Neuer Report zur Versicherungsbranche zeigt: Führende Versicherer veräussern 20 Milliarden Dollar Beteiligungen aus Kohleunternehmen und beschränken ihren Versicherungsschutz für Kohle-Projekte. Leider hinken amerikanische und grosse europäische Konkurrenten in der Branche immer noch hinterher und gefährden damit das Klima. Anders Swiss Re und Zurich Versicherungen: Sie unternehmen wichtige Schritte, um aus dem Kohle-Business auszusteigen. Greenpeace fordert einen Ausstieg aus allen fossilen Brennstoff-Projekten und dass andere Versicherer nachziehen.
 
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15 führende Versicherer haben Vermögenswerte in der Höhe von 20 Milliarden USD aus Anleihen und Aktien im Kohle-Sektor veräußert und verfolgen immer mehr eine Politik, die das Underwriting von fossilen Kohle-Projekten ausschliesst. Damit haben sie grosse Schritte gegen die Kohleindustrie unternommen und läuten damit vielleicht eine Wende im Versicherungssektor ein. Wird Kohle in Zukunft nicht mehr versicherbar? Der Report von Unfriend Coal in Zusammenarbeit mit Greenpeace beleuchtet die Rolle der Versicherer im Kohlesektor und identifiziert 25 führende Versicherungsgesellschaften – Nachzügler wie auch Vorreiter der Branche.

Am besten schneiden Swiss Re und Zurich Versicherung ab, dicht gefolgt von AXA Versicherungen und Scor. Swiss Re hat 2017 bereits einen spezifischen Mechanismus zur Co2-Risikosteuerung entwickelt, der ihre Geschäftstätigkeiten auf eine kohlenstoffarme Welt ausrichten soll. Zurich Versicherungen kündigte diese Woche an, dass sie Unternehmen, die mehr als 50 Prozent ihrer Einnahmen aus Kohle erwirtschaften, ebenfalls nicht mehr versichern werden. Die Richtlinien dieser beiden Versicherer gehen über alle bisherigen Bemühungen der Branche hinaus. Doch obwohl immer mehr Versicherer sich aus dem Geschäft mit Kohle zurückziehen, haben laut dem Report noch keine amerikanischen Versicherer ernsthafte Massnahmen diesbezüglich ergriffen. Unter den grossen europäischen Unternehmen haben auch die Hannover Rück, ACE Chubb und Mapfre bisher nicht viel unternommen, auch Generali und Munich Re bewegen sich nur in kleinen Schritten Richtung kohlenstoffarmer Umwelt.

Katja Nikitenko, Finanzexpertin, Greenpeace Schweiz, sagt:«Die Rolle der Versicherer besteht darin, Risiken für die Gesellschaft zu erkennen. Kohle emittiert bei der Verbrennung mehr CO2 als alle anderen Energiequellen. Daher wären Versicherer jetzt in der Lage, die Verpflichtungen des Pariser Klimaabkommens entscheidend zu unterstützen. Die UNO fordert einen Stopp für neue Kohlekraftwerke und einen beschleunigten Ausstieg aus bestehenden Anlagen als wichtige Schritte zur Erreichung der Klimaziele. Leider sind viele Versicherer noch untätig».

Peter Bosshard, Koordinator von Unfriend Coal, sagt:«Wenn die Versicherer die zahlreichen natürlichen, technischen, kommerziellen und politischen Risiken von Kohle-Projekten nicht mehr decken, können keine neuen Kohlebergwerke und Kraftwerke gebaut und bestehende Betriebe stillgelegt werden. Die Versicherer verwalten außerdem Vermögenswerte im Umfang von 31 Billionen US-Dollar und können durch den Übergang von Kohle zu erneuerbarer Energie den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft beschleunigen».

Forderungen von Greenpeace an die Versicherer:

  • Versicherer sollen ihre Geschäftspolitik dahingehend ändern, dass sie Kohleunternehmen nicht mehr versichern, neben einem kompletten Investitionsrückzug aus Firmen, die mindestens 30 Prozent ihres Umsatzes oder ihrer Energie aus Kohle gewinnen.
  • Zusätzlich sollten alle anderen Unternehmen das Underwriting von fossilen Brennstoffprojekten ausschliessen und allfällige Investitionen abziehen.

