In einer Greenpeace-Untersuchung wurde die Abgabe gefährlicher Chemikalien durch Textilfabriken an wichtige Flüsse in China aufgedeckt. Diese Fabriken sind Lieferanten für mehrere bedeutende Weltmarken wie die weltweiten Sportbekleidungskonzerne Nike und Adidas. Die gefährlichen Chemikalien, die von diesen Fabriken freigesetzt werden, stellen eine Bedrohung für menschliche Gesundheit und Umwelt dar. Manche davon sind als endokrine Disruptoren bekannt, während andere die Fortpflanzungsorgane beeinträchtigen können. Viele von ihnen werden nicht in der Umwelt abgebaut, sondern entstehen in den Körpern von Tieren und Menschen.

Das Problem

Sauberes Wasser ist nicht nur ein grundlegendes Menschenrecht – es ist die am stärksten bedrohte lebenswichtige Ressource. Abgesehen davon, dass sie unverzichtbare Lebensräume für Wildtiere sind, bieten Gewässer wie Flüsse und Seen lebenswichtige Ressourcen. Viele Menschen verlassen sich auf dieses Wasser für Landwirtschaft und Nahrung wie Fisch und Schalentiere. Diese lebensnotwendigen Wasserquellen werden jedoch oft von der Industrie missbraucht und behandelt, als ob sie deren private Abwasserkanäle wären. Die Textilindustrie hat einen intensiven Gebrauch von Chemikalien und verwendet mehrere verschiedene Chemikalien für jeden Arbeitsgang – vom Bleichen der Stoffe über das Bedrucken bis zur Appretur. Das Abwasser aus diesen Prozessen ist oft giftig und kann wichtige Gewässer verschmutzen. Diese gefährlichen Abwässer können negative Auswirkungen auf menschliche Gesundheit, Wildtiere und Umwelt haben.

Im Rahmen unserer Untersuchungen wurden zwei Textilfabriken in China entdeckt, die eine Reihe gefährlicher Chemikalien in die Flussdeltas des Jangtse und des Pearl River ableiten. Gefährliche und schwer abbaubare Chemikalien, die das Hormonsystem stören, wurden in den Abwässern dieser Anlagen gefunden. In Abwasserproben beider Fabriken wurden Alkylphenole (darunter Nonylphenol) gefunden, und im Abwasser der Textilfabrik Youngor waren perfluorierte Verbindungen (PFC) enthalten, und das trotz Vorhandenseins einer modernen Abwasseraufbereitungsanlage in der Youngor-Anlage. Die Alkylphenole und PFC, die in den Proben gefunden wurden, geben Anlass zu ernster Sorge, denn diese Chemikalien sind bekannte endokrine Disruptoren (Chemikalien, die wie Hormone wirken) und können schon in sehr geringen Mengen gefährlich sein. Beide Gruppen von Chemikalien sind vom Menschen hergestellte Stoffe, die in der Umwelt fortbestehen und möglicherweise verheerende Effekte haben können, weil sie sich im Laufe der Nahrungskette ansammeln.

Viele gefährliche Chemikalien können auch in unsere Ozeane, die Atmosphäre und die Nahrungsketten befördert werden und sich an Orten ansammeln, die weit von ihrer ursprünglichen Quelle entfernt sind. Es wurde festgestellt, dass sie in den Körpern von Tieren wie Vögeln, Fischen, Walen, Eisbären und sogar in der menschlichen Muttermilch gebildet werden. Das Problem und die Lösung sind daher nicht nur eine Angelegenheit von lokaler Bedeutung. Es handelt sich um ein globales Problem.

Dabei umfasste unsere Untersuchung nur zwei der Tausenden Industrieanlagen, die in China angesiedelt sind. Die Ergebnisse dieser Proben lassen auf ein viel weitreichenderes Problem schließen, das über China und die Textilindustrie hinausgeht. Was wir jetzt brauchen, sind Innovation und Führung durch Markenartikelhersteller im Einsatz für eine andere Art des Betriebs, die der Verschmutzung unserer Wasservorräte durch schwer abbaubare, giftige und das Hormonsystem störende Chemikalien durch die Industrie ein Ende setzt.

 

Die Marken

Wir arbeiten auch gemeinsam mit Fabriken an der Verbesserung der Effizienz, um zu verhindern, dass wir mehr Wasser ausborgen als nötig, und um in der Lage zu sein, es so sauber wie oder sauberer als vorgefunden zurückzugeben. - Nike. Unsere Strategie sieht den Weg hin zu einem emissionsfreien Unternehmen vor - Adidas.

