Meine Freundin Sini Saarela sitzt in Murmansk (Nordrussland) im Gefängnis. Mit weiteren 27 Greenpeace-Aktivisten und 2 Freelancer aus den verschiedensten Ländern. Sie gehören zu den ersten Personen weltweit, denen  – aufgrund ihrer Überzeugung, dass es notwendig ist sich gegen den drohende Klimawandel einzusetzen –  langjährige Haftstrafen drohen. Sie und ihre Kollegen hatten friedlich gegen geplante Ölbohrungen in der Arktis demonstriert. Sie tun damit etwas, dass Millionen Menschen unterstützen: Sie setzen sich dafür ein, dass fossile Brennstoffe nicht in unsere Atmosphäre gelangen.

Henry Thoreau, Mahatma Gandhi und Martin Luther King meinten einst: Es wird eine Zeit geben, in der Individuen die moralische Verpflichtung haben die Zivilgesellschaft anzuführen. Ich glaube, jetzt da die Klima-Krise immer deutlicher wird, haben wir diesen Moment erreicht.

Lassen Sie uns die Fakten ansehen. Der russische Ölgigant Gazprom ignoriert die Bedrohung unserer Welt durch die geplanten Bohrungen in der Arktis. Dies ist aber nur aufgrund der vorangegangenen Klimaveränderungen dort überhaupt möglich. Würde es zu einem Ölaustritt kommen, hätte das aber drastische Folgen. Das Vorhaben Gazproms ist allerdings legal, während Sini in Murmansk im Gefängnis sitzt. Dieses Bild zeigt, was mit auf unserem Planeten gerade falsch läuft.

Thoreau, der 1849 die Sklaverei-Debatte in den USA anführte, meinte, dass Individuen sich nicht von Regierungen und Gesetzen ihre Überzeugungen ausreden lassen dürften. Gandhi motivierte Menschen sich einer friedlichen Bewegung gegen Ungerechtigkeiten anzuschliessen. Ziviler Ungehorsam bedeutet in diesem Zusammenhang keine Anarchie oder einen gesetzesfreien Raum. Auch friedlich Protestierende sind mit Gesetzen und mit den möglichen Konsequenzen in Bezug auf ihr Handeln konfrontiert. Sie versuchen allerdings das Gerechtigkeitsverständins der Menschen innerhalb von Gesellschaften zu verändern und in weiterer Folge auch die dazugehörenden Gesetze.

Proteste von Einzelnen haben oft Grosses bewirkt. Ohne den Mut von Rosa Parks, die sich weigerte die Rassentrennungsgesetze von Alabama zu akzeptieren und ihren Sitzplatz in einem öffentlichen Bus nicht räumte, wäre Barack Obama heute vielleicht nicht Präsident der Vereinigten Staaten. Er dürfte vielleicht nicht einmal wählen.

Nach jahrelangen Umweltkampagnen zum Thema Klimawandel, haben wir nun einen entscheidenden Moment erreicht. Die Gefahren des Klimawandels werden von den meisten Regierungen mittlerweile anerkannt. Sie handeln jedoch nicht. Der vor kurzem erschienene UN-Bericht zum Klimawandel zeichnet ein düsteres Bild von der Zukunft auf die wir uns zubewegen. Falls wir den Trend nicht aufhalten. Eltern wünschen sich diese Zukunft nicht für ihre Kinder und junge Menschen blicken pessimistisch in diese Richtung. Wir können es noch verhindern, aber wir müssen jetzt handeln. Ein wenig später wird es schlicht zu spät sein.

In einem rationaleren Universum wären es nicht Sini und ihre Freunde, die sich gegen das Fördern von Öl in der Arktis einsetzen, sondern die Präsidenten und politischen Entscheidungsträger der USA, EU, China, etc.. Die Situation könnte jedoch nicht gegensätzlicher sein.

Ich kenne Sini nun schon seit Jahren. Sie hat ein starkes moralisches Gewissen. Sie ist eine von diesen Personen, die nicht tatenlos zusehen können, wenn sie Ungerechtigkeiten sehen. Während ich gut darin bin, mein Gewissen ruhig zu halten, weil es andere auch tun. Sini ist ausserdem eine der mutigsten Menschen, die ich kenne. Ihr waren die Risiken ihrer Handlung bewusst, auch wenn niemand diese Reaktionen wirklich erwartet hätte. Ich denke nicht, dass ich den Mut hätte mich zwei Mal mit Gazprom zu konfrontieren, so wie sie es getan hat. Das ist wahre Überzeugung. Ich bin stolz, dass ich Sini kenne!

Aktivismus irritiert viele Menschen.  Aber er ist ein notwendiger, wenn auch unangenehmer Weckruf für uns alle. Viele Menschen wollen sich dieser Herausforderung nicht stellen. Sie würden den Klimawandel lieber negieren. In Ländern wie Finnland verstecken sich viele Personen hinter ihren Gesetzen. Aber kaum ein Politiker ist, was unser Klima betrifft, auf dem richtigen Weg: uns und unsere Kinder zu beschützen. Diese Rolle haben Sini und mutige Menschen weltweit für uns übernommen.

In Finnland haben viele ihrer Landsleute Sini stark kritisiert, manche soweit, dass sie ihr einige Zeit in einem russischen Gefängnis wünschen. Ich kann mir vorstellen, welche Kommentare Menschen gehört haben müssen als sie sich zum ersten Mal gegen die Sklaverei und Rassentrennung oder für das Wahlrecht von Frauen ausgesprochen haben. Die meisten Menschen, die sich für uns eingesetzt haben, wurden nicht gut behandelt. Wir wollen die Botschaft einfach nicht hören. Wenn ich nun die selbstgefälligen, teils aggressiven Kommentare zu Neuigkeiten von Sini höre, habe ich das Gefühl, dass wir Helden wie sie gar nicht verdienen. Wir haben es nicht verdient, dass diese Helden ein persönliches Risiko für uns und unser Klima auf sich nehmen. Aber Sini handelt trotzdem. Weil es das Richtige ist.

Tun auch Sie das Richtige und schreiben Sie eine Email an die russische Botschaft. Fordern Sie die Freilassung von Sini und ihren Freunden!

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