Die «Arctic Sunrise» im Kanal von Korinth

© Philip Reynaers / Greenpeace

 

«Die Politiker hören sowieso nicht zu…». Dies scheint die allgemeine Reaktion der Fischer hier in Griechenland zu sein, wenn man mit ihnen über ein gemeinsames Vorgehen für eine bessere Zukunft für kleingewerbliche Fischer und Ozeane spricht. Und diejenigen die zuhören, würden nichts zur Verbesserung der Situation kleingewerblicher Fischer unternehmen.

Es ist eine Tatsache, dass die aktuelle Gemeinsame Europäische Fischereipolitik (GFP) nicht für kleingewerbliche Fischerei ausgelegt ist. Schon seit Jahrzehnten werden die industriellen Fischereikonzerne begünstigt – Unternehmen, deren Schiffe bis zu 140 Metern lang sind und die Fangmethoden anwenden, die im wahrsten Sinne des Wortes jeden einzelnen Fisch vom Meeresboden kratzen. Auf diese Unternehmen kann zuerst gezeigt werden, wenn nach den Verantwortlichen für unsere überfischten Meere gesucht wird. Diese Flotten fangen 2-3 Mal so viel Fisch, wie es für eine gesunde Regeneration der Bestände verantwortungsvoll wäre. Viele von ihnen könnten kaum fischen, wenn sie nicht Millionen von Euros an Subventionen kassiert hätten. Gelder, die konstant die Kapazitäten der europäischen Industriefischerei in die Höhe treiben, und somit den Fischbestand Jahr um Jahr weiter abnehmen lassen und gleichzeitig den kleingewerblichen Fischern ihre Lebensgrundlage nimmt.

 

Greenpeace Volunteers bauten das weltgrösste Papierschiff der Welt in Athen
© Philip Reynaers / Greenpeace

Warum steht den industriellen Fischern ein so viel grösserer Teil der Fischfangquote zu, als Europas kleingewerblichen Fischereien? Die griechischen Fischer haben Recht, es liegt daran, dass die Politiker den kleingewerblichen Fischern kein Gehör schenken. Die industriellen Fischereiunternehmen haben im Gegenzug gute poltische Kontakte aufgebaut. Einige der Unternehmen sind sogar in nationalen oder europäischen Delegationen bei wichtigen europäischen und internationalen Versammlungen vertreten.

Als die Fischereiminister noch die einzigen Entscheidungstreffer in der Europäischen Fischereipolitik darstellten, waren diese Abläufe noch in Ordnung, mit einer unerheblichen Zahl an Gegnern. Doch die Dinge haben sich, im Prozess der EU Fischereireformbildung, geändert.

Mit dem Lissabon-Abkommen wurde dem Europäischen Parlament die Entscheidungsmacht über Fischereiangelegenheiten übertragen. Dies hat das Spiel grundlegen verändert. Im Februar dieses Jahres hat das europäische Parlament eine sehr progressive Fischerei Reform mit 75% Mehrheit verabschiedet. Ginge es nach den Parlamentariern – welche direkt von der europäischen Bevölkerung gewählt wurden – würde den kleingewerblichen Fischer der Grossteil der Fangquote und ein erweitertes Fischereigebiet zustehen. In den letzten Jahren ist in Brüssel viel passiert: Kleingewerbliche Fischer haben von ihren Problemen berichtet und ihre Meinungen dazu geäussert, was sich in der EU-Fischerei ändern müsse damit ihnen eine Zukunft als Fischer gewährleistet werden könne. Die Parlamentarier scheinen endlich zugehört zu haben.

Während unserer Tour mit der «Arctic Sunrise», haben wir in jedem besuchten Land, Fischereiminister auf unser Schiff eingeladen damit sie den kleingewerblichen Fischern Gehör schenken. Soweit hat sich uns der rumänische Minister angeschlossen, in Bulgarien hat uns der Vorsitzende der Fischereibehörde besucht. Hier in Griechenland, sowie in zahlreichen weiteren europäischen Ländern, wo den kleingewerblichen Fischern bisher nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, haben wir nicht einmal eine Antwort auf unsere Einladung erhalten.
Liebe Fischereiminister – Herr Tsaftaris, hier in Griechenland, Herr Canete in Spanien, Herr Cuvillier in Frankreich, haben Sie’s gehört? Wenn Sie nicht zuhören und entsprechend handeln, werden kleingewerbliche Fischereien in Europa keine Zukunft haben …

Die «Arctic Sunrise» und ihre Crew ist derzeit entlang der europäischen Küsten unterwegs um kleingewerbliche Fischer zu unterstützen und mit Politikern und der Fischereiindustrie in Dialog zu treten – für eine nachhaltige gemeinsame Fischereipolitik.

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