Seit rund zwei Wochen ist in der ganzen Stadt Zürich wieder Weihnachtsmarkt-Zeit. Wir haben uns auf einen Spaziergang von einem Stand zum Nächsten begeben und nach ökologischen Geschenkideen Ausschau gehalten.  

Kaum steht Weihnachten vor der Tür, beginnt der Geschenke-Kaufrausch von vorne. Häufig wird beim schnellen Weihnachtsgeschenk aber das Wichtigste vergessen: die Umwelt. Viele Menschen besorgen einfach blind, was ihnen von Grosskonzernen vor die Nase gehalten wird – und weder nachhaltig, lokal oder fair produziert wurde. Vor allem für unseren Planeten hat der unüberlegte Überkonsum an Weihnachten Folgen: Für die Produktion von Verpackungen werden Wälder abgeholzt und Ressourcen verschwendet. Und durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas zur Herstellung von allerhand Dingen wird der Klimawandel stets weiter angefeuert.

Für Weihnachten 2018 sollten wir deshalb auch der Mutter Natur ein Geschenk machen und den Einkauf für Familie und Freunde vor allem aufgrund folgender Kriterien auswählen: lokal, nachhaltig und fair. Hierfür haben wir verschiedene Stände am Weihnachtsmarkt in Zürich besucht und die eine oder andere umweltfreundlichere Alternative zur herkömmlichen Geschenkidee gefunden.

Für Weiterdenker: Helvetas Fairshop

Am Stand des Helvetas Fairshop, welchen die Organisation gemeinsam mit Changemaker am Bellevue betreibt, wird man von der dick eingepackten Daniela in Empfang genommen. Sie scheint von A bis Z alles über die riesige Auswahl an Artikeln zu wissen, wobei es ihr eine Frischhaltefolie aus Biobaumwolle und Bienenwachs besondern angetan hat. Bei dem Produkt handelt es sich um eine Alternative zur Plastik-Folie, die sogar bis zu einem Jahr halten kann. «Die habe ich auch schon selber gemacht, das funktioniert gut», erzählt sie.

Die Bienenwachs-Frischhaltefolie ist Teil des Sortiments der Hilfsorganisation Helvetas. (© Piero Good)

Alle Produkte des Fairshops am Weihnachtsmarkt stammen aus Fairtrade und sind nachhaltig produziert. Wie beispielsweise auch das Sonnenglas, eine Leselampe, die aus einer Art Einmachglas und einem Verschluss aus kleinen Solarpanels besteht. «Die entstand aus einem Township-Projekt in Südafrika, wo die meisten Menschen keinen Zugang zu Strom haben», erklärt Daniela. «Mittlerweile wird sie dort von 60 Arbeitern zu fairen Löhnen hergestellt.»

Für Bodenständige: Grassrooted

Den Shop von Grassrooted findet man im ShopVille im HB Zürich. (@ Grassrooted)

Einmachgläser so weit das Auge reicht – gefüllt mit Kimchi, Sauerkraut, Rotkraut, Zwiebeln, Randen, Rotkohl, und, und, und. Das ist der Weihnachtsmarkt-Stand von Grassrooted. «Unser Sortiment umfasst diverses zweitklassiges und überschüssiges Frischgemüse oder Obst», erklärt Dominik Waser, einer der Gründer des Vereins. Also Nahrungsmittel, die eigentlich im Mülleimer hätten landen sollen.

Auch das Stichwort Nachhaltigkeit wird bei der Non-Profit-Organisation gross geschrieben: «Täglich versuchen wir Zero Waste anzustreben», erläutert Dominik. «Das Gemüse beziehen wir direkt ab Hof, verarbeiten es im Mehrweg-Glas und regen auch unsere Kunden dazu an, eigene Mehrwegtaschen mitzubringen.» Das Projekt, welches erst im Sommer ins Leben gerufen wurde, kann dabei auf grosse Unterstützung von Familie und Freunden zählen. Langfristig haben Dominik und Mitgründer Martin Schiller vor allem ein Ziel: «Eine Welt zu schaffen, die auch für unsere Enkelkinder noch geniessbar ist.»

