Greenpeace-Aktivisten erinnern WM-Hauptsponsor Adidas an ein altes Versprechen: gefährliche Chemikalien aus seiner Textilproduktion zu verbannen.

Greenpeace-Aktivisten erinnern WM-Hauptsponsor Adidas an ein altes Versprechen: gefährliche Chemikalien aus seiner Textilproduktion zu verbannen.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Protestaktion bei Adidas in Deutschland

«Keep the Game Beautiful» lautet ein Werbeslogan des Textilherstellers Adidas, Hauptsponsor der Fussball-Weltmeisterschaft 2014. Würde er sich nur selber daran halten. Das Unternehmen setzt immer noch gefährliche Chemikalien in der Textilproduktion ein und gefährdet damit Trinkwasser und Gesundheit der Menschen in den Produktionsländern. Greenpeace-Aktivisten fordern deshalb anlässlich der Jahreshauptversammlung des Konzerns in Fürth, den Worten von 2011 Taten folgen zu lassen.

Im Jahr 2011 startete Greenpeace die Detox-Kampagne, eine Aufforderung an die Textilbranche, ihre Produktion zu entgiften. In der Folge verpflichteten sich 20 Textilhersteller und -händler, darunter Adidas, schrittweise aus der Nutzung von schädlichen Chemikalien auszusteigen. Bis 2020 sollen schrittweise gefährliche Stoffe wie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC), Weichmacher oder Nonylphenole aus der Herstellung verschwinden. Einige dieser Chemikalien können sich in der Umwelt und im menschlichen Körper anreichern, Hormonstörungen verursachen, die Fortpflanzung schädigen oder das Tumorwachstum fördern.

Leere Versprechungen

Während Konzerne wie H&M und Mango bereits begonnen haben, ihre Versprechen umzusetzen und Abwasserdaten veröffentlichen, versteckt sich Adidas hinter den Versprechen des Branchenverbands «Zero Discharge of Hazardous Chemicals Group» (ZDHC).

«Wir sehen nur allgemeine Nachhaltigkeitsberichte von Adidas. Alle unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade Adidas in Sachen gefährliche PFC weitermacht wie bisher», sagt Manfred Santen, Chemieexperte von Greenpeace. Die Firma gibt nicht bekannt, welche Chemikalien sie an welchen Produktionsstandorten in Asien einsetzt. Ausstiegsdaten für alle PFC und andere Stoffe stehen immer noch nicht fest.

Profit auf Kosten der Umwelt

Auch in Peking protestieren Greenpeace-Aktivisten am Tag der Jahreshauptversammlung gegen diese Geschäftspolitik. Adidas lässt wie fast alle Textilhersteller seine Ware unter anderem in China fertigen. Die Umweltstandards dort sind weit von europäischen oder US-amerikanischen Standards entfernt. Giftige Abwässer werden direkt in Flüsse eingeleitet, aus denen die Menschen ihr Wasser beziehen. 320 Millionen Chinesen haben keinen direkten Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Als Hauptsponsor der Fussball-WM in Brasilien erwartet Adidas Rekordgewinne bis zu 900 Millionen Euro. Für Umwelt und Gesundheit ist der Zuwachs ein schlechtes Geschäft – vor allem dort, wo die Fussballschuhe und Trikots hergestellt werden.

«Wir fordern Adidas auf, den eigenen Werbeslogan ernst zu nehmen: ’Keep the Game Beautiful’. Schadstoffe haben auf dem Fussballplatz nichts zu suchen. Das grüne Image, das Adidas für viele Investoren so attraktiv macht, könnte sonst ernsthaft leiden», sagt Santen.

Wie mangelndes Umweltengagement von Unternehmen zum Eigentor führen kann, zeigt das PR-Desaster des PFC-Herstellers DuPont: Im Jahr 2002 stellten Wasserwerke in West Virginia/USA fest, dass DuPont grossflächig Trinkwasser in der Umgebung seiner Fabriken verseuchte. Perfluoroktansäure – eine PFC-Substanz – hatte sich besonders im Blut von Kindern angereichert. 

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