Vier Kolumnisten, zwei Generationen, ein Thema. Unseren beiden Kolumnistinnen der jüngeren Generation, Inga Laas und Danielle Müller, und unsere zwei Schreiber der älteren Generation, Markus Waldvogel und Kuno Roth haben sich in vier verschiedenen Kolumnen mit dem Thema Ohnmacht und Klima auseinandergesetzt. 

«Man bewegt nichts, wenn man sich selber nicht bewegt. Die Welt wird nicht einfach besser, nur weil sie sich dreht», rappte Blumentopf in den 90ern. Und natürlich haben sie recht, bloss so einfach ist es nicht.

Die Welt dreht sich immer noch, und zwar ziemlich schnell. Die Zeiten in denen allein das Wort «Volkszählung» zu einem gesellschaftlichen Aufheulen und gezückten Megafonen führte, sind definitiv vorbei. Gegen die Sammelwut der Datenkraken heute, ist eine Volkszählung von damals nur noch Schmu und der Gedanke, eine Grossdemo ohne Social Media  organisieren zu müssen, löst bei mir Schwindelgefühle aus. Nicht umsonst geben sich der «Klimastreik» und andere heute gläsern – über Facebook organisiert’s sich flüssig. Fühlt sich erstmal nicht besonders mächtig an, so durchsichtig zu sein.

Dennoch, wie wirksam Protest 2.0 sein kann, hat uns der Arabische Frühling schon 2011 vorgeführt. Besonders dann, wenn Informationen nicht nur öffentlich, sondern auch global gestreut werden. Noch nie war man aus der Distanz so nah. Teil einer globalen Community sein und gemeinsam für demokratische Werte einstehen. Ich gebe zu: Die Internetrevolution hat auch meinen politikverdrossenen Nerv zielgenau getroffen. Als Schwarmintelligenz Regierungen das Fürchten lehren, grossartig und sinnvoll fühlte sich das an.

Nach dem Hoch kommt das Tief – Facebook, Instagram, Twitter und Youtube. Nirgendwo lassen sich so viele kurzweilige Informationen auf verschiedenen Ebenen abrufen. Nirgendwo lassen sich so viele Petitionen per Klick unterschreiben. Nirgendwo bekommt man so viele Anreize für ein «besseres Leben». Und nirgendwo lässt sich das Frustlevel so gut in die Höhe treiben; denn: Wir wissen alles, was wir wissen müssen. Wir liken, teilen und klicken es. Nichts steht einer Veränderung im Weg. Eigentlich. Ausser wir selbst (und der Bildschirm). Aller bildgewaltiger Information zum Trotz, mitunter scheint die Social Media-Blase zum kollektiven Wegschauen einzuladen. Verweilen wir weiter in diesem Mix aus Couchprotest und virtueller Anteilnahme, legen wir uns selbst an die Ketten der Ohnmacht. Möglich, dass die Generation Greta das verstanden hat und die Dinge besser angehen wird als wir. Denn: Der Protest 2.0 ist und bleibt an echte Begegnung und Solidarität gebunden, die Technik unterstützt uns dabei nur.

Inga Laas, Redakteurin und Umwelt-Ingenieurin. Irgendwo zwischen Digital Native und Digital Immigrant angesiedelt. Wenn sie nicht für Greenpeace schreibt, studiert sie Natur und Umwelt lieber analog. Vom Texten erholt sie sich beim Gärtnern, Lesen und Handwerken.