Immer mehr Urwälder werden abgeholzt, um Platz für gigantische Sojaplantagen zu schaffen. Verantwortlich für die hohe Nachfrage ist, neben Soja als Futtermittel, vor allem die Nachfrage nach so genanntem «Bio-Sprit» in Europa. Die Schweiz zwingt durch die bestehende Beimischungspflicht Mineralölkonzerne, den Diesel mit Pflanzen-Diesel zu versetzen.

Da es aber nicht ausreichend einheimischen Raps gibt, um den Bedarf zu decken, greifen die Ölkonzerne auf andere Agro-Diesel zurück – mit fatalen Folgen für das Klima.


Sojabohnen für Agrosprit in Europa – stammen aus dem Regenwald Südamerikas.

© Greenpeace / Daniel Beltrá

Die Klimabilanz von Agro-Diesel aus südamerikanischem Sojaöl

Beim Anbau der Pflanzen und der Herstellung des Kraftstoffs fallen grosse Mengen von klimaschädlichen Treibhausgasen an. Die Begründung für den Einsatz von Sojaöl als Agro-Sprit lautet: Der Einsatz verringert den Ausstoss an klimarelevanten Gasen. Die Vorstellung vom klimaneutralen Biosprit basiert häufig auf einer Milchmädchenrechnung: Richtig ist, dass bei der Verbrennung im Automotor nicht mehr Kohlendioxid frei wird, als die Pflanze aufgenommen hat. Doch beim Anbau der Pflanzen und der Herstellung des Kraftstoffs fallen große Mengen von klimaschädlichen Treibhausgasen an. Düngemittelherstellung, Stickstoffverluste, der Einsatz von Traktoren und Erntemaschinen setzen Kohlendioxid frei, die Ernteprodukte müssen transportiert und weiterverarbeitet werden, ehe sie als Kraftstoff eingesetzt werden können.

Die Klimabilanz eines Treibstoffs muss also den gesamten Produktionsprozess von A bis Z einbeziehen, vom Anbau bis zur Zapfsäule. Ganz wichtig sind dabei die Auswirkungen von Landnutzungsänderungen, also der Umwandlung von Wald oder Weiden in Ackerland.


Die Fläche von Soja-Plantagen in Brasilien entspricht der Fläche Österreichs, Tschechiens und der Slowakei zusammen.

© Greenpeace / Daniel Beltrá

Anbau und Verwendung von Soja

Wichtigster Versorger der europäischen Ölmühlen ist seit einigen Jahren Brasilien. Die Sojabohne enthält etwa 20 Prozent Öl. Dieses Öl wurde in der Vergangenheit vor allem in der Lebensmittelindustrie verwendet

Hauptanbauländer von Soja sind (2007/2008) die USA (71,3 Mio. t), Brasilien (61 Mio. t) sowie Argentinien (47 Mio. t). Während der Anbau in den USA in den vergangenen Jahren rückläufig ist, nimmt der Anbau in Südamerika rasch zu.

Sojaimport in Österreich

Rechnet man die Zunahme der österreichischen Sojaöl-Importe der vergangenen fünf Jahre in Anbaufläche um, dann kommt man auf eine Produktionsfläche von 70’000 ha Sojafelder. Die Abholzung des Urwaldes und/oder der Savanne für diese Fläche verursacht CO2-Emissionen von 35 Mio. Tonnen. Die Gesamtmenge Sojaöl für die drei grössten Ölfirmen (OMV, BP, Shell) beträgt rund 38’000 Tonnen, wofür knappe 80’000 Hektar benötigt werden und CO2-Emissionen in der Grössenordnung von vierzig Millionen Tonnen verursacht wurden.

 


Ein Soja-Moratorium schützt den Regenwald Brasiliens gegen weitere Rodungen.

© Greenpeace / Ricardo Beliel

Auswirkung des Sojabooms in Brasilien

Die Soja-Produktion Brasiliens hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt. Seit 2005 ist Brasilien die Nummer eins unter den Soja-exportierenden Ländern; gefolgt von den USA und Argentinien. Im Wirtschaftsjahr 2007/08 wurden in Brasilien Sojabohnen auf einer Anbaufläche von fast 21,3 Millionen Hektar geerntet, einer Fläche grösser als die Fläche von Österreich, Tschechien und Slowakei zusammen.

Die grössten Getreidehändler der Welt stimmten im Juli 2006 einem zweijährigen Moratorium zu.  In diesem verpflichten sie sich, keine Soja von neu gerodeten Flächen zu kaufen oder zu verkaufen. Über 90 Prozent der brasilianischen Soja wird von diesen Firmen gehandelt.

Ein wichtiger Erfolg für den Schutz des Amazonas ist das seit 2006 gültige Soja-Moratorium – keine weitere Urwaldfläche darf für neue Soja-Flächen abgeholzt werden.