Tiefseeberge: Unbekannte Gipfel der Tiefsee

Erst vor kurzem entdeckte man mitten auf den als artenarm und öde bekannten Ozeanen untermeerische Berge, so genannte «Tiefseeberge», in deren Umgebung es vor bizarren und kaum erforschten Lebewesen nur so wimmelt. Diese Tiefseeberge erheben sich weit über den umgebenden Meeresboden hinaus, erreichen jedoch nie die Meeresoberfläche. Allein im Pazifik gibt es mehr als 30’000 dieser Unterwasserberge, weltweit vermutet man bis zu 100’000. Man findet dort eine einzigartige Artenzusammensetzung. Viele Arten kommen ausschliesslich an diesen Tiefseebergen vor.

Die grösste Bedrohung für die Arten- und Lebensraumvielfalt der Tiefseeberge ist die Grundschleppnetz-Fischerei. Industriefangschiffe zerstören mit ihren riesigen Fanggeschirren, die über den Meeresboden gezogen werden, die filigranen Bodenstrukturen auf der Jagd nach Tiefseefischen.

Über viele dieser Tiefseefischarten ist wenig bekannt, sicher ist jedoch, dass sie sehr langsam wachsen, sehr alt werden – zum Teil über 100 Jahre – und sehr wenige Nachkommen haben. Zu diesen Tiefseefischen, die auch in Österreich im Handel sind, gehören z.B. Neuseeländischer St. Petersfisch, Hoki und Rotbarsch.

Was Greenpeace fordert:

  • ein konsequentes Fischereiverbot an Tiefseebergen, um die einzigartigen Lebensräume und ihre Arten zu schützen
  • ein Verbot von Grundschleppnetzen auf der Hohen See durch die Vereinten Nationen (UN)

 

Davor und danach: Auswirkungen der Grundschleppnetze am Meeresboden

Davor: Dichter Bewuchs von Korallen und Schwämmen

Danach: Verwüstung durch ein Grundschleppnetz

Davor: Glas-Schwämme brauchen Jahre, um diese Grösse zu erreichen

Danach: Wie einen Acker hat des Schleppnetz alles umgepflügt

Beispiel Azoren

Die Inselgruppe der Azoren ist nicht nur unter Seglern und Tauchern ein beliebtes Ziel, auch viele Wissenschaftler zieht es in jene Meeresregion, in der das Azorenhoch ensteht. Die Unterwasserwelt der Azoren ist vielfältig und faszinierend. Tiefseeberge, Korallenriffe und zahlreiche Säuger der Ozeane wie z.B. Pottwale finden Taucher hier zum Staunen und Wissenschaftler zum Erforschen.

Die Crew der Esperanza unterstützte die Wissenschaftler der Universität der Azoren bei ihren Untersuchungen der Seeberge in diesen Gewässern. Mit an Bord waren Experten der Internationalen Welttierschutzorganisation IFAW (International Fund Animal Welfare), die Studien an Pottwalen betreiben.

Die Esperanza ist bestens ausgerüstet: mit einem Unterwasserrobotor und einer Unterwasserkamera, die bis auf 300 bzw. 800 Meter Tiefe hinabgelassen werden können. So machten die Wissenschaftler mit Greenpeace zusammen auf neue Bilder und Erkenntnisse über das Ökosystem der Seeberge.

Rund um die Azoren herrscht ein Verbot für die Grundschleppnetz-Fischerei, eine der zerstörerischsten Fischereimethoden weltweit. Anders sieht es aus auf der Hohen See – außerhalb von 200 Seemeilen und ausserhalb der nationalen Gerichtsbarkeit. Dort fischt eine gewaltige Flotte von rund 300 Trawlern ohne Rücksicht. Mit ihren gigantischen Netzen durchpflügen sie täglich rund 1’500 Quadratkilometer Tiefsee. Sie zerstören dabei einen der vielfältigsten, ursprünglichsten und sensibelsten Lebensräume unseres Planeten.

Greenpeace kämpft für ein Moratorium der Grundschleppnetz-Fischerei auf der Hohen See. Nur so ist die einzigartige Vielfalt der Tiefsee zu schützen. Dazu soll auch der Azoren-Abschnitt der Weltmeer Expedition beitragen.