Für Abgefahrene: Schreif

Auf den ersten und etwas entfernteren Blick sehen die Taschen am Stand von Patrick Zanini eigentlich ganz normal aus. Doch hält man sie in der Hand, fällt einem sogleich auf: Die sind aus einem ganz speziellen Material. «Reifen, Schlauch; Schlauch, Reifen – Schreif», erklärt der Geschäftsinhaber seine Produkte kurz und knapp. Was er damit meint: Taschen aus ehemaligen Lastwagen-Reifenschläuchen, die in einer Neun-Mann-Manufaktur in El Salvador hergestellt werden.

Schreif findet man am Weihnachtsmarkt im Hauptbahnhof oder am Bellevue. (© Piero Good)

Die Idee für das Produkt kam Patrick Zanini während einer Reise in Südamerika, wo die Schläuche haufenweise am Strassenrand liegen. «Begonnen hat das Ganze damals als Weltrettungs-Projekt, um das Abfallproblem zu bewältigen», so der ehemalige Geschichts-Student. «Daraus entwickelt hat sich nun ein Musterbetrieb, der ein hochwertiges Produkt zu fairen Löhnen und Arbeitsbedingungen herstellt.» Und vor allem: ein Abfallprodukt wiederverwertet.

Für Eidgenossen: Alpin Natürlich

Der Käse- und Fleisch-Hobel kann auch für Gemüse verwendet werden. (© Piero Good)

Beim Stand von Alpin Natürlich im Hauptbahnhof weiss man nicht so richtig, wohin man zuerst blicken soll: auf die gestapelten Käse- und Fleisch-Hobel links, den etwas stämmigen Verkäufer in der Mitte oder doch die Salben in verschiedenen Grössen und Formen auf der rechten Seite? Irgendwie passt alles nicht so richtig zusammen. Doch einen gemeinsamen Nenner haben sie: Sie sind durch und durch schweizerisch.

«Der Hobel ist aus Schweizer Holz und wird in den Kantonen Wallis und Uri in Behinderten-Werkstätten produziert», erzählt Verkäufer Martin mit Bündner-Dialekt. Dass das Material aus dem eigenen Land kommt und auch nachhaltig verarbeitet wird, sei dem Familien-Unternehmen sehr wichtig. «Andere Anbieter holen das Holz etwa 30 Prozent billiger aus dem Ausland.» Ob es deswegen nicht schwieriger ist, im Wettbewerb mithalten zu können? «Die Konkurrenz interessiert uns nicht», meint Martin darauf grinsend. «Wir stehen auf Schweizer Produkte.»

Für Smartphone-Junkies: Avenwood

Hinter dem Holz am Weihnachtsmarkt-Stand von Avenwood steckt eine ganz andere Geschichte – nämlich die aus einem fernen Land. «Unsere Produkte bestehen alle aus Bambus», erzählt Lena, die für das Start-Up am Weihnachtsmarkt arbeitet. Und tatsächlich: Handyhüllen, Uhren, Postkarten, Schlüsselanhänger – sie alle sind aus dem asiatischen Süssgras gefertigt.

Der Stand von Avenwood steht ebenfalls im Hauptbahnhof von Zürich. (© Piero Good)

«Die beiden Gründer haben Bambus für ihre Produkte ausgesucht, weil es vor allem sehr nachhaltig ist», klärt Lena auf. Denn Bambus erzeugt erheblich mehr Sauerstoff und bindet während des Wachstums deutlich mehr CO2 als Bäume. Auch wenn laut Lena der Verkauf gut läuft, gäbe es trotzdem noch viele Menschen, die mit einer Plastik-Handyhülle unterwegs sind. «Vermutlich, weil die günstiger sind, deswegen gehen sie aber auch schneller kaputt.» Sie selbst würde keine Kunststoffhüllen verkaufen wollen – denn die Welt versinkt schon genug im Plastik.

Danielle Müller studierte Journalismus und Unternehmenskommunikation in Berlin und schnuppert nun bei Greenpeace rein. Die 27-Jährige Baslerin ist stets im Sattel ihres Rennvelos anzutreffen und sagt nie Nein zu einer guten Umwelt-Doku auf Netflix.

Piero Good ist freischaffender Künstler und Fotograf. In seinen Kunstprojekten spielen die Natur und die Umwelt eine zentrale Rolle. Sein Interesse liegt darin, gegebene Umstände zu verstehen, um schliesslich zu interagieren. Er ist Mitgründer des Fotografie-Magazins Pirlo.