Das Ökosystem Meer droht zu kippen. Wenn die Menschen nicht aufhören, den faszinierenden Lebensraum mit ihren Abfällen zu verschmutzen, wird daraus bald eine trübe Kloake.

Für das Meer und die darin lebenden Organismen ist unsere Wegwerfgesellschaft der reinste Albtraum. Das Problem ist hauptsächlich ein Stoff, den wir jeden Tag benutzen, kaum beachten und über den wir wenig wissen. Plastik. Meistens nur ein paar Minuten, Stunden oder Tage im Gebrauch, besteht Plastik noch über Jahrzehnte hin fort, belastet die Umwelt, gelangt über Flüsse ins Meer und wird von Meerestieren gefressen. Der Plastikmüll wird mit Nahrung verwechselt und landet in den Bäuchen von Tieren, die qualvoll sterben müssen. In seinem eindrücklichen Film «It’s a plastic world» zeigt der Schweizer Andreas Tanner was die Verschmutzung unserer Meere für Konsequenzen nach sich zieht und was man dagegen tun kann.

Doch nicht nur die Verschmutzung durch Plastik ist ein Problem. Die Weltmeere bedecken gut zwei Drittel der Erde. Einige Schöpfungsmythen bezeichnen sie als «Wiege des Lebens». Tatsächlich beherbergen sie unzählige Pflanzen und Tiere. Das marine Ökosystem ist nun aber in Gefahr. Schuld daran sind chemische Gifte und Schwermetalle aus der Industrie, Erdöl von Bohrplattformen und Schiffsunfällen, radioaktives Material aus Kernversuchen und atomarer Wiederaufbereitung: alles wird «billig» im grossen Wasser entsorgt.

Die Flüsse tragen neben unserem Müll auch Düngemittel aus der Landwirtschaft und ungeklärte Abwässer in die Ozeane. Vielerorts kommt es durch diese «Überdüngung» der Meere vor allem im Sommer zur Massenvermehrung von Algen. Manche dieser Algenblüten rufen Hautreizungen und Vergiftungen hervor und vermiesen nicht nur am Mittelmeer etlichen Menschen ihren Urlaub.

Die Folgen sind beängstigend. Über die Nahrungsmittelkette übertragen sich gefährliche Schadstoffe auf Mensch und Tier. So beeinträchtigen Dauergifte das Immun- und das Hormonsystem, erregen Krebs und beeinträchtigen die Fruchtbarkeit. Von Robben, Walen und vielen Fischen ist bekannt, dass sich Dauergifte so stark in ihren Innereien anreichern, dass sie sich nur noch als Sondermüll entsorgen lassen!

Auch Unterwasserlärm ist ein Problem für viele Meeresbewohner, wie zum Beispiel Wale. Erkundungs-Explosionen der Ölförderung, Bohrplattformen, Schiffslärm und militärische Schallexperimente zerreissen die Stille der Meere. Beispiel Wale: Die Dauerbelastung ihres hochentwickelten Gehörs vertreibt Wale aus Nahrungs- und Fortpflanzungsgebieten, stört ihre lebensnotwendige Kommunikation und führt im Extremfall zu Gehörschäden und Massenstrandungen.

Mittwoch, 16. Mai 2012
Müllstrudel

© Greenpeace / Ales Hofford

Jahrzehntelang wurden die Ozeane sogar gezielt als Müllkippe missbraucht. Gegen die Versenkung von radioaktivem Müll oder die Verklappung von giftigem Klärschlamm in der Nordsee musste Greenpeace jahrelang ankämpfen – mit Erfolg. Aber noch immer wird die Verseuchung der Meere mit Schadstoffen leichtfertig in Kauf genommen. Am Beispiel der «Deepwater Horizon» wurde der ganzen Welt klar, das Ölbohrungen in der Tiefsee eine unkontrollierbare Risikotechnologie darstellen – mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur. Dennoch wird weltweit weiter in der Tiefsee nach Öl gebohrt, wie die gefährlichen Ölbohrungen in der Arktis zeigen.

Meere dürfen nicht als Müllkippen missbraucht werden. Greenpeace fordert unmissverständlich, dass die Einleitung von Schadstoffen umgehend auf ein Minimum reduziert und mittelfristig völlig eingestellt wird.