November 2020

Pestizide verbreiten sich stärker via Luft als gedacht, dies zeigt der Greenpeace-Bericht «Pestizide in der Schweizer Luft». Daher fordert Greenpeace Schweiz von Bund und Parlament:

  1. Ein nationales Monitoring zur Luftverfrachtung von Pestiziden und Einführung einer digitalen Rapportierungspflicht für den Pestizideinsatz durch Landwirt*innen. Ein solches Monitoring schafft Transparenz für die Bevölkerung, die Produzent*innen und die Politik. Diese Transparenz ist nötig, um die Luftverfrachtungsproblematik besser zu verstehen und Sanierungsmassnahmen zu treffen. Bereits auf dem Markt erhältliche Anwendungen ermöglichen es Landwirt*innen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln produkt-, mengen-, parzellen- und zeitgenau zu dokumentieren. So können etwa die bei einem Einsatz ausgebrachten Wirkstoffe von der Produktverpackung eingescannt werden. Eine solche digitale Rapportierungspflicht ist auch nötig, um den Absenkpfad umzusetzen.

  2. Ein unabhängiges Forschungsprogramm, mit dem die gesundheitlichen Folgen von Pestiziden auf die Menschen und auf die Biodiversität untersucht werden: Es fehlt eine ganzheitliche Betrachtung der Auswirkungen des Pestizideinsatzes auf das Ökosystem und die menschliche Gesundheit. Dabei muss etwa die Dauerbelastung des Körpers mit Pestiziden (Anwender*innen, Anwohner*innen, Konsument*innen) und insbesondere der Cocktail-Effekt aus dem Zusammenwirken der mehreren hundert Wirkstoffe untersucht werden. Heute stützen sich die gesundheitlichen Abklärungen im Zulassungsverfahren fast nur auf Daten, welche die Pestizidhersteller selber erhoben haben und die Zulassungsverfahren beziehen sich nur um einzelne Wirkstoffe. Die Erfahrung zeigt, dass diese Daten oft lückenhaft und bisweilen sogar falsch sind. Überhaupt nicht berücksichtigt wird die grossräumige, in unserer Studie nachgewiesene Luftverfrachtung von Pestiziden. Diese Gifte gelangen sehr wahrscheinlich auch in Wohngebiete und in den Körper der dort lebenden Menschen. Über das Zusammenwirken der Gifte (Cocktail-Effekt) und die subletalen Auswirkungen auf die Populationen von Tieren und Pflanzen ist ebenfalls so gut wie nichts bekannt. Das Artensterben zeigt aber, dass ein Zusammenhang besteht. Nötig ist deshalb eine von der Industrie unabhängige Forschung, also ein nationales Forschungsprogramm.

  3. Ein sofortiges Verbot der Ausbringung von Pestiziden mit Helikopter und strikte Vorschriften und Kontrollen für die Ausbringung mit Drohnen: Die Gefahr der Abdrift bei Helikopterflügen ist bekanntermassen gross. Helikopterflüge müssen daher verboten werden. Der Einsatz von Drohnen muss sofort und präzise reguliert werden (z. B. Einsatz nur als ultima ratio, nur bei Windstille und nahe am Boden, Strafbarkeit von «versehentlichem» Pestizidflug über Kulturen von Bio-Landwirten).

  4. Schadensersatzregelung für betroffene Bio-Bauern: Die Politik muss sicherstellen, dass der Biolandbau nicht durch den Einsatz von chemisch-synthetischen Pestiziden aus der konventionellen Landwirtschaft geschädigt wird. Biologische Produktion muss weiterhin möglich sein. Dafür muss eine Schadensausgleichs-Fonds (ggf. finanziert durch die Pestizid-Hersteller) eingerichtet werden, welcher Bio-Bäuerinnen und -Bauern einen finanziellen Schadensersatz ermöglicht für Produkte die sie aufgrund einer nicht selbst verschuldeten Pestizid-Kontamination nicht als Bio-Produkte verkaufen können.

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