Die Hitzewelle hat uns dieses Jahr schon zum zweiten Mal erreicht. Durch den Klimawandel wird es in Zukunft noch häufiger und länger solche Rekordtemperaturen geben. Der Klima-Experte von Greenpeace Schweiz, Georg Klingler, beantwortet häufige Fragen und widerlegt verbreitete Thesen.

Natürlich ist es heiss, es ist Sommer!

Die Wissenschaft zeigt deutlich, dass Rekordtemperaturen in Zukunft zunehmen. Laut MeteoSchweiz erlebte die Schweiz in der ersten Juliwoche eine der extremsten Hitzewochen seit Beginn der systematischen Messungen vor über 150 Jahren. Die Julitemperaturen liegen bislang rund 4 bis 6 °C über den langjährigen Mittelwerten der Periode 1981 bis 2010. Ältere Menschen, Kleinkinder und pflegebedürftige Menschen können mit der Hitze nicht so gut umgehen. Der extrem heisse Sommer 2003 hat rund 1000 Todesfälle verursacht.

Was hat das mit dem Klimawandel zu tun?

Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit für Hitzewellen. Forscher der ETH haben kürzlich gezeigt, dass heute schon die Hälfte aller weltweiten Hitzeextreme auf den Klimawandel zurückgeführt werden können. Und bei zunehmender Erwärmung nimmt die Wahrscheinlichkeit von Extremen stark zu: Zusätzliche 0.5°C durchschnittlicher Erwärmung führen zu einer Verdoppelung der Hitzeextreme. 

Bisher gab es alle paar hundert Jahre einen Hitzesommer wie wir ihn im Jahr 2003 hatten. In Zukunft könnte jeder zweite Sommer so heiss werden.

Hat es den Klimawandel nicht schon immer gegeben?

Es gibt einen wissenschaftlichen Konsens, dass die Klimaerwärmung in den letzten Jahrzehnten schnell zugenommen hat und dass dies durch uns Menschen verursacht wurde, weil wir sehr viele Treibhausgase ausstossen.

Leiden Tiere nicht noch mehr als die Menschen?

Tiere sind in der Tat ebenfalls von der Hitze stark betroffen. Fische zum Beispiel sind durch das warme Wasser bedroht. 

In den Bergen wird es kühler.

Das stimmt nur teilweise. Die Winter werden kühler, nicht aber die Ganzjahres-Mittelwerte. Und die Abkühlung der Winter hat sehr wahrscheinlich mit der Klimaerwärmung zu tun. Die Ursache sehen Forscher in veränderten Wetterlagen: Die milden Westwinde, verursacht durch den Temperaturunterschied zwischen der kalten Arktis und den warmen Tropen, werden schwächer, weil die Arktis sich erwärmt.

Die Sonne wird in Zukunft wieder schwächer.

Das stimmt vorübergehend, aber die Klimaerwärmung ist stärker. Ohne Gegenmassnahmen werden die Temperaturen weiter steigen.

Bringt die Klimaerwärmung nicht auch Vorteile mit sich?

Vereinzelt kann das der Fall sein (zum Beispiel bei der Kirschenproduktion), aber insgesamt überwiegen deutlich die negativen Folgen: Hitzetote, Waldbrände, Ernteausfälle, Wasserknappheit sind nur ein paar Beispiele dafür.

Georg Klingler, Klima-Experte Greenpeace Schweiz