Gleichzeitig mit ihrem Rückzug aus dem fossilen Energiesektor sollen die Versicherer ihr Engagement in erneuerbare Energiequellen entsprechend erhöhen.

 
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Detaillierte Informationen zum Report

Der Report bewertet, wie Versicherungsunternehmen mit Kohle und Klimawandel umgehen. Sie basiert auf den Antworten von 17 der 25 Versicherer – eine Beteiligungsrate von 68% – und auf zusätzlichen Informationen aus Branchenumfragen, Unternehmensliteratur und Websites. Vier führende Versicherer reagierten über ihre CEOs, was die Bedeutung unterstreicht, die sie dem Thema beimessen.

Marktsituation und Bafu Studie

Unter diesen Umständen könnte der Markt für Kohle schrumpfen und Kohle unversicherbar machen. Versicherungsunternehmen haben ein großes Eigeninteresse daran, einen katastrophalen Klimawandel zu vermeiden. Dies zeigte auch eine diesjährige Studie des Bundesamtes für Umwelt (Bafu), welche Pensionskassen und Versicherungen dazu eingeladen hat, die Klimaverträglichkeit ihrer Portfolien zu testen. Die Ergebnisse bestätigen auch die Befürchtungen der Branche: Gelingt ein kontinuierlicher Übergang zu einer klimaverträglichen Weltwirtschaft nicht, könnten in bestimmten Sektoren erhebliche Verluste eintreten. Produktions- und Investitionspläne müssten später unvermittelt angepasst werden.

Ergebnisse zu Underwriting

Swiss Re hat bereits das Zeichnen von Schiefergas, Teersanden und arktischen Bohrprojekten eingeschränkt und im Jahr 2017 hat SwissRe bereits einen spezifischen Mechanismus zur Co2-Risikosteuerung entwickelt, der ihre Geschäftstätigkeiten auf eine kohlenstoffarme Welt ausrichten soll. Der erste Teil dieses Vorhabens beinhaltet ein neues Reglement für thermische Kohleversorgungsunternehmen und den Bergbau. Dieses beinhaltet, dass Swiss Re künftig keine Unternehmen versichern wird, welche ihre Einnahmen mehr als 30% aus Kohle erwirtschaften. Die neue Richtlinie tritt Mitte 2018 in Kraft und es wird eine Übergangsfrist gelten.

Zurich und AXA punkten bei der Verwendung einer breiten Definition von Kohleunternehmen, die neue und bestehende Minen einschließen, und beenden die Deckung für Bergbau- oder Elektrizitätsunternehmen, die mehr als 50% ihres Umsatzes mit Kohle erzielen.

Ergebnisse zu Divestment

Swiss Re und SCOR verwenden eine strengere 30% – Schwelle und verwalten wenig oder keine Vermögenswerte von Drittparteien. Die Allianz hat eine strengere 30% -Schwelle angenommen, aber dies umfasst nicht mehr als eine Billionen von Vermögenswerten, die sie für Dritte verwaltet. Die Münchener Rück hat sich von Aktien getrennt, hält aber weiterhin Anleihen von Kohleunternehmen. Zurich und AXA erzielen eine hohe Punktzahl für die Veräußerung sowohl ihrer eigenen Vermögenswerte als auch von Vermögenswerten, die sie im Auftrag Dritter verwalten. Das sind hauptsächlich Bergbau- oder Elektrizitätsunternehmen, die mehr als 50% ihres Umsatzes mit Kohle erzielen.

Ein Schwellenwert von 50% ermöglicht weiterhin Investitionen in einige der aggressivsten Kohleunternehmen der Welt, wie Koreas KEPCO, J-Power in Japan und Tenaga in Malaysia. Unfriend Coal fordert die Unternehmen auf, eine 30% -Schwelle für ihre eigenen und fremden Vermögenswerte zu setzen.

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