Jedes Jahr werden auf unseren Meeren mehrere Millionen Tonnen sinnlos getöteter «Beifang» auf Fischereischiffen wieder über Bord geworfen.

Unter Beifang versteht man unerwünschte oder zu kleine Fische sowie Schildkröten, Haie, Seevögel, Robben, Wale und Delphine, die in den Netzen qualvoll verenden und ungenutzt wieder über Bord geworfen werden. Nur sehr wenige Tiere überleben den Rückwurf ins Wasser.

Der grösste Teil des Beifangs kommt aus der industriellen Fischerei, da traditionelle Fischerboote im Gegensatz zu diesen Monsterschiffen mit ungewollter Beute viel besser umgehen, d.h. diese auch nutzen können. Oft ist das Verhältnis zwischen erwünschtem Fisch und Beifang geradezu absurd:

  • Für 1 kg Seezunge werden etwa 6 kg Beifang getötet.
  • Für 1 kg Shrimps sterben bis zu 20 kg andere Meereslebewesen.
  • Für 1 kg Scholle werden bei der Baumkurrenfischerei 1kg andere am Meeresboden lebende Tiere mitgefangen, darunter gefährdete junge Dorsche.

 

 

Fische

Ein Grund für die problematischen Beifänge von Fischarten ist die Quotenvergabe. Eigentlich eine sinnvolle Maßnahme zur Begrenzung der Fischerei. In der Praxis führen Fangquoten aber dazu:

  • Nur solche Arten werden an Bord behalten, für die sie eine Quote besitzen.
  • Arten, die aufgrund von Grösse und Gewicht einen guten Gewinn versprechen.
  • Kleine Fische und andere Arten sterben als ungewünschter Beifang.
  • Die optimale Nutzung der Laderäume führt zur Füllung mit der wirtschaftlich ertragreichsten Ware (Selbst wenn dem Garnelenfischer edle Schollen in die Netze gehen, wirft er sie weg, da Krabben mehr Gewinn versprechen. Vor allem beim Beutezug am Meeresgrund werden viele Fischarten gemischt gefangen).

Tatort Nordsee: Hier werfen Fischer ein Viertel der Fänge wieder über Bord – darunter häufig wertvolle Speisefische. So wird etwa jeder zweite Wittling und Schellfisch aufgrund seiner Größe oder einer bereits erfüllten Quote wieder tot ins Meer zurückgeworfen.

Allein den europäischen Garnelenfischern gehen jedes Jahr junge Schollen im Wert von 18 Millionen Euro in die Netze. Die Fische werden nicht verwertet, sondern tot über Bord gekippt.

Beispiel Nordsee-Kabeljau: Durch den Beifang von Jungfischen schwimmen heute siebenmal weniger geschlechtsreife Tiere als vor 30 Jahren in der Nordsee.

 

 

Haie

Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO sterben jährlich 100 Millionen Haie durch die Fischindustrie. 700’000 Haie werden allein durch Langleinenfischer im Pazifik getötet. Geschätzten 73 Millionen Haien wird beim sogenannten «Finning» die Rückenflosse abgeschnitten – meist noch lebend.

Da sich Haie nur langsam vermehren, aber hemmungslos gejagt werden, sind etwa ein Fünftel aller Haiarten inzwischen gefährdet. 90 Prozent ihrer Biomasse ist bereits aus den Meeren verschwunden.

 


© Greenpeace/ Dave Hansford

 

Albatrosse

Albatrosse gehören zu den grössten Vögeln der Welt: Wanderalbatrosse haben eine Flügel-Spannweite von bis zu 3,5 Metern. Sie bilden kleine Gruppen, die fast die ganze Zeit ihres Lebens auf See jagen und nur zum Brüten an Land gehen. 20 Albatros-Arten leben im Südpolarmeer und alle 20 sind durch die Langleinenfischerei bedroht.

Albatrosse können die Köder der Langleinenfischer nicht von gewöhnlichen Fischen unterscheiden. Die Widerhaken bohren sich durch Schnabel und Schlund. Die Tiere werden unter Wasser gezogen und ertrinken. Auf 2’500 Haken kommt im Schnitt ein toter Albatros. Das klingt nicht nach viel, aber im Südpolarmeer werden jährlich zwischen 50 und 100 Millionen Haken eingesetzt. Solche Verluste kann keine Albatros-Population auf Dauer wettmachen.

 

Wale und Delfine

Offiziellen Zahlen zufolge sterben auf den Weltmeeren jährlich mehr als 350’000 Wale und Delfine als Beifang in der Fischerei. Die Dunkelziffer liegt bei einer Million.

Wohl das bekannteste Beispiel: Im tropischen Ostpazifik verenden jährlich Tausende Delfine durch die Ringwadenfischerei auf Thunfisch. An der französischen und englischen Küste werden jedes Frühjahr Hunderte tote Delfine angeschwemmt. Sie sind Opfer der Schleppnetze auf europäischen Fischtrawlern. In Nord- und Ostsee müssen jährlich Tausende der nur 1,50 Meter großen Schweinswale als Beifang in Treib- und Stellnetze qualvoll ertrinken. Allein in der Nordsee sterben so jedes Jahr 7’000 Schweinswale.

 

Was also muss passieren?

Umweltverbände wie Greenpeace sind der Überzeugung, dass eine ökologisch verträgliche Fischerei möglich ist. Vorraussetzung dafür ist ein effektives Mangement auf Basis des Vorsorgeprinzips und strenger Kontrollen.

Destruktive Fischereien mit hohen Beifangraten müssen verboten werden. Wenn die Fischer selbst an einem möglichst geringen Beifang interessiert sind, werden sie auch die Vorschriften einhalten.

Möglich ist eine Regelung nach norwegischen Vorbild: Zu kleine oder der falschen Art angehörige Fische dürfen nicht mehr über Bord gehen, sondern müssen an Land registriert, gegebenenfalls auf die Quote angerechnet und verarbeitet werden.