Donnerstag, 23. Mai 2013

© Christian Åslund / Greenpeace

Um sich den Zugang zu Ölreserven in der russischen Arktis zu sichern, gehen westliche Ölmultis wie Shell, BP, Exxon Mobil und Statoil mit den staatsnahen russischen Öl- und Gasbetrieben Rosneft und Gazprom diverse Partnerschaften ein. Die Deals versprechen beiden Seiten einiges: Die westlichen Firmen liefern Cash und Know-How, im Gegenzug wird ihnen der Zugang zu bisher unerschlossenen Quellen gesichert. Diese explosiven Deals wurden von den Organisationen Greenpeace, Platform und ShareAction untersucht und in dem Report «Russian Roulette: International  oil company risk in the Russian Arctic» zusammengefasst.

«Aktionäre sollten äusserst besorgt sein über die enorme Anzahl Risiken, welche mit solchen Vorhaben verbunden sind», sagt Charlie Kronick, Klima-Experte von Greenpeace. «Bohrungen in der Arktis sind technisch und ökologisch extrem schwierige Unterfangen. Wenn dies Firmen tun, welche berüchtigt sind für ihren äusserst laschen Umgang mit ökologischen und sicherheitstechnischen Fragen und zudem über keinerlei Offshore-Expertise verfügen, werden solche Unterfangen zu einem russischen Roulette.»
Der Report streicht die fünf grössten Risiken heraus, welche mit einer solchen Zusammenarbeit einhergehen:

a) Fehlende Offshore-Erfahrung

Das Shell-Debakel hat eindrücklich gezeigt, dass nicht einmal die erfahrensten Operateure genügend Kapazitäten haben, um den Herausforderungen im arktischen Ozean adäquat zu begegnen. Diese Einsicht sollte bei Investoren alle Alarmglocken ringen lassen, denn Rosneft hat noch nie ein Offshore-Projekt hin zum Ausbeutungsstadium gebracht und Gazprom hat noch nicht mal verkündet, wer aus der Chefetage ein allfälliges Projekt führen und somit die Verantwortung tragen würde.

b) Erschreckende ökologische Bilanz

Rosneft ist unangefochtener Spitzenreiter als ökologischer Zerstörer. Keine andere Ölfirma verzeichnet annähernd so hohe Werte bei Pipeline-Lecks wie der russische Gigant. Alleine 2011 war Rosneft für 2727 Lecks (rund 75 Prozent der Gesamtlecks) in der grössten russischen Ölprovinz Yugra verantwortlich, hat gleichzeitig aber nur rund 25 Prozent des regionalen Öls gefördert. Gazprom seinerseits ist durch seine Tochtergesellschaft Gazprom Neft für Untätigkeiten bei ein paar üblen Öllecks in Sibirien verantwortlich, welche zu verschiedenen Gerichtsverhandlungen führten.

c) Verletzung von Sicherheitsbestimmungen

Gazproms Sicherheitsbestimmungen werden sichtbar am unfassbaren Drama der Kolskaya-Plattform im Dezember 2011. Während des Einsatzes sank die Plattform und führte zum Tod von 53 der 67 Personen umfassenden Crew. Vor dem Unfall wurde Gazprom vor Gericht gezogen, weil die Firma ohne Betriebserlaubnis gebohrt hatte. Gazprom liess sich vom Urteil nicht beirren und bohrte trotz beginnender Eisbildung weiter.

d) Mangel an Transparenz

Bei beiden Firmen lassen sich kaum brauchbare Informationen zu ökologischen und sicherheitstechnischen Regulierungen finden. Rosneft rapportiert nur die Anzahl der Öllecks, jedoch nicht deren Umfang, während Gazprom nur die Menge angibt, jedoch alle Angaben bezüglich der Anzahl verschweigt. Shell und BP beispielsweise geben beide Indikatoren an.
Ebenfalls ähnlich Besorgnis erregend ist die Tatsache, dass beide Firmen praktisch keine Aktionspläne im Falle eines Öllecks veröffentlichen..

e) Politische Risiken

Schliesslisch sind auch politische Risiken zu erwarten: Die nun geschlossenen Partnerschaften müssen krisenresistent über einen äusserst langen Zeitraum halten, da vor 2030 kaum gefördertes Öl zu erwarten ist. Der Erfolg der Partnerschaften hängt deshalb einerseits davon ab, inwiefern diese ungleichen Partner über Jahrzehnte eine gute Beziehung zu erhalten imstande sind als auch, wie stark regulatorisch der Kreml in den Energiesektor eingreifen wird. Dessen Eingriffe sind legendär und verstärken somit die Unsicherheiten, welche mit dem geäusserten Plan, Gazprom und Rosneft zu privatisieren, verbunden sind.

Ölbohrungen in der Arktis sind zu riskant – nicht allein für die Umwelt und das Klima, sondern auch für Investoren. Hilf uns die Arktis vor industrieller Ausbeutung zu schützen und werde jetzt Arktisschützerin oder Arktisschützer.

Jetzt ArktisschützerIn werden: SaveTheArctic.org

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