P.38, NIKE Inc Corporate Responsibility Report FY 07 08 098 Adidas website (green company)

In unseren Untersuchungen wurden einige internationale Marken mit den für diese giftigen Abwässer verantwortlichen Fabriken in Verbindung gebracht, darunter die internationalen Sport­bekleidungs­hersteller Adidas und Nike und die chinesische nationale Sportbekleidungsmarke Li Ning (vollständige Liste siehe Bericht «Schmutzige Wäsche»)

Die weltweite Versorgungskette für die Textilindustrie ist vermutlich schwer zu entwirren, weil viele Firmen, Betriebe und Länder darin verstrickt sind und sie alle gemeinsam die Verantwortung für die Abgabe dieser gefährlichen Chemikalien tragen. Der Markenbesitzer jedoch leitet in der Regel den Produkt­entwicklungs­prozess einschließlich Forschung und Design ein. Markenbesitzer sind daher am besten platziert, um Veränderung in die Produktion von Textilien und Kleidung zu bringen – durch die Wahl ihrer Zulieferer, das Design ihrer Produkte und den Einfluss, den sie auf die Verwendung von Chemikalien im Produktionsprozess und auf das Endprodukt ausüben können.

Unter diesen Markenbesitzern stach eine Gruppe besonders hervor, deren Mitglieder mit größter Wahrscheinlichkeit Weltmeister im Kampf für eine giftfreie Zukunft werden: die weltgrößten Sportmarken. Diese Marken sind nicht nur selbsternannte Führer und Innovatoren, sondern haben auch die nötige Größe und den Einfluss, um mit ihren Zulieferern daran zu arbeiten, vor Ort wahre Veränderung zu Wege zu bringen und die Verwendung und Abgabe dieser gefährlichen Chemikalien zu unterbinden. Sie sind nicht nur in das Problem verwickelt, sondern auch gut platziert, um die Lösung herbeizuführen.

Schließlich reden gerade diese Marken ständig von Taten statt Worten:

“Just do it” – „Tun Sie es einfach“,

“Impossible is nothing” – “Nichts ist unmöglich”,

“Make the Change” – “Wagen Sie die Veränderung”.

Wer wird der Herausforderung gewachsen sein, mit seinen Zulieferern zusammenarbeiten und Erster sein beim Umstieg von giftigen auf ungefährliche Chemikalien?

 

Die Lösung

Greenpeace ersucht diese Marken, Weltmeister im Kampf für eine giftfreie Zukunft zu werden und mit all ihren Zulieferern zusammenzuarbeiten, um die Freisetzung gefährlicher Chemikalien in ihrer gesamten Versorgungskette und Produktpalette zu unterbinden. Dazu müssen diese Firmen:

  • EINEN SPIELPLAN PRÄSENTIEREN: Eine klare Firmen- und Lieferantenpolitik betreiben, die den Umstieg von giftigen auf ungefährliche Chemikalien mit klaren und realistischen Zeitachsen vorantreibt.
  • IHRE TATEN SPRECHEN LASSEN: Auf die Dringlichkeit der Situation reagieren, indem sie effektive und substantielle Maßnahmen vor Ort nachweisen, wobei sie den Schwerpunkt auf die schlimmsten Chemikalien legen und diese sofort beseitigen müssen.
  • EIN TEAMPLAYER SEIN: Transparenter werden bei der Veröffentlichung von Daten über die Beseitigung dieser gefährlichen Chemikalien, sodass die Marken zur Rechenschaft gezogen werden können.

Gemeinsam können wir Nike und Adidas dazu herausfordern, unsere Sportbekleidung zu entgiften, unser Wasser zu entgiften und letztendlich unsere Zukunft zu entgiften.

Bei Greenpeace konzentrieren wir unsere Ressourcen darauf, das vorrangige Problem gefährlicher Chemikalien im Abwasser in Angriff zu nehmen, aber wir wissen auch über viele andere Probleme im Zusammenhang mit der Textilindustrie Bescheid, die dringend in Angriff genommen werden müssen. Mehr zu diesen Problemen und dazu, was Sie über Organisationen wie die UNICEF, Oxfam und Save the Children dagegen tun können, finden Sie hier:  // Link zu Organisationen

Die neuesten Nachrichten darüber, welche Firmen mit Ausbeutungsbetrieben oder Kinderarbeit in Zusammenhang gebracht werden, finden Sie auch auf: cleanclothes.org und laborrights.org

Für mehr Informationen zu den Gefahren von Sandstrahlen bei der Herstellung von Jeans können Sie folgende Seite unter die Lupe nehmen: killerjeans.org