Zwischen Selbstverwirklichung, Sinnessuche und sozialen Medien. Irgendwo unter all den Smartphones, Smart-TVs und Smartwatches begraben. Genau da setzt sich Greenpeace-Praktikantin Danielle mit den Hoffnungen, Herausforderungen und Problemen ihrer Generation Y auseinander – und fragt sich in ihren kommenden Kolumnen: Wie zum Teufel soll das grün gehen?

«Qualität der Eier für sich gut, aber leider immer noch diese hässlichen Farben :-(.»

Eigentlich könnte ich diesen Kommentar einfach so stehen lassen. Schwups, fertig ist meine Kolumne für diese Woche. Beine hoch, Feierabenddrink auf, Netflix an. Doch wäre ich wohl im falschen Beruf, verspürte ich nicht den Drang, mich darüber ausführlich auszulassen.

Aber fangen wir von vorne an. Und damit meine ich ganz vorne, beim Freund aller Menschen, Jesus Christus höchstpersönlich. Ihm nämlich haben wir es zu verdanken, dass vor uns vier ganze Tage Wochenende liegen. Hallelujah. Wäre ich gläubig, wäre es jetzt wohl an der Zeit für das Kreuzzeichen. Doch wie pflegte Molière zu sagen? «Wer aller Menschen Freund, der ist der meine nicht.» Nichtsdestotrotz bin ich froh, dass die Kirche die Idee des Sohn Gottes gesät hat. Denn nur deswegen dürfen wir heute einen Feiertag nach dem anderen ernten. So eben auch Ostern.

Heutzutage ist Ostern vielerorts nicht mehr nur ein Fest im Namen des Sohn Gottes, sondern auch im Namen des Osterhasen. Meister Lampe versteckt am Ostermontag viele bunte Eier in den Gärten der Welt und bringt damit Kinderaugen zum Strahlen. Aber Achtung, Spoiler alert: Natürlich gibt es den Osterhasen nicht. Und auch was Jesus betrifft, kann man sich streiten. Das einzig Reale an Ostern sind tatsächlich die Ostereier – und die Spur der Verwüstung, die diese nach sich ziehen.

Somit wären wir wieder bei dem Anfangs erwähnten Kommentar angelangt. Der wurde nämlich als Bewertung von bemalten Bio-Ostereiern auf coop@home abgegeben. Und zeigt auf eine simple, fast schon schöne Art und Weise, was mit unserer Menschheit schiefläuft; ein Sinnbild für unsere Gesellschaft quasi. Denn die heutige Allgemeinheit setzt bei der Nahrungswahl vor allem auf eines: das Auge – schliesslich isst es ja mit. Die Karotte darf deswegen nicht zu krumm sein, die Kartoffel nicht zu gross und das Ei nicht zu hässlich. Diese Einstellung zur Nahrung hat zwei Folgen: Erstens landen weltweit täglich unzählige Tonnen an essbaren Esswaren im Müll. Zweitens sind wir für das Leid von tausenden von Tieren auf der ganzen Welt verantwortlich. So auch für das der Legehennen.

Gehen wir mal davon aus, dass die Person, die den oben erwähnten Kommentar abgegeben hat, sich an Ostern dazu entscheidet, aufgrund der hässlichen Farbe der Bio-Eier im Coop-Regal lieber zu den schön bunten «Import-Ostereier aus Bodenhaltung» zu greifen. Schliesslich möchte sie ihren Kindern ja eine Freude machen. So ist davon auszugehen, dass auch andere Eltern es ihr gleichtun. Denn wer möchte seinem Kind schon hässlich bemalte Eier vorlegen und an Ostern für ein Tränen- anstatt Farbenmeer sorgen. Und schon haben wir den (Eier)-Salat.

Vielen dürfte bewusst sein, dass Hühner keine bunten Eier legen (say whaaat). Was aber viele vermutlich nicht wissen – oder nicht wissen wollen – ist, dass über die Hälfte der bunten Eier aus dem Coop-Regal importiert wurden und dabei aus der Bodenhaltung stammen. Neben der Bio-Haltung und der Freilandhaltung die schlechteste Form. Schon hier in der Schweiz ist es laut Tierschutzgesetz erlaubt, bei der Bodenhaltung sieben bis siebzehn Legehennen auf einem Quadratmeter zu halten, ohne gesetzlich vorgegebenen Auslauf – da lachen ja die Hühner. In den Ställen von Deutschland und der Niederlande, wo über die Hälfte der importierten Ostereier herkommt, sieht es nochmals ganz anders aus. Eine Reportage von SRF aus dem Jahr 2014 gibt einen Einblick in das dortige Elend. Bis zu 30 000 Tiere leben zusammen in den Ställen, Tageslicht gibt es praktisch keines, genauso wenig liegt Stroh auf dem Boden und den Tieren werden sogar teilweise die Schnäbel abgeschnitten, damit sie einander nicht verletzen können. Na frohe Ostern…

Legehennen beim Fütterungsprozess in einem Stall in Deutschland. (© Greenpeace)

Wer seine Ostern also tiergerecht gestalten möchte, der greift zum Bio-Ei aus der Schweiz und bemalt es selbst. Wäre das nicht die logische Alternative? Natürlich – nur hat auch diese einen Haken. Denn selbst die Produktion von Bio-Eiern in der Schweiz sei laut Tagesanzeiger nur möglich, wenn die Hühner in unnatürlich grossen Gruppen gehalten würden, Soja und Weizen aus dem Ausland als Futter bekämen und die männlichen Küken vergast und die Legehennen nach einem Jahr aussortiert würden. Tiergerecht ist anders. Wer seine Ostern also wirklich ohne Tierleid verbringen möchte, greift am besten zu Schokoladeneiern – natürlich aus Fair-Trade-Produktion und Bio. Und gibt dem Osterhasen ein beachtliches Trinkgeld.

Danielle Müller studierte Journalismus und Unternehmenskommunikation in Berlin und schnuppert nun bei Greenpeace rein. Die 27-Jährige Baslerin ist stets im Sattel ihres Rennvelos anzutreffen und sagt nie Nein zu einer guten Umwelt-Doku auf Netflix.

Vier leckere Rezepte für ein veganes Osterfest findest du hier.