Mit dem unbestimmten, aber emotionalen Schlagwort der «Ernährungssicherheit» wollte und will der konservative Teil der Agrarlobby die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft auf mehr und intensivere Produktion trimmen. Das ist doppelt falsch.

Erstens weil noch mehr Produktion unsere Natur und damit die Produktionsgrundlagen massiv schädigen würde. Und zweitens, weil das grösste Sicherheitsrisiko in Bezug auf die Ernährung nicht ein Mengenproblem sondern ein Qualitätsproblem ist. Die Konsumentinnen und Konsumenten wollen einheimische, aber zugleich auch gesunde, ökologisch einwandfreie Produkte geniessen.

Antibiotika im Fleisch, Pestizide in Früchten und im Gemüse oder gentechnisch veränderte Erzeugnisse sind ein Risiko für die Gesundheit und werden darum von der Bevölkerung abgelehnt. Gentechfrei ist die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft zum Glück noch. Das muss so bleiben. Um eine wirklich sichere Ernährung zu gewährleisten, muss sie jetzt aber auch giftfrei werden. Dies erfordert eine ökologische Offensive in der Agrarpolitik.

Äusserst dringend sind ökologische Fortschritte im Bereich der Pestizidreduktion. Denn die Schweiz gehört zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizideinsatz. Für die Gesundheit von Mensch und Natur ist das inakzeptabel. Denn Pestizide sind giftige Chemikalien, die sich in der Natur unkontrolliert ausbreiten.

Über 100 Pestizide wurden in Schweizer Fliessgewässern nachgewiesen. Über unsere Nahrung nehmen wir täglich einen ganzen Cocktail an Pestizidrückständen auf. Das ist ein ein erhebliches Gesundheitsrisiko. Pestizide stehen im Verdacht, an der Entstehung von schweren Krankheiten beteiligt zu sein. Fische, Frösche, Vögel, Bienen und ganze Lebensräume sind ebenfalls negativ betroffen. Die Biodiversität leidet massiv unter dem Pestizideinsatz.

Die Schweizer Landwirtschaft muss hier zu Recht um ihr Image fürchten. Und dies obwohl die Schweiz einst ein Pionierland der Pestizidreduktion war und Verbände wie IP-Suisse und Bio-Suisse jeden Tag zeigen, wie Landwirtschaft mit weniger Pestiziden funktioniert.

Wir erwarten von der Politik ambitionierte Reduktionsziele sowie Verbote von besonders gefährlichen Pestiziden. Die Entwicklung und Förderung von Alternativen zu den Giften ist energisch voranzutreiben. Zudem muss vollständige Transparenz hergestellt werden: Sowohl bei der Zulassung von Pestiziden als auch bei der Information zu Verunreinigung und Belastung unserer Umwelt und unserer Gesundheit.

Mit einem überzeugten Ja zur Verfassungsergänzung verankern wir das Prinzip der «Sicherung der Grundlagen für die landwirtschaftliche Produktion» in der Verfassung. Um die Grundlagen der landwirtschaftlichen Produktion mittel- und langfristig zu sichern, braucht es eine Reduktion des Pestizideinsatzes. Auch deshalb setzen wir uns für ein Ja am 24. September ein.

Weitere Informationen: http://act.gp/2wqOvdj