Proschim ist ein kleines Dorf in Ostdeutschland. Es steht für den europäischen Widerstand gegen die klimaschädliche Braunkohle. Und kämpft ums Überleben. Ein Besuch.

Proschim ist ein kleines Dorf in Ostdeutschland. Es steht für den europäischen Widerstand gegen die klimaschädliche Braunkohle. Und kämpft ums Überleben. Ein Besuch.

Proschim

Als wir in Proschim ankommen, ist es höllisch heiss: «Gehen wir in die Kirche, dort ist es etwas kühler», sagt der 77-jährige Johannes Kapelle, einer der 300 Dorfbewohner. Hier, in der Lausitz-Region, besitzt der schwedische Energiekonzern Vattenfall Deutschlands zweitgrösste Braunkohleabbaugebiet und will fünf neue Tagebaue eröffnen.

Herr Kapelle lebt seit mehr als 50 Jahren in Proschim. Er war 14, als er in dieser Kirche zum ersten Mal die Orgel gespielt hat. Nur steht er an vorderster Front im Kampf gegen Vattenfall: „Diese Kirche hat zwei Weltkriege überlebt“. Ob sie im nächsten Jahr noch steht, ist allerdings fraglich: Vattenfall will in der Region 204 Millionen Tonnen Braunkohle fördern. Nur dank dem Engagement von Leuten wie Herrn Kapelle, die dabei ihre Heimat verlieren würden, wurde das Dorf noch nicht abgerissen.

Sehen Sie einen Kurzfilm über Herr Kapelle:

Der Widerstand wächst

Im vergangenen Jahr musste das Planverfahren neu aufgerollt werden, weil Bürger und Umweltverbände bei der ersten Öffentlichkeitsbeteiligung schwere Planungsfehler entdeckt hatten. Beispielsweise ist die Sicherheitslinie von 150 Metern zwischen Wohnbebauung und Abbaukante zu gering. Ausserdem ist eine Verschlechterung des Grundwasser-Zustandes voraussehbar, was das europäische Wasserrecht verletzen würde.

Für die Förderung der Braunkohle würde zudem die Landschaft auf vielen Quadratkilometern komplett zerstört – mitsamt allen Dörfern, Wäldern, Wiesen und Ackerböden, die sich über der Kohle befinden. Nach dem Abbau bleibt Kippengelände übrig, das aufgrund von Standsicherheitsproblemen über Jahrzehnte nicht betreten werden kann. Bis sich wieder eine fruchtbare Bodenkrume herausbildet vergehen Jahrhunderte.

Willkommen in der Hölle – entdecken Sie das Lausitzer Braunkohlerevier in Brandenburg und Sachsen.

Kohle hat keine Zukunft

Braunkohle ist der klimaschädlichste aller Energieträger, denn Kohlkraftwerke stossen etwa dreimal so viel Kohlendioxid aus wie Gaskraftwerke. Trotz fortschreitender Klimaerwärmung bleibt aber Kohle der weltweit meistverwendete Energieträger in der Stromerzeugung. Laut Internationale Energie-Agentur  wurde der Anstieg der weltweiten Energienachfrage in den letzten zehn Jahren fast zur Hälfte durch Kohle gedeckt. So wurde bei Kohle sogar ein stärkeres Wachstum verzeichnet als bei erneuerbaren Energieträgern.

Um diese besorgniserregende Entwicklung zu stoppen, ist es für Europa und die Schweiz besonders wichtig, dass Deutschland keinen neuen Braunkohletagebau in Betrieb nimmt. Denn sonst wird die klimaschädliche Kohle als weiterhin salonfähig betrachtet und die Energiewende sabotiert. 

Unterstützen deshalb auch Sie unsere Einsprache gegen den neuen Tagebau in der Lausitz.

Hier finden Sie einen Aufruf der Bewohner von Proschim, darunter Herrn Kapelle:

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