Der Verladebahnhof der französischen Wiederaufarbeitungsanlage La Hague in Valogne steht ab heute unter ständiger Beobachtung von Greenpeace-Mitarbeitern. Die Umweltschützer werden im Schichtbetrieb rund um die Uhr mit einer wärmeempfindlichen Infrarot-Kamera dokumentieren, wann Transportbehälter die Atomanlage verlassen und ob sie mit Atommüll beladen sind. Ende des Monats sollen sechs Castorbehälter mit rund 85 Tonnen radioaktiven Abfällen aus La Hague in das Zwischenlager Gorleben transportiert werden.

La Hague/Hamburg. Mit unserer Beobachtung wollen wir versuchen, den genauen Termin und den Streckenverlauf des Transports öffentlich zu machen, erklärt Sven Teske, Energieexperte bei Greenpeace. «Denn die Betreiber der Atomanlagen hüllen sich darüber in Schweigen. Wenn aber tonnenweise hochgefährlicher Strahlenmüll durch das Land rollt, darf das nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit passieren.» Jeden Tag verlassen mehrere LKW mit Castorbehältern die Atomanlage. Bei keinem ist mit blossem Auge erkennbar, ob er beladen oder leer ist. Greenpeace wird versuchen, den Gorleben-Transport mit Hilfe einer Infrarot-Kamera zu erkennen. Die wärmeempfindliche Infrarot-Kamera stellt unterschiedliche Temperaturen durch verschiedene Farben dar. Da der Atommüll aus La Hague die Castorbehälter auf 50 bis 80 Grad erwärmt, können mit den Infrarot- Aufnahmen volle Castoren von leeren, also kalten, unterschieden werden. Greenpeace wollte von heute an auch Live-Bilder von der Wiederaufarbeitungsanlage auf die Castor-Informationsseite www.greenpeace.de/castor übertragen. Aktivsten hatten dazu eigens eine Internetkamera installiert. Wegen angeblicher Störung des Funkverkehrs der Atomanlage durch die Kamera wurde die Übertragung jedoch von der Gendarmerie verboten. Da die Wiederaufarbeitungsanlage La Hague keinen eigenen Gleisanschluss hat, wird der Atommüll auf Schwerlasttransportern in das rund 30 Kilometer entfernte Valognes gebracht und dort auf Eisenbahnwaggons umgeladen. Atommüll, der aus Atomkraftwerken nach La Hague zur Wiederaufarbeitung transportiert wird, muss ebenfalls in Valognes umgeladen werden. Erst letzte Woche hatten Greenpeace-Mitarbeiter einen Unfall auf dem Verladebahnhof beobachtet: Ein mit rund 60 Tonnen schwachradioaktivem Uranylnitrat beladener Atomtransport