Im Rahmen der Messe Natur hat Greenpeace Konsumenten und Konsumentinnen aufgerufen, bei neun Firmen nachzufragen, ob ihr Palmöl aus nachhaltiger Produktion stammt. Acht von neun Firmen haben bis jetzt auf Anfragen «Ich mag ihr Produkt, doch an der Zerstörung des indonesischen Regenwaldes möchte ich nicht beteiligt sein» geantwortet.

Besten Dank für Ihre Zuschrift vom 11. Feb. 2010, die Sie uns über Greenpeace haben zukommen lassen und in welcher Sie das Thema Umwelt- und Artenschutz im Zusammenhang mit Palmöl ansprechen.

Seit über 160 Jahren stellt Lindt & Sprüngli Schokolade im obersten Qualitätssegment her. Wir sind einer der wenigen Hersteller, die jeden einzelnen Schritt der Schokoladeproduktion im eigenen Hause und unter eigener Kontrolle ausführt, von der Auswahl der edelsten Kakaobohnen und anderen hochwertigen Ingredienzien, über die sorgfältige Kakaoverarbeitung und Schokoladeveredlung bis hin zum fertig verpackten Produkt.

Tatsächlich erlaubt die schweizerische (seit 1995) und die EU (seit 2000) Lebensmittelgesetzgebung, der Schokolade, ausser Kakaobutter, bis zu höchstens 5% andere pflanzliche Fette beizufügen. Diese Möglichkeit nimmt Lindt & Sprüngli jedoch bis heute nicht in Anspruch: Unsere Schokolademasse als Basis unserer Schokoladeprodukte (Couverture) enthält ohne Ausnahme ausschliesslich Kakaobutter und kein anderes pflanzliches Fett. Einzig für einige wenige unserer Füllungen kommen aus Gründen des Geschmacks und der Textur geringste Mengen anderer Pflanzenfette zum Einsatz, darunter auch Palmöl. Weltweit werden jährlich über 42 Millionen Tonnen Palmöl produziert, wovon Lindt & Sprüngli eine Menge von weniger als 0.005% bezieht.

Kommentar von Greenpeace: 0.005% von 42 Mio Tonnen sind ca. 2100 Tonnen. Bei einer durchschnittlichen Produktion von ca. 3.8 Tonnen Palmöl pro Hektare entspricht dies immerhin 550 ha Palmölplantagen, was ca. 700 Fussballfeldern entspricht.

Nichts desto trotz sind wir uns der Auswirkungen eines unkontrollierten Anbaus von Palmöl bewusst und steuern diesem Problem entgegen, indem wir uns folgendermassen engagieren:

Suche nach Alternativen zu Palmöl: a) Bei der Entwicklung aller neuen Produkte, b) Anhand der laufenden Prüfung im Hinblick auf Ersatzmöglichkeiten in bestehenden Rezepturen

Verhaltenskodex für Lieferanten: All unsere Hauptlieferanten sind angehalten, unseren Verhaltenskodex zu unterzeichnen, in welchem sie ihr volles Engagement im Bereich eines nachhaltigen Umgangs mit der Umwelt bezeugen.

Kommentar von Greenpeace: Wir begrüssen es, dass Lindt & Sprüngli ihren Verhaltenskodex auf ihrer Website veröffentlicht. Dort ist festgehalten, dass Lindt & Sprüngli sich das Recht vorbehält, periodisch unangemeldete Inspektionen bei den Lieferanten und ihren Betrieben vorzunehmen um die Einhaltung des Kodex sicherzustellen. Die Nichtbeachtung des Kodex kann zur Kündigung des Lieferantenverhältnisses führen.

Viele Palmölproduzenten entwalden illegal und sind in soziale Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung verwickelt, was gegen den Verhaltenskodex von Lindt & Sprüngli verstösst. Deshalb fordern wir Lindt & Sprüngli dringend auf, bei ihren Palmöllieferanten unangemeldete Inspektionen durchzuführen und die nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Lindt & Sprüngli ist ein aktives Mitglied der Nichtregierungsorganisation RSPO (Round Table of Sustainable Palm Oil), die eine nachhaltige Palmölproduktion zum Schutze des tropischen Regenwalds und der Artenvielfalt unterstützt und fördert.
Weitere Informationen unter www.rspo.org.

Kommentar von Greenpeace: Die Kriterien des RSPO wären – bei vollständiger und konsequenter Umsetzung – ein Schritt in die richtige Richtung. Doch leider missbrauchen viele Palmölproduzenten den RSPO nur dazu, sich ein grünes Image aufzubauen. In Wirklichkeit zerstören sie weiterhin die Torfgebiete und Regenwälder Indonesiens und sind in Landkonflikte mit der einheimischen Bevölkerung verstrickt.

Als aktives Mitglied vom RSPO fordern wir von Lindt & Sprüngli im RSPO eine progressive Rolle zu übernehmen und sich dafür einzusetzen, dass der RSPO seine Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzt, sondern eine Organisation wird, auf die sich sowohl Firmen wie auch Konsumenten verlassen können. Dafür braucht es strenge und lückenlose Richtlinien und vor allem eine wirksame Kontrolle, die sicherstellt, dass diese Richtlinien auch tatsächlich umgesetzt werden.

Wir hoffen sehr, dass wir darlegen konnten, dass Lindt & Sprüngli bemüht ist, die Aspekte eines nachhaltig verantwortungsvollen Handelns auch im Bereich der Palmölproduktion zu berücksichtigen.

Kommentar von Greenpeace: Leider hat Lindt & Sprüngli die konkrete Frage, ob die beiden Produkte «Lindor zartschmelzende Schokolade» und «Lindt Pralinés Petit Dessert» Palmöl enthalten, nicht beantwortet. Somit bleibt unser Verdacht, dass sich hinter diesen Produkten Palmöl aus Urwaldzerstörung versteckt, bestehen.

 
Mit freundlichen Grüssen

P.S. Zum Thema Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung besuchen Sie bitte auch unsere Homepage unter www.lindt.com/int/swf/eng/company/corporate-social-responsibility