Bundesrat und Parlament haben sich 2011 für den schrittweisen Atomausstieg ausgesprochen. Dieser soll im Rahmen der Energiestrategie 2050 umgesetzt werden. Weder Bundesrat noch Parlament haben jedoch bislang verbindliche Laufzeiten für die laufenden Atomkraftwerke beschlossen und berufen sich auf den Grundsatz „ein Atomkrafterk wird weiterbetrieben, solange es sicher ist“.

Diese Regelung wiegt uns in trügerischer Sicherheit, birgt aber Risiken und Unsicherheiten in sich, die nicht tragbar sind. Weder für die Schweizer Bevölkerung, noch für Wirtschaft und Betreiber selber.

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Die Kommisson des Nationalrates hat am 8. April einen Vorschlag angenommen, der in die Richtung verbindliche Laufzeiten geht, aber weiterhin Laufzeiten vorschlägt, die aus Sicherheitsüberlegungen nicht tragbar sind und die Energiewende für Jahrezehnte verschiebt.

Die Atomkraftbetreiber wollen die „Zitrone“ auspressen und es besteht die Gefahr, dass die AKW aus sogenannten ökonomischen Gründen zu lange am Netz bleiben. Wir sind jetzt schon auf einem Experimentierfeld, denn unser Atomkraftpark hat das höchste Durchschnittsalter weltweit. Schieben wir diesem Experiment den Riegel vor!

Dienstag, 9. April 2013
Sehr hohes Durchschnittsalter der Schweizer AKW

Dienstag, 9. April 2013
Hohe Laufzeiten der Schweizer AKW

 

Die Atomdebatte ist noch lange nicht am Ende und wird die nationalen Politikerinnen und Politiker ab Herbst 2013 intensivst beschäftigen.

Hilf mit, mit deiner Stimme ein starkes Signal an das nationale Parlament zu senden. Fordere es dazu auf, einen raschen Atomausstieg verbindlich festzulegen und damit auch die Energiewende an die Hand zu nehmen.

 


Die ältesten Atomkraftwerke weltweit: Beznau 1 und Beznau 2.

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Beznau 1 und 2

Beznau 1 und 2 (Kanton Aargau) sind seit 1969 resp. 1971 in Betrieb. Beznau 1 ist das älteste Atomkraftwerk, das noch im Betrieb ist. Die beiden Druckwasserreaktoren weisen eine Nettoleistung von je 365 Megawatt aus und produzieren jährlich zusammen etwa 6 Terawattstunden Strom (je 5 Prozent des Schweizer Strombedarfs).

Eigentümerin und Betreiberin der Reaktoren ist das Energieunternehmen Axpo.

Bedenklich – Das Atomkraft-Experiment:
Obwohl die Anlage ursprünglich für eine Lebensdauer von 30 Jahren gebaut wurde, feiert Beznau 1 am 1. September 2013 seinen 44. Geburtstag. Weltweit wurde noch nie ein Druckwasser so lange betrieben. Die Erfahrung mit einem derart langen Betrieb eines Atomkraftwerks fehlt, was bedeutet, dass in Beznau ein grossflächiges durchgeführt wird. Trotzdem will die Axpo sein Kraftwerk noch 20 Jahre weiter betreiben, gewisse Stimmen sprechen sogar von 40 Jahren Weiterbetrieb.

Meldepflichtige Störfälle in den letzten 10 Jahren (2000 bis 2009): 44

 


Das AKW Gösgen: 2008 wurde ein gefährlicher Vorfall in dieser Anlage den Sicherheitsbehörden vorenthalten.

© Greenpeace/Fojtu

Gösgen

Das Atomkraftwerk Gösgen befindet sich im Kanton Solothurn und ist seit 1979 in Betrieb. Der Rektor soll spätestens 2040 im Alter von über 60 Jahren abgeschaltet werden.

Der Reaktor hat eine Nettoleistung von 985 Megawatt und produziert jährlich rund 8 Terawattstunden Strom; das entspricht rund 13 Prozent des Schweizer Strombedarfs.

Das Atomkraftwerk hat verschiedene Besitzer, unter anderem Alpiq, Axpo und die Stadt Zürich. Betreiberin ist das Energieunternehmen Alpiq.

Bedenklich: Ende 2009 leitet das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) ein Strafverfahren gegen die Alpiq ein. Wie das ENSI berichtet, hat die Betreiberin des AKW Gösgen einen gefährlichen Vorfall nicht vorschriftsgemäss gemeldet: Im Juni 2008 sind beim Wiederanfahren des Reaktors gleich zwei sicherheitsrelevante Geräte ausgefallen. Nach Behebung der Störung setzte das AKW Gösgen das Anfahren des Reaktors fort, obwohl die Ursache des doppelten Ausfalls nicht bekannt war. Damit hat es einen zentralen Grundsatz der Sicherheitsvorsorge verletzt. Das Inspektorat hat diese Sorglosigkeit scharf kritisiert.

Meldepflichtige Störfälle in den letzten 10 Jahren (2000 bis 2009): 22

 


Das AKW Leibstadt produziert zwar am meisten Strom, die Anlage hat sich aber bis heute nicht amortisiert.

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Leibstadt

Das AKW Leibstadt befindet sich ebenfalls im Kanton Aargau und ist seit 1984 in Betrieb. Die Abschaltung soll spätestens im Jahr 2045 im Alter von über 60 Jahren erfolgen.

Der Reaktor weist eine Nettoleistung von 1165 Megawatt auf und produziert mit 9 Terawattstunden knapp 15 Prozent des Schweizer Strombedarfs.

Das Atomkraftwerk hat verschiedene Besitzer, unter anderem Alpiq, Axpo und BKW. Betreiberin ist die Atomkraftwerk Leibstadt AG.

Bedenklich: Leibstadt ist das neuste, grösste und teuerste AKW der Schweiz. Die kalkulierten 1.8 Milliarden Franken Baukosten stiegen letztlich auf 5,1 Milliarden Franken. Laut einer «Bonitätsstudie» der Credit Suisse First Boston wurden mit dem Bau des AKW Leibstadt ungefähr 2,6 Milliarden Franken in den Sand gesetzt, weil die enormen Baukosten nie amortisiert werden können. Das AKW Leibstadt ist somit eine Investitionsruine.

Meldepflichtige Störfälle in den letzten 10 Jahren (2000 bis 2009): 38

 


Das AKW Mühleberg erhielt trotz Sicherheitsmängeln die unbefristete Betriebsbewilligung.

© Greenpeace/Forte

Mühleberg

Das Atomkraftwerk befindet sich im Kanton Bern, nahe der Stadt Bern. In Betrieb ist es seit 1972. Mühleberg ist der älteste Siedewasserreaktor der Welt. Die Abschaltung erfolgt spätestens 2025 im Alter von über 50 Jahren.

Der Reaktor hat eine Nettoleistung von 373 Megawatt, ist also etwa gleich gross wie Beznau 1 und 2. Mühleberg produziert rund 5 Prozent des Schweizer Strombedarfs (3 Terrawattstunden im Jahr).

Eigentümerin und Betreiberin ist das Energieunternehmen BKW.

Bedenklich: Trotz den stetig wachsenden Rissen im Kernmantel erteilte das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) am 21. Dezember 2009 dem Kraftwerk eine unbefristete Betriebsbewilligung. Kraftwerke mit vergleichbaren Alterserscheinungen wurden im Ausland aus Sicherheitsgründen längst vom Netz genommen. Inzwischen wurden auch im Reaktordruckbehälter erste Risse gefunden.

Meldepflichtige Störfälle in den letzten 10 Jahren (2000 bis 2009): 17