Sie regulieren das Klima und bieten Lebensraum für indigene Völker und für eine faszinierende Vielfalt an Tieren und Pflanzen. Noch sind die letzten Urwälder zu retten.

Urwälder sind uralt. Ihre ökologische Vielfalt ist über Hunderttausende von Jahren gewachsen – und wird innert Sekunden zerstört: Kahlschläge und Rodungen bringen alle zwei Sekunde ein Waldgebiet so gross wie ein Fussballfeld für immer zum Verschwinden. Die weltweite Urwaldfläche ist bereits auf ein Fünftel ihrer einstigen Ausdehnung geschrumpft. Rund ein Fünftel der weltweiten CO2-Emissionen werden durch Abholzung und Brandrodung von Wälder verursacht.

Noch gibt es sie, die letzten beinah unberührten Waldgebiete: Im Kongobecken, am Amazonas, in Lappland, an der kanadischen Küste Kanadas, in Sibirien, auf Papua-Neuguinea, in Patagonien oder Tasmanien. Auch diesen letzten Urwaldresten setzt unsere Gier nach Holz, Papier, Palmöl, Fleisch, Gold und Diamanten jedoch stark zu. Brandrodungen für Viehzucht und Ackerbau belasten das Klima gleich doppelt; ein Teil der «Welt-Klimaanlage» geht verloren und Unmengen von CO2 gelangen in die Atmosphäre.

Die Zerstörung der letzten Urwälder muss aufhören. Waldreservate und Nutzungspläne können retten, was zu retten ist. Greenpeace fordert die Regierungen auf, jegliche industrielle Nutzung in Urwäldern strikt zu verbieten.

Afrika: Das Kongobecken


Holzfäller im Ituri Wald, Kongo.

© Jan-Joseph Stok / Greenpeace

Mit einer Fläche von 1,7 Millionen Quadratkilometern ist der Regenwald des Kongobeckens der zweitgrösste der Welt. Seine Fläche entspricht 41 Mal der Schweiz. Er ist der letzte intakte Lebensraum für eine Fülle von teils seltenen Tierarten, und für viele indigene Völker wie die Pygmäen überlebenswichtig. Gegenwärtig sind nur knapp 10 Prozent der Regenwälder im Kongobecken offiziell geschützt. In den letzten Jahren haben Gabun, Kamerun und die Demokratische Republik Kongo (DRK) der Holzindustrie Konzessionen für die kommerzielle Nutzung von Millionen und Abermillionen Hektaren Regenwald erteilt. Für einen schnellen Profit werden die Wälder regelrecht geplündert, und zwar meist illegal. Damit einher geht auch der Handel mit Buschfleisch, der bereits ein kritisches Ausmass erreicht hat. So könnte den Flachlandgorillas schon in einer Generation die letzte Stunde geschlagen haben. Die Zerstörung schreitet unaufhaltsam voran, die Zeit drängt.

Amazonas


Amazonas

© Greenpeace / Daniel Beltrá

Der Regenwald im Amazonas beherbergt den grössten Reichtum an Pflanzen auf der Erde. Bis heute wurden mehr als 30’000 Arten identifiziert, täglich werden neue entdeckt. Auch die Vielfalt an Tierarten ist riesig. Der Amazonas beeinflusst die Niederschläge in der Region sowie das Klima auf der ganzen Welt massgeblich. Gemäss dem unabhängigen Weltressourceninstitut (WRI) stellt auch im Amazonas die Ausbeutung der Urwälder für Holzprodukte die grösste Bedrohung dar. Zudem schluckt in Brasilien die wachsende Sojaproduktion grosse Teile des Amazonas-Regenwaldes. Um Raum für die eintönigen Sojaplantagen zu schaffen, werden riesige Waldflächen verbrannt. Das wirkt sich nicht nur ökologisch aus, sondern hat für die Einwohner auch katastrophale soziale Folgen: Viele Kleinbauern werden mit Gewalt von ihrem Land vertrieben, verlieren ihre Lebensgrundlage und verarmen.

Kanada


Morgenstimmung im borealen Regenwald von Smoky River im nördlichen Alberta, Kanada.

© Jiri Rezac / Greenpeace

Wenn man von Urwäldern spricht, denkt man für gewöhnlich an die tropischen Regenwälder wie jene in Malaysia oder im Amazonas. Aber auch in kälteren Regionen wie Kanada gibt es Regenwälder. Schätzungen zufolge beheimaten diese temperierten Regenwälder in Kanada zwei Drittel der rund 140’000 von Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen des Landes. Einige dieser Arten sind von den Wissenschaftlern noch nicht genauer untersucht worden. Die Hälfte aller temperierten Regenwälder sind bereits von der Landkarte ausradiert: Teile davon sind nur noch in Kanada, Chile und Alaska zu finden. Gemäss dem Weltressourceninstitut, einer unabhängigen, wissenschaftlichen Organisation mit Sitz in den USA, gehören diese temperierten Regenwälder zu den am stärksten gefährdeten Ökosystemen der Welt.

Asien


Intakte Torfwälder in Sumatra

© Will Rose / Greenpeace

Die tropischen Regenwälder Asiens erstrecken sich von der indonesischen Inselgruppe in Südostasien bis nach Papua-Neuguinea und zu den Salomonen im Südpazifik. Auf Papua-Neuguinea, der zweitgrössten Insel der Welt, befindet sich die grösste zusammenhängende Urwaldfläche Südostasiens und Melanesiens. Es gibt nur wenige Gebiete auf der Welt, die es mit dem Artenreichtum der tropischen Regenwälder Asiens aufnehmen können. Doch nirgends auf der Welt schreitet die Urwaldzerstörung schneller voran: Besonders die Holzindustrie hat es auf die asiatischen Urwälder abgesehen, wobei China eine Schlüsselrolle zukommt.

Sibirien


Wald im Norden des Altai-Gebirges.

© Greenpeace / Matthias Schickhofer

Die schneebedeckten Wälder des asiatischen Teils von Russland erstrecken sich von der arktischen Republik Sacha im Nordosten bis zu den subtropischen Regionen des Amur- und des Ussuri-Beckens im Süden. Die Wälder bedecken 45% des Territoriums und bestehen im Norden vorwiegend aus Sträuchern der Tundra und im Süden aus Mischwäldern. Diese kontrastreichen Wälder beherbergen viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten, wie zum Beispiel den Sibirischen Tiger, den Amurleoparden oder den Asiatischen Schwarzbären. Viele davon kommen nirgendwo sonst auf der Welt vor. Aber auch die sibirischen Wälder sind durch die illegale Abholzung und den illegalen Handel mit Holz aus der Region bedroht.

Tasmanien


Wurzeln eines uralten Baumes im Styx Valley.

© Greenpeace / Dave Hancock

Die Insel Tasmanien gehört zu Australien und ist für ihre unberührte Natur bekannt. Dabei hat sie gerade noch einen Viertel ihrer Urwälder bewahrt. Diese befinden sich im Westen der Insel und bestehen aus Eukalyptusbäumen, die mehrere hundert Jahre alt werden. In der Region Tarkine im Nordosten der Insel zum Beispiel wächst der älteste Wurzelstock der Welt, der Huon Pine. Ein Grossteil der Urwälder auf Tasmanien sind nicht richtig geschützt und werden deshalb von der Holzindustrie bedroht.