In den frühen Morgenstunden des 26. April 1986 ereignete sich ein schwerer Atomunfall im Reaktor Nr. 4 des Kernkraftwerks von Tschernobyl in der Ukraine, die damals Teil der Sowjetunion war.


Der Greenpeace Atom-Experte Tobias Muenchmeyer misst die radioaktive Strahlung am Sarkophag des Atomkraftwerks Tschernobyl.

© Jan Grarup / NOOR / Greenpeace

Die Explosion und der anschliessende Brand des Reaktors trugen einige hundert Mal so viel Radioaktivität in die Atmosphäre wie die Atombomben von Nagasaki und Hiroshima. Zwischen 125’000 und 150’000 Quadratkilometer Land in Weissrussland, Russland und der Ukraine wurden so stark verstrahlt, dass die Bevölkerung evakuiert werden musste oder doch zumindest strenge Auflagen für die Bodennutzung und die Nahrungsmittelproduktion erlassen wurden.

Der Unfall von Tschernobyl wurde auf der obersten Stufe 7 der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES) angesiedelt. Die Folgen waren bis nach Europa hinein spürbar und sind auch heute, 25 Jahre später, nicht vorbei: Verseuchte Lebensmittel und Krankheiten gehören zum Alltag vieler Menschen in den betroffenen Regionen.

Im März 2011 besuchte ein Forscherteam von Greenpeace die Ukraine, um den aktuellen Verstrahlungsgrad der Nahrungsmittel zu untersuchen, die auf dem Speisezettel der lokalen Bevölkerung eine wichtige Rolle spielen. In der Milch, getrockneten Pilzen und Beeren der Regionen Schitomir und Riwne konnte noch immer ein Gehalt an strahlendem Caesium 137 nachgewiesen werden, der über den Grenzwerten liegt.

Die Milch, die das Greenpeace-Team auf seiner Expedition untersucht hat, stammte vom Hof von Nadiya Fedorivna Ogievych. Die 44-Jährige Bäuerin sah nach der Katastrophe von Tschernobyl keine Möglichkeit, ihr Leben zu ändern: «Wir pflanzen Gemüse und essen alles, was wir im Garten haben, unsere Tiere erhalten das Heu, das auf verseuchtem Grund gewachsen ist, denn wir haben keine andere Wahl, um zu Nahrungsmitteln zu kommen», sagt sie. Nadiya ist wegen der Verstrahlung ihres Körpers regelmässig in medizinischer Behandlung und auch ihre nach der Tschernobyl-Katastrophe geborenen Kinder sind chronisch krank.

Filmbeitrag der Greenpeace Forschungsreise im März 2011