Russland stellt die Wiederaufarbeitung von abgebrannten Brennelementen aus Atomkraftwerken ein. Damit ist der Deal, den die Schweizer AKW-Betreiber mit Russland eingehen wollten, geplatzt. Gemäss einem geheimen Absichtsprotokoll, das Greenpeace vor einem Jahr veröffentlichte, wollte die hiesige AKW-Industrie ihren Atommüll in Russland wiederaufarbeiten und endlagern. Greenpeace fordert, dass eine Entsorgungslösung für radioaktive Abfälle, welche dem Verursacherprinzip gerecht wird, im Inland gesucht wird.

Zürich. Gemäss einem geheimen Absichtsprotokoll plante die Schweizer Atomindustrie noch im letzten Jahr, ihre abgebrannten Brennelemente in Russland wiederaufarbeiten zu lassen und hochaktive Abfälle dort endzulagern. Die AKW-Betreiber vertreten noch heute die Meinung, dass für sie in Sachen Endlager für hochaktive Abfälle nur eine internationale Lösung in Frage komme. Nun ist der verantwortungslose Deal geplatzt: Russland steigt aus der Wiederaufarbeitung aus. Im Gegenzug zahlen die USA 100 Millionen Dollars für den sicherheitstechnischen Ausbau der Atommüll-Lager. Grund für den US-amerikanischen Druck: Bei der Wiederaufarbeitung wird Plutonium herausgetrennt – einer der todbringendsten Stoffe, den die Menschheit je erfunden hat. Mittlerweile häufen sich in Russland 30 Tonnen Plutonium aus zivilen Reaktoren, das ist Material für 3000 Atombomben. Die USA befürchten, dass Drittstaaten in den Besitz des atomwaffentauglichen Ma-terials gelangen könnten. Auch der geplanten Russland-Deal der Schweizer AKW-Betreiber stiess in den USA übrigens auf Unverständnis, wie die amerikanische Botschafterin Madeleine M. Kunin in einem Schreiben an Greenpeace im März des vergangenen Jahres bekanntgab. Greenpeace fordert die Schweizer Atomindustrie auf, ihre Verantwortung im Entsorgungsbereich ernst zu nehmen, ohne weiterhin mit verantwortungslosen Billiglösungen im Ausland zu liebäugeln. Greenpeace teilt die Meinung der Expertengruppe Entsorgungskonzepte für radioaktive Abfälle (EKRA), dass eine Inlandlösung weiter seriös abgeklärt werden soll und dabei das Prinzip der Sicherheit – und nicht der Wirtschaftlichkeit – oberste Priorität haben muss. Das Abkommen zwischen den USA und Russland ist ein unübersehbares Signal, die zivile Wiederaufarbeitung, die auch durch die Verträge der Schweiz mit den französischen und englischen Firmen gestützt wird, endlich einzustellen. In den kommerziellen Wiederaufarbeitungsanlagen in England und Frankreich, wo die Schweiz seit Jahren ihren Atommüll aufarbeiten lässt, werden gigantische Plutoniumberge angehäuft. Im britischen Sellafield werden 55-60 Tonnen Plutonium gelagert, im französischen La-Hague beinahe 100 Tonnen. Mit einem Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung wäre die Welt um eine Bedrohung ärmer.

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