Kein sicherer Hafen: Meeresschildkröten in Gefahr!

Jedes Jahr Anfang März findet an der Ostküste Indiens ein wahres Naturschauspiel statt: Hunderttausende Olive-Ridley-Meeresschildkröten schleppen sich am Gahirmatha-Strand im Bundesstaat Orissa an Land, um ihre Eier abzulegen. Danach schwimmen die Schildkröten wieder hinaus aufs offene Meer und verteilen sich über tausende Kilometer im Indischen und Pazifischen Ozean. Doch die Olive-Ridley-Schildkröte ist hochgradig gefährdet: Jährlich werden in Orissa 2000 Schildkrötenkadaver angeschwemmt.

Industrielle Fischerei, Meeresverschmutzung und Jagd haben den Bestand der Art bereits massiv reduziert. Die Tiere ertrinken in verbotenen Treibnetzen und sterben qualvoll an verschluckten Angelhaken.

Nun droht der seltenen Meeresschildkröte eine weitere Gefahr: Der indische Grosskonzern TATA will in Dhamra direkt neben dem Schildkröten-Strand einen riesigen Grosshafen bauen. Weltweit gibt es nur drei Orte, wohin die seltenen Tiere zur Eiablage kommen, der Strand in Indien ist der grösste. Geht der Niststrand durch das Hafenprojekt verloren, besteht die Gefahr, dass die Olive-Ridley-Schildkröte völlig ausstirbt.

Der geplante Tiefseehafen soll der grösste Südasiens werden. Die Großbaustelle und der Betrieb, mit Schiffsverkehr, Beleuchtung, Lärm, Verschmutzung: Für die Schildkröten wäre das das Ende.

TATA ist das größte Privatunternehmen Indiens und beliefert mit rund 100 Tochterfirmen den indischen Markt mit so ziemlich allem vom Tee bis zum Auto. Zuletzt hat TATA mit den TATA Nano, seinem 1700-Euro-Billigauto, weltweit Schlagzeilen gemacht. Der Konzern legt Wert auf sein soziales und ökologisches Image, das über weite Strecken auch begründet ist. In Orissa leider nicht.

Greenpeace Indien kämpft seit 2006 für das Überleben der Schildkröten. Greenpeace konnte bereits die lokalen Fischer als Verbündete gewinnen, auch die offiziellen Patrouillen gegen illegale Fischerei wurden verstärkt. Doch der mächtigste Gegner ist TATA: «Don’t Say Tata to Turtles!» heisst derzeit die Kampagne, mit der Greenpeace Indien die Bevölkerung mobilisiert. Massive Proteste und die Unterstützung von 200 Wissenschaftlern und 100’000 TATA-Kunden haben zwar dazu geführt, dass TATA einer neuen Umweltverträglichkeitsprüfung zugestimmt hat – die Bauarbeiten an den Industriebaustellen gehen dennoch weiter.

In diesen Wochen kehren hunderttausende Schildkröten nach Dhamra zurück, um ihre Eier abzulegen! Um die seltene Olive-Ridley-Schildkröte nicht weiter zu gefährden, muss TATA die Bauarbeiten sofort stoppen.