Greenpeace-AktivistInnen setzten ihr Leben aufs Spiel, indem sie in Regionen, wo die Pistoleiros für wenig Geld zum Colt greifen, bewiesen, wie einfach man die guten brasilianischen Gesetze umgehen kann und wie simpel illegales Holz in Cash verwandelt wird. Und wie man dies unterbinden könnte.


Mato Grosso – Luftaufnahme von Brandrodungen um Sinop und den «Parque das Castanheiras».

© Greenpeace / Nilo D’Avila

Dieser Artikel ist im Magazin Greenpeace 1/2006 erschienen.

Darf Greenpeace willentlich illegales Holz kaufen? Darf Greenpeace manchmal wie Agenten undercover arbeiten? Der folgende Krimi entspringt nicht der Fantasie eines Schriftstellers, sondern fand kürzlich real statt.

Tief im Amazonas-Regenwald, im Nordosten des brasilianischen Bundesstaates Rondônia, kauften sich als Holzhändler getarnte AktivistInnen für umgerechnet 1650 Euro eine Lastwagenladung Holzstämme in den Gemeinden Cujubim und Machadinho D’Oeste. Verdeckte Recherchen während vier Monaten hatten ergeben, dass das Holz illegal geschlagen worden war.

Ein dubioser Mann namens Vandinho bot gerne seine guten Dienste an zur Umgehung der Transportbewilligung, die für jeden Holztransport notwendig ist, und brachte das Holz zur Sägerei Fortaleza, wo es zersägt wurde. Illegal, denn die Sägerei dürfte nur Holz verarbeiten, das mit einem Herkunftsdokument ausgestattet ist. Ein solches existierte aber nicht, was den Sägereibesitzer Elias nicht kümmerte. Als sei es die normalste Sache, werden die 40 Kubikmeter Stämme zu 29 Kubikmeter Schnittholz zersägt, was 1040 Euro kostet – zahlbar nur in bar.

Beschaffung von Dokumenten – kein Problem

Nun fehlte die gesetzlich vorgeschriebene Bewilligung für den Transport in den Süden, die von der Umweltbehörde IBAMA ausgestellt wird. Sergio Krammer, ein «Händler von offiziellen Dokumenten», besorgte für insgesamt rund 6100 Euro drei Dokumente, die die illegale Holzladung reinwuschen, und rechtfertigte den hohen Preis damit, dass die Bundespolizei strengere Kontrollen in der Region unternehme. Eine technische Untersuchung zeigte auf, dass die Dokumente nicht gefälscht, aber für einen ganz anderen Transport ausgestellt worden waren und damit ungültig sind.

Mit einem Scania-Lastwagen wurde die Ladung für 2400 Euro über mehr als 3000 Kilometer reibungslos durch verschiedene Bundesstaaten nach São Paulo transportiert, durch drei innerstaatliche Grenzen und zwei Inspektionen der Umweltbehörden, die allesamt keine Unregelmässigkeiten feststellten.

Greenpeace erhob darauf die Preise, die dort für das entsprechende Holz bezahlt werden, und stellte fest: Je nach Qualität werden für diese Holzart zwischen 540 und 1300 Euro pro Kubikmeter bezahlt. Das heisst, dass dieser Transport im schlechtesten Fall einen Profit von 40 Prozent auf die Investition erbracht hätte, im «besten» Fall einen von 350 Prozent.

Übergabe der Holzladung und Anzeige

Am 6. Dezember 2005 wurde die illegale Ladung der Bundespolizei als Straftatbestand übergeben und es wurden Anzeigen gegen alle involvierten Personen und Firmen eingereicht.

«Fantástico», eines der Lieblingsprogramme des brasilianischen Fernsehens, dokumentierte den Krimi, zum Teil mit versteckter Kamera. Der Bundespolizei wurden die Anzeigen übergeben, und man forderte die Regierung auf, die Probleme an den Wurzeln zu packen, Gesetze anzupassen und vor allem die Kontrollen auszubauen. Die meisten Gesetze wären im Prinzip gut, wenn sie auch wirklich durchgesetzt würden.

Weiter appelliert Greenpeace an die Konsumenten und die Holzverbraucher, nur noch Holz aus FSC-zertifizierter Quelle zu beziehen, und fordert alle Importländer auf, insbesondere auch die Schweiz, kein Holz aus illegalen, dubiosen oder zerstörerischen Quellen mehr zu importieren. Eine Motion dazu ist im Nationalrat hängig.