Weltweit werden zwar zunehmend Gentech-Soja, -Mais oder –Raps angebaut. Agrochemie-Konzernen wie Monsanto, Syngenta oder Dupont ist es aber nach wie vor nicht gelungen, genmanipulierten Reis oder Weizen zu vermarkten. Nicht zuletzt deshalb, weil sich international Bauern, Lebensmittelproduzenten und vor allem Konsumentinnen vehement dafür einsetzen, dass Lebensmittel gentechfrei bleiben. So haben sich weltweit Städte, Regionen oder Gemeinden organisiert, die für eine gentechfreie natürliche Lebensmittelproduktion kämpfen.


24.04.2004, Lindau: Greenpeace-AktivistInnen haben die Region rund um das Versuchsfeld mit Gentech-Weizen der ETH als «Gentech-Zone» markiert.

© Greenpeace / Ex-Press / David Adair

In der Schweiz hat das Volk im November 2005 deutlich einem fünfjährigen Anbau-Moratorium von Gentech-Pflanzen zugestimmt. Durch einen Parlamentsentscheid wurde das Moratorium im Frühling 2010 um weitere drei Jahre verlängert. Bis November 2013 ist es in der Schweiz verboten, Gentech-Saat auszubringen oder genmanipulierte Nutztiere zu halten. Ausgenommen sind Freiland-Experimente für Forschungszwecke. Während dieser Zeit läuft ein Nationales Forschungsprogramm, das die «Nutzen und Risiken  der Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen» abschätzen soll. Der grösste Anteil der 12 Millionen Franken gesprochenen Forschungsgelder sind in drei Freisetzungsprojekte der Universität Zürich und der ETH geflossen. Dringende Fragen wie mögliche negative Gesundheitsauswirkungen für Tier und Mensch durch den  Konsum von GVO wurden nicht angegangen.

Auswirkungen für Umwelt und Gesundheit?

Gentech-Pflanzen sind für eine Intensiv-Landwirtschaft konzipiert. Negative Auswirkungen auf andere Lebewesen wie Schmetterlinge wurden bereits nachgewiesen. Der Konsum von Gentech-Lebens- oder Futtermitteln ist ein Gesundheitsrisiko. Es sind dazu bislang keine Langzeituntersuchungen durchgeführt worden. Ein gigantisches, weltweites Gentech-Experiment an Mensch und Tier ist im Gange.

Riskante und überflüssige Freiland-Experimente

Bei den drei Projekten der Universität Zürich und der ETH wird zwischen 2008 bis 2010/11 in Freiland-Experimenten getestet werden, ob Gentech-Weizen-Linien gegen verschiedene Pilzerkrankungen resistent sind. Diese Absicht zielt an den Bedürfnissen einer ökologischen Landwirtschaft vorbei. Pilzerkrankungen sind vor allem dort ein Problem, wo nach intensiven Anbaumethoden gearbeitet wird (hoher Dünger- und Spritzmitteleinsatz). Zudem gibt es bereits konventionell gezüchtete pilzresistente Sorten. Dass die Projekte sich auch Fragen möglicher negativer Auswirkungen auf andere Lebewesen annehmen, ist zwar begrüssenswert. Sehr viele Biosicherheitsfragen können aber bereits mit Versuchen im Labor oder Gewächshäusern abgeklärt werden. Dies wurde bei den vorliegenden Projekten jedoch nicht abschliessend gemacht – viel mehr scheinen die Forscher im Freiland möglichst schnell testen zu wollen, ob die gentechnische Veränderung der Pflanze auch im Freiland funktioniert. Bereits existierende Erkenntnisse aus aller Welt zeigen deutlich negative Auswirkungen von Gentech-Pflanzen auf die Umwelt. Deshalb ist es unnötig, zusätzliche Risiken mit Feldversuchen in der Schweiz einzugehen.

Behörden drücken Auge zu

Die vom BAFU erteilte Bewilligung basierte auf äusserst lückenhaften Informationen. Bei der Einreichung der Gesuche im letzten Mai fehlten wichtige Daten. Und einzelne Gentech-Linien waren zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht entwickelt. Im Gentechnikgesetz ist jedoch genau festgeschrieben, was ein Gesuch beinhalten muss, damit die Behörde überhaupt Entscheide treffen kann. So müssen molekulare Daten der zu bewilligenden Gentech-Pflanze vorliegen, und es muss gezeigt werden, ob toxische, allergieauslösende und andere schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch oder Tier zu erwarten sind. Anstatt die Gesuche zurückzuweisen hat das BAFU am 3. September dann aber eine Bewilligung erteilt – mit minimaler Frist zur Nachlieferung fehlender substanzieller Daten. Zwar durften nicht alle Gentech-Linien ausgesät werden. Stossend war aber, dass für die noch immer fehlenden Daten eine weitere Fristverlängerung gewährt wurde, anstatt die Bewilligungen konsequenterweise zurückzuziehen.

Sicher ist, dass die nach wie vor ungeklärten Fragen möglicher Gesundheitsauswirkungen mit solchen Forschungsprojekten nicht beantwortet werden. Es bleiben aber die Risiken, die jede Aussaat von Gentech-Pflanzen mit sich bringen: Verunreinigung von gentechfreien Feldern in der Nachbarschaft oder sogar unbeabsichtigte negative Folgen für andere Lebewesen.

Die Freisetzung von Gentech-Pflanzen ist unnötig und riskant!

Dass Risiken auch von kleinflächigen Testflächen ausgehen können, haben im letzten Jahr weltweit zahlreiche Länder erfahren müssen: Deren Reis-Importe aus den USA waren mit Gentech-Reis verunreinigt. Gentech-Reis notabene, der noch nirgends kommerziell, sondern nur auf ein paar Testfeldern angebaut wird! Die US-Reisindustrie hat dieses Debakel bereits über eine Milliarde Dollar Markteinbussen gekostet.

Greenpeace setzt sich dafür ein, dass Lebensmittel gentechfrei und ökologisch hergestellt werden. Dazu braucht es keine riskanten Freiland-Experimente mit Gentech-Pflanzen!