelt dann relevant, wenn sie massenhaft geschehen. Doch massenhaft zum Tragen kommt nur das, was gemeinsam beschlossen, verordnet oder in eine Kampagne eingebettet wird. In fast allen anderen Fällen scheitert die Strategie über freiwillige Verhaltensänderungen an der Trägheit der Mehrheit. Gleichwohl meinen viele Umweltorganisationen, mit Moral ein Meer von Mäusen um sich scharen zu können. Denn die Versuchung ist gross, weil es so einleuchtend scheint: Über ein Problem informieren schafft Bewusstsein und dieses löst die Verhaltensänderung aus. Die Sozialpsychologie zeigt jedoch, dass Normen, Rebound-Effekte und die so genannte Allmende-Klemme, die Tropfen Einzelner im Meer untergehen lassen.

Und was bei Erwachsenen nicht funktioniert, scheitert bei jungen Menschen erst recht. Trotzdem sterben «Umweltbildungs»-Angebote nicht aus, die auf Verhaltensänderungen abzielen. Dabei wird weder die Umwelt spürbar geschützt noch Bildung betrieben. Solche Erziehung ist im Grunde eine Aufputzaktion: Die Badewanne läuft über, Kinder wischen den Boden auf, der Hahn jedoch wird nicht zugedreht. Symptom- statt Ursachenbekämpfung. Deshalb gibt’s Fördergelder, deshalb wird’s gemacht.

Solche Pädagogik des schlechten Gewissens ist weit von der «Bildung für nachhaltige Entwicklung» entfernt. Diese bedeutet kurz gesagt*:

  • Erlebnisförderung, vor allem bei Kindern: «Raus, aber richtig!» (statt Putzequipen heranziehen) 
  • Praktische Arbeiten wie Projektwochen für Jugendliche (statt langweilige Pseudoaufklärung). 
  • Lernen geschieht beim gestaltenden Tun und beim Nachdenken übers Handeln. Nicht über Wissensvermittlung (allein). 

Um einem Missverständnis vorzubeugen: Sich selber umweltschonend zu verhalten, ist gut. Schlecht ist nur die Strategie, mit einem Meer von Tipps mehr als einen Tropfen weiterkommen zu wollen. Wirfst du einem Menschen zehn Bälle aufs Mal zu, wird er keinen einzigen fangen.

* siehe z.B. www.umweltbildung.ch/fileadmin/user_upload/resources/positionspapier_1.pdf

 

Ausführliche Gedanken und Thesen zum Thema siehe nächster Blogeintrag ‹Information ist nicht Bildung›

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