Warum Selbermachen neben Engagement für noch mehr Zufriedenheit sorgt.

«Das erste Experiment beginnt mit einem Flop: Das selbstgemachte Spülmittel taugt nichts. Zu flüssig. Zu flockig. Das Rezept? Zu einfach, um zu misslingen. Eigentlich. Natron, Kernseife, kaltes und warmes Wasser mischen, rühren und schütteln. Was kann man da noch falsch machen? Irgendetwas muss es gewesen sein. Trotzdem hat mich das auf eine unkonventionelle Lösung gebracht: den immer noch beachtlichen Würfel Kernseife pragmatisch mit einer ordentlichen Handspülbürste obendrauf neben das Spülbecken zu platzieren. Macht sich hübsch – und vor allem bezahlt.

Mikro-Revolution

Kleine Veränderungen im eigenen Haushalt sind ein Weg im Kampf gegen Ohnmachtsgefühle hinsichtlich des Weltgeschehens. Wenn die Revolution da draussen schon nicht stattfindet, holen wir sie eben nach drinnen. Ganz im Kleinen, ganz für sich das eigene Konsumverhalten zu verändern und Grundsatzentscheidungen zu treffen, ist hilfreicher als resignieren. Und bewirkt oft mehr, als man denkt. Der Duden definiert Engagement als «sich bekennend für etwas einsetzen» und eigentlich trifft das den Nagel auf den Kopf. Dass unverpackt einkaufen, Bio- und Slowfood oder selbstgemachtes Deo auf einer anderen Ebene von Umweltengagement spielen als der Aktivismus mit medialer Präsenz in der Öffentlichkeit, mag sein. Dass Ersteres aber praxistauglicher und damit für einen Grossteil interessierter Menschen einfacher umzusetzen ist, ist offensichtlich. Der aktuelle Zero Waste-Trend spricht für sich.

(Keine) Zeit für den Praxistest

Seit Zero Waste die mediale Berichterstattung erreicht hat, erleben viele einfache alte Rezepte im Haushalt ein Revival. Die bewährten Selfmade-Anleitungen müssen sich aber gegen einen entscheidenden Faktor durchsetzen: die liebe Zeit. Ne, hab ich nicht. Du etwa? Den nächsten Praxistest mache ich trotzdem und die zweite Mikro-Revolution gebührt dem hauseigenen Waschmittel. Kernseife, heisses Wasser und Waschsoda. Mischungsverhältnis: unschlagbar einfach. Anleitung: Mischen, rühren und noch mal rühren. Zeitaufwand: 15 Minuten. Maximal.

Das Andicken dauert länger. Zählt aber nicht, man muss ja nichts machen ausser warten. Das geht auch über Nacht, im Schlaf. Und es klappt! Die Konsistenz unterscheidet sich praktisch nicht von handelsüblichen Flüssigwaschmitteln. Die Waschleistung ist bei Temperatur 30° und mehr gut genug. Ich sage gut genug und nicht perfekt oder ausgezeichnet. Das ist es nämlich nicht. Allerdings liegt die Messlatte mit mehreren Kleinkindern auch recht hoch. Die Kleider riechen… sauber. Sonst nach nichts, und das ist auch gut so.

Wie dufte wäscht es sich wirklich?

Selbermachen heisst vor allem: Denken. Mitdenken. Umdenken. Machen. Und das ist neben einer zunächst geringeren Umweltbelastung wohl der wichtigste positive Effekt. Beispiel Kernseife. Erster Waschmittelversuch: vorbehaltlos tierische Kernseife mit EDTA* als Inhaltsstoff verwendet. Bums – erste und wichtigste Lektion gelernt: Selbstgemacht heisst nicht gleich umweltfreundlich. Denken, liebe Leute. Denken, und zwar selber. Also suchen und finden: vegane Kernseife ohne Verpackung und ohne Palmöl. Gar nicht so einfach, aber möglich. Und ertragreich. Diverse Rezepte schlagen eine «Beduftung» mit ätherischen Ölen aus biologischem Anbau vor.

Zweite Lektion: die sterbenden Fische auf der Warnetikette. Auch oder gerade biologische Stoffe können schädlich sein und gehören nicht auf die Haut oder ins Abwasser. Ob es sich bei naturreinen ätherischen Ölen anders verhält, ist aus den Rezepten nicht ersichtlich. Also besser keine Duftstoffe hinzugeben und beim einfachen «sauber» bleiben. Egal wie natürlich das Waschmittel ist, der sparsame Verbrauch hat immer den grössten Effekt auf die eigene Ökobilanz und die Umwelt.

Zeit bringt Routine bringt Zeit

Die Hemmschwelle Zeit ist nur eine Frage von Übung und Routine. Denn Zeit bringt Routine bringt Zeit. Die ersten Versuche lohnen sich. Es macht glücklich, sein Handwerk gelingen zu sehen und sich an den simplen Ideen zu erfreuen. Mit etwas Platz geht man das Ganze pragmatisch an und produziert gleich auf Vorrat – die 20 mit Waschmittel gefüllten Milchflaschen stehen auch gut in Keller oder Estrich.

Besser ist’s sich in kleinen Schritten an die Grossproduktion heranzutasten. Dann tun die ersten Fehlversuche auch nicht ganz so weh. Wenn es doch mal daneben geht –optimistisch bleiben. Frust gehört dazu. Gerade im Umweltbereich. Und dann muss dieser dahin, wo er hingehört – in die Hände. Zum Selbermachen.

Inga Laas, Online Redaktorin, ist irgendwo zwischen Digital Native und Digital Immigrant angesiedelt und gehört damit zur Generation Y. Herzthemen: Barrierefreiheit und Umweltschutz. Wenn sie nicht für Greenpeace schreibt, studiert sie Natur und Umwelt analog. Vom Texten erholt sie sich beim Gärtnern, Lesen und Handwerkeln.

* https://www.kernseife.info/kernseife/inhaltsstoffe/kernseife-und-edta/