Schweizerinnen und Schweizer sind Vielflieger: Der Flugverkehr könnte hierzulande bald zu den stärksten Treibern der Klimaerhitzung gehören. Greenpeace-E-Activists machten in den Flughäfen Zürich, Genf und Basel-Mulhouse auf das Problem aufmerksam und riefen dazu auf, weniger oft in ein Flugzeug zu steigen. Um ihre Forderung unter die Leute zu bringen, liessen die AktivistInnen auf den Smartphones und Tablets von PassagierInnen und BesucherInnen ein Video abspielen.

Herbstzeit ist Ferienzeit. Um in wärmeren Gefilden ihren Sommer zu verlängern oder neue Städte und Länder zu entdecken, werden in den nächsten Tagen wieder viele Schweizerinnen und Schweizer ins Flugzeug steigen. Die Statistik zeigt: Reisen ins Ausland erfolgen am häufigsten mit diesem Verkehrsmittel. Im Durchschnitt fliegt jede Schweizerin und jeder Schweizer im Jahr fast 9000 Kilometer. Das ist doppelt so viel wie unsere Nachbarn in Frankreich, Deutschland oder Italien.

Erfreut sich diese Art des Reisens weiter steigender Beliebtheit, gehört der Flugverkehr hierzulande bald zu den stärksten Treibern der menschengemachten Klimaerhitzung. Denn mit einem 12’600 Kilometer langen Flug von Zürich nach New York und retour verursacht eine einzelne Person rund 2,6 Tonnen CO2. Das entspricht etwa der Hälfte der jährlichen Emissionen für ein «normales Leben» in der Schweiz.  Dafür könnte sie mit dem Auto elf Mal nach Florenz und wieder zurückfahren oder 59 Wochen lang viel Fleisch essen. Der Sommer 2018 war ein Vorgeschmack davon, worauf sich die Schweiz wegen der Klimaerhitzung einstellen muss: Extremhitze, Waldbrände, Einbussen bei der landwirtschaftlichen Produktion und häufigere Phasen mit Wassermangel.

Greenpeace-E-Activists machten deshalb am Samstag in den Flughäfen Zürich, Genf und Basel-Mulhouse die Leute auf das Problem aufmerksam und forderten sie dazu auf, weniger oft in ein Flugzeug zu steigen: Auf den Smartphones, Tablets und Laptops von PassagierInnen und BesucherInnen, die sich mit dem WLAN am Flughafen verbinden wollten, erschien ein Video. Darin weisen die E-Activists auf die klimaschädlichen Auswirkungen des Flugverkehrs hin und rufen dazu auf, künftig alternative Reiseformen zu wählen. Die Greenpeace-E-Activists gehen mit dieser Aktion neue und innovative Wege, um Menschen auf die Problematik der Vielfliegerei aufmerksam zu machen.

Ein Grund für die Vielfliegerei der Schweizerinnen und Schweizer ist, dass das Fliegen heute viel zu billig ist. Das zeigte jüngst auch ein Beitrag von Kassensturz. Schuld daran ist die lasche Politik. Der Flugverkehr muss in der Schweiz keinen Beitrag an den Klimaschutz leisten und ist seit Jahren steuerlich begünstigt: So sind Flugtickets von der Mehrwertsteuer befreit, und die Fluggesellschaften bezahlen keine Mineralölsteuer auf Kerosin. Alleine durch die Mineralölsteuerbefreiung hat der Bund den Fluggesellschaften im letzten Jahr 1.7 Milliarden Franken geschenkt. Durch die Luftverschmutzung, den Lärm und die schädlichen Auswirkungen auf das Klima verursacht der Flugverkehr zudem jährlich Kosten von mehr als 1.2 Milliarden Franken, die die Allgemeinheit tragen muss. Auch diese Kosten sind auf die Flugticketpreise zu überwälzen und von den Verursacherinnen und Verursachern zu tragen.

Pariser Klimaabkommen verpflichtet

Um die Klimakrise zu bewältigen und die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad und möglichst 1.5 Grad Celsius zu beschränken, müssen die globalen Treibhausgasemissionen innerhalb von wenigen Jahrzehnten gänzlich gestoppt werden. Die Schweiz hat sich mit der Ratifizierung des Pariser Klimaabkommens dazu verpflichtet, ihren Beitrag zur Erreichung dieses Ziels zu leisten. Dafür ist die Subventionierung des Flugverkehrs zu stoppen und eine Klimasteuer auf Flugtickets einzuführen.

Zudem müssen Angebote an Land verbessert werden. 80 Prozent aller von Schweizer Flughäfen gestarteten Flüge haben ein Zielort in Europa. Gerade hier liegt ein grosses Einsparpotenzial. Schweizerinnen und Schweizer sollten auf Inland- und Kurzstreckenflüge verzichten und stattdessen auf eine klimaverträglichere Alternative setzen: Zug und Bus. Zudem sind viele Geschäftsreisen dank Telefon- und Videokonferenzen oftmals gar nicht mehr nötig.