Seit Juni 2006 ist ein 370.000 Quadratkilometer grosse Meeresgebiet nordwestlich der Hawaii-Inseln als Naturdenkmal geschützt: Mit 12.000 Quadratkilometern relativ unberührter Korallenriffe und über 7000 verschiedenen Meereslebewesen ist es ein einmaliges Ökosystem – sowohl ökologisch als auch kulturell.

Ironischerweise ist dieses Meeresparadies unmittelbar Teil einer gigantischen schwimmenden Müllhalde: Im Nordost-Pazifik zwischen den Inseln Hawaiis und dem amerikanischen Festland treibt ein nahezu geschlossener Müllteppich von der Grösse Mitteleuropas. Gefangen in der gigantischen Ringströmung des Nordpazifik-Gyre-Systems kreisen etwa drei Millionen Tonnen «Wegwerf-Kultur» im Uhrzeigersinn um ein Zentrum 1.000 Seemeilen nordwestlich von Hawaii.

Der Müllstrudel vor awaii weist weltweit die höchsten Konzentrationen an schwimmenden Plastikteilen auf. Müll, der von dieser Strömung erfasst wird, bleibt 16 Jahre lang in diesem Gebiet. Ob Schiffsabfälle, Fischernetze, Leinen, Verpackungsmaterial, die Folgen des Mülls sind fatal: 267 verschiedene Tierarten fallen weltweit nachweislich dem Müll im Meer zum Opfer. Jedes Jahr verenden allein über eine Million Seevögel und 100.000 Meeressäuger qualvoll durch den Müll, der in unseren Meeren treibt. Die Tiere ersticken in Sechserpackträgern, strangulieren sich mit treibenden Netzresten oder verhungern, weil ihre Mägen mit Plastik gefüllt sind.


Alles Plastik: Mageninhalt eines Albatross-Kükens

Die Geschichte eines Albatross-Kükens auf Hawaii, die die die Fotografin Susan Middleton dokumentiert hat, ist bezeichnend für das Schicksal vieler Meeresvögel: Eine Autopsie des Magens brachte Hunderte von kleiner Plastikstückchen zu Tage. Sie wurden von der Albatross-Mutter aus dem Meer gefischt und an ihr Küken verfüttert. Weil der Magen komplett mit unverdaulichem Plastik gefüllt war, konnte der Vogel keine andere Nahrung aufnehmen und verhungerte kläglich.

 

Noch etwas ist unheilvoll am Plastik im Meer: Die Plastikstücke können nämlich wie eine Art «chemischer Schwamm» funktionieren. Wasserunlösliche, giftige Substanzen wie DDT oder PCB reichern sich an den Oberflächen des im Wasser treibenden Plastiks an. Wissenschaftler wiesen eine millionenfach erhöhte Konzentration dieser Dauergifte an Plastikpartikeln im Vergleich zum umgebenden Meerwasser nach. Das bedeutet, dass jedes Tier, das diesen Plastikmüll frisst, obendrein noch jede Menge Giftstoffe aufnimmt.


© Greenpeace / Alex Hofford

 

Doch das Problem ist nicht auf den Pazifik beschränkt. Plastikmüll findet sich in allen Meeren, von den Polarregionen bis an die Strände der entlegensten Inseln, an der Meeresoberfläche treibend oder am Meeresboden. Die Verschmutzung der Meere durch diesen Zivilisationsmüll kann nur gestoppt werden, wenn sich alle Nationen an einem «Zero Waste»-Plan orientieren, der durch Müllvermeidung und Recycling verhindert, dass Plastikmüll von unseren Küsten überhaupt in die Meere gelangt.

2006 war Greenpeace war mit dem Expeditionsschiff Esperanza im Nordpazifik unterwegs, um die Plastikverschmutzung in dieser Meeresregion zu untersuchen. Mit einem schwimmenden Filtersystem wurden Konzentrationen gemessen. Eindrucksvoll belegt auch die Fotodokumentation die enormen Plastikmengen, die täglich an Hawaiis Stränden angespült werden.