Indonesien brennt: Seit Wochen nehmen verheerende Waldbrände in weiten Teilen des Landes den Menschen und Tieren die Luft zum Atmen und zerstören artenreiche Regenwälder. Riesige Mengen klimaschädliches CO2 gelangen in die Atmosphäre.

Indonesien brennt: Seit Wochen nehmen verheerende Waldbrände in weiten Teilen des Landes den Menschen und Tieren die Luft zum Atmen und zerstören artenreiche Regenwälder. Riesige Mengen klimaschädliches CO2 gelangen in die Atmosphäre.

 

Montag, 2. November 2015
© Ardiles Rante / Greenpeace

 

Das jahrzehntelange Zerstören von Wäldern und das Trockenlegen von Torfmooren durch die Plantagenindustrie (Palmöl- und Papierkonzerne) haben grosse Teile Indonesiens in eine gigantische Streichholzschachtel verwandelt. In diesem Jahr hat das Wetterphänomen El Nino die Lage noch verschärft – durch weniger Niederschläge und eine verlängerte Trockenzeit brennen die Feuer weiter und der giftige Rauch hält sich länger in der Luft. Die Brände und der damit verbundene Landgewinn auf Kosten des Urwaldes werden bereits als «Verbrechen an der Menschheit»  und «schlimmster Umweltfrevel des 21. Jahrhunderts» bezeichnet.

Menschen und Tiere betroffen

Die Feuer in Indonesien bedrohen nicht «nur» seltene Tierarten wie den Orang-Utan, sondern auch die Gesundheit von Millionen Menschen. Seit Monaten sind die Brände nicht in den Griff zu bekommen. Besonders hart ist der Regierungsbezirk Zentral-Kalimantan auf der Insel Borneo von der Katastrophe betroffen. Die Menschen hier bezahlen jetzt die Rechnung dafür, dass die Palmölindustrie seit Jahrzehnten die Wälder zerstört und Torfmoore trocken legt. In dem Dorf Sei Ahass werden die Auswirkungen der skrupellosen Regenwaldabholzung auf die Bevölkerung eindrücklich deutlich. Der Ort ist unter einer Dunstglocke gefangen, schnelle Rettung ist nicht in Sicht. Die Menschen gehen ihrer Arbeit nach, Kinder wachsen auf – in einer Umgebung, die zusehends lebensfeindlicher wird.

Die Feuer haben Indonesien innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der Klimasünder katapultiert. In den vergangenen drei Wochen sollen durch die Brände ungefähr 20 Mal mehr Treibhausgase ausgestossen worden sein, als die Schweiz in einem Jahr verursacht.

Warum? Rund die Hälfte der Feuer-Hotspots wurde in Moorgebieten registriert – diese meterdicken Torfböden haben über Jahrtausende riesige Mengen an Kohlenstoff gespeichert. Durch Entwässerung und Feuer zersetzt sich der Torf, und der Kohlenstoff gelangt als klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre – etwa 200 Mal so viel wie bei Bränden auf anderen Böden. Die Brände heizen den Klimawandel massiv an. Um die globale Erwärmung zu begrenzen, sind grosse Anstrengungen der Weltgemeinschaft erforderlich – der Schutz der verbliebenen Regenwälder Indonesiens gehört klar dazu.

Heimlichtuerei der Papier- und Palmöl-Konzerne

Greenpeace-Rechercheure haben 112’000 Feuer-Hotspots analysiert, die zwischen dem 1. August und 26. Oktober 2015 registriert wurden. Nahezu 40 Prozent der Feuer loderten innerhalb ausgewiesener Konzessionen: Gebiete, die Firmen von der indonesischen Regierung zum Holzeinschlag oder zur Umwandlung in Plantagen zugesprochen wurden.

Die Firma, die offenbar für die meisten Feuer verantwortlich gemacht werden kann, ist Asia Pulp and Paper (APP). Dies ist nicht verwunderlich. Zum einen hat die Firma die grössten Konzessionsflächen in der Region und eine zerstörerische Vergangenheit. Zum anderen ist APP der einzige Konzern, der genaue Karten zur Verfügung gestellt hat, auf denen nachvollzogen werden kann, wo ihre eigenen Konzessionsgebiete und die ihrer Zulieferer liegen. Leider ein Einzelfall, denn die indonesische Regierung hat kürzlich den Antrag von Greenpeace abgelehnt, Informationen über alle aktuellen Konzessionsflächen öffentlich zugänglich zu machen. Andere Unternehmen geben nur sehr spärliche Informationen über ihre Flächen und die ihrer Zulieferer preis. Es stellt sich die Frage – was haben sie zu verbergen? Die Daten zu Konzessionsgebieten müssen dringend veröffentlicht werden, um die Zerstörer ausfindig machen und zur Rechenschaft ziehen zu können.

Zwei Massnahmen mit grosser Wirkung

Was kann die Brände stoppen und wie können solche Katastrophen zukünftig verhindert werden?

1.     Waldschutz – JETZT!

Die Zerstörung von Wäldern zu verhindern und diese zu erhalten ist einer der effektivsten und kosteneffizientesten Beiträge, eine katastrophale Klimaerwärmung zu verhindern. Schätzungen zufolge kosten die Waldbrände die indonesische Wirtschaft rund 14 Milliarden US-Dollar. Solange Firmen weiterhin Wälder zerstören und die indonesische Regierung nicht konsequent durchgreift, wird es immer wieder zu verheerenden Bränden kommen.

Greenpeace fordert daher von Indonesiens Präsidenten Joko Widodo und den Unternehmen entlang der Produktions- und Verarbeitungskette von Palmöl, der Feuerkrise in Indonesien endlich zu begegnen. Sie können die Zerstörung durch den Plantagensektor beenden, indem sie ihre Zulieferer kontrollieren und umgehend einen Handelsstopp mit Unternehmen verhängen, die weiterhin auf Kosten der Regenwälder und Torfmoore wirtschaften.

2.     Wiedervernässen und Renaturieren

Nach seiner Wahl im vergangenen Jahr gelobte Präsident Joko Widodo den Schutz der Torfmoore voranzutreiben. Er reiste nach Sumatra und half dabei, einen Entwässerungskanal zu bauen, um das weitere Austrocknen des Torfbodens zu verhindern. Seitdem brachen in diesem Gebiet kaum noch Feuer aus. Vor einigen Tagen erneuerte er seine Versprechen und sprach sich für ein Moratorium auf die Vergabe von Konzessionslizenzen in Moorgebieten aus.

Jetzt muss Präsident Widodo beweisen, dass er es ernst meint und effektiv die Wiedervernässung ausgetrockneter Torfmoore in die Wege leiten – wie von Greenpeace seit Jahren gefordert. Denn nur so kann die Feuergefahr erheblich reduziert werden.

Die Verzweiflung der Menschen in Kalimantan wächst von Tag zu Tag. Die Feuersbrunst in Indonesien muss endlich verlöschen. Unterschreiben Sie die Petition von Greenpeace Deutschland.

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