Eine neue Greenpeace-Studie zeigt auf, weshalb die Holzwirtschaft in der Demokratischen Republik Kongo weiterhin ausser Kontrolle ist und welche Konsequenzen dies für die Wälder, für die Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung sowie für den Holzhandel hat. Für europäische Holzimporteure ist es seit der gestern in Kraft getretenen EU-Holzverordnung fast unmöglich, Holz aus dem Kongo zu importieren, ohne die neue Verordnung zu brechen.

Seit 2002 besteht ein Moratorium auf die Vergabe neuer Holzeinschlagskonzessionen in der Demokratischen Republik Kongo (DRK). Dieses wird jedoch in grossem Stile unterwandert, indem so genannte «artisanal logging permits» (handwerkliche Einschlagsgenehmigungen) illegal an industrielle Holzfirmen vergeben werden. Die neue Greenpeace-Studie dokumentiert die Spitze des Eisbergs durch mehrere Felduntersuchungen in den letzten Monaten, sowohl in der Bandundu-Waldprovinz als auch in den Holzumschlagshäfen. Die Arbeitsbedingungen bei diesem illegalen Holzeinschlag sind katastrophal, die Wälder werden geplündert  und die lokalen Gemeinden haben keinen Nutzen davon. Diese Zustände führen zudem zu einer enormen Steuerhinterziehung und lassen Geld versickern, welches dringend für die Bildung oder die Gesundheit des kongolesischen Volkes benötigt würde. Greenpeace fordert die kongolesische Regierung dazu auf, das Moratorium einzuhalten, mehr Transparenz und Kontrolle bei der Vergabe der Einschlagsbewilligungen herzustellen und deren illegale Vergabe zu stoppen.

Auch die unabhängigen Beobachter der Organisation REM konnten aufzeigen, dass die grössten Holzfirmen in der DRK in illegale Holzwirtschaft verwickelt sind. In dem Bericht liegen Beweise vor, dass die Unternehmen die ihnen zugewiesenen Abholzungsquoten überschreiten, Steuern hinterziehen, ohne Betriebsgenehmigungen arbeiten und ihre Buchführung fälschen.

Gemäss REM fälschte unter anderem die Firma SODEFOR – ein Tochterunternehmen der in Liechtenstein registrierten Norsudtimber Group (NST), an welcher die Schweizer Firma Precious Woods eine Minderheitsbeteiligung hat – Abholzungsmarkierungen und weigerte sich, den ermittelnden Behörden Einsicht in die massgeblichen Dokumente zu gewähren. Als weiteres Beispiel überschritt die Firma SIFORCO – welche bis im Frühling 2012 in der Hand der in Zug ansässigen Danzer Gruppe war – die erlaubten Holzschlag-Quoten systematisch und massiv. «Holzfirmen, darunter multinationale Unternehmen, kommen mit völliger Straflosigkeit davon, obwohl sie das kongolesische Gesetz routinemässig missachten», sagt Irène Wabiwa, Waldexpertin von Greenpeace International. «Illegaler Holzeinschlag hat direkte Auswirkungen auf Millionen kongolesischer Bürger, die für ihren Lebensunterhalt vom Wald abhängig sind.»

Die neue EU-Holzverordnung (EUTR), die am 3. März 2013 in Kraft getreten ist, soll illegal gewonnenes Holz vom Markt fernhalten, doch sie erfordert die Überprüfung und Minimierung des Risikos illegaler Holzeinfuhren durch ein effizientes Kontrollsystem. Holz aus dem Kongo ist eindeutig mit sehr hohem Risiko behaftet. Greenpeace bezweifelt deshalb stark, dass Holzhändler in der EU mit Holz aus dem Kongo handeln können, ohne die Regeln der EUTR zu brechen. Auch das in die Schweiz importierte Holz läuft ausnahmslos via EU-Holzhändler.

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