In Ländern der sogenannten Dritten Welt lagern noch riesige Mengen hochgiftiger Pestizide. Zum Beginn der Unterzeichnerkonferenz der Stockholmer Konvention fordert Greenpeace die Teilnehmer aus120 Nationen auf, dieses Problem endlich zu lösen. Zwölf Dauergifte wie Dioxine oder PCBs, sogenannte POPs (Persistent Organic Pollutants) werden auf dieser Konferenz zwar endgültig verboten. Eine Gefahr für die Umwelt geht aber ebenso von den Restbeständen dieser POPs und von den Pestizidaltlasten in den armen Ländern aus. Vor allem DDT, Dieldrin, Aldrin und sechs weitere Pestizide dürfen zwar weder produziert, noch gehandelt noch angewandt werden, da die Stockholmer Konvention ihre «Eliminierung» vorschreibt. Geklärt ist aber nicht, wann und wie diese Altbestände vernichtet werden.

Stockholm. In den reichen Industriestaaten spielen Gifte wie DDT kaum noch eine Rolle. In Entwicklungsländern und Staaten Mittel- und Osteuropas lagern jedoch noch etwa 500 000 Tonnen Pestizid-Altlasten, die dort Trinkwasser und Böden vergiften. Am schlimmsten sind die Zustände in Afrika, wo die Gifte in baufälligen Schuppen oder gar unter freiem Himmel gelagert werden. Um die Forderung nach einer fachgerechten Entsorgung dieser Stoffe zu untermauern, hat Greenpeace heute den Konferenzteilnehmern in Stockholm den Bericht «POPs in Afrika – Giftmüllexporte und Altpestizide (POPs in Africa – Hazardous Waste Trade 1980-2000 and Obsolete Pesticides)» vorgelegt. In dem Bericht ist die Situation in 51 afrikanischen Ländern genauer untersucht. «Die Pestizidhersteller stehen in historischer Verantwortung», sagt Andreas Bernstorff in Stockholm, Giftexperte und Mitglied der Greenpeace-Delegation. «Sie haben diese Mittel erfunden, produziert und über Jahrzehnte offensiv vermarktet, verschenkt und über Hilfsprogramme in jeden Winkel des Globus gedrückt. Jetzt müssen sie auch dafür sorgen, wie sie das Gift wieder aus der Welt schaffen» Greenpeace fordert von den Teilnehmern der Stockholmer POPs-Konferenz einen entsprechenden Auftrag an die Industrie. Etwa ein Dutzend Chemiefirmen beherrschen 90% des Pestizid- Weltmarktes und setzen dabei jährlich über 30 Mia US Dollar um, darunter an führender Stelle Bayer, BASF, die Basler Grosschemie, Shell, Rhone Poulenc, Monsanto, Dow und Sumitomo. Alle bisherigen (rund ein Dutzend) Rückhol- und – Entsorgungsaktionen aus Afrika wurden von Hilfsorganisationen und Regierungen in Holland, Dänemark, Deutschland oder Schweden getragen. Die Industrie beteiligte sich mit gerade einmal zwei Prozent an den Gesamtkosten von bisher 30 Millionen Mark. Dies muss sich schnell ändern. Beim derzeitigen Tempo der Entsorgung würde es noch Jahrzehnte dauern, bis die Altlasten abgeräumt und unschädlich gemacht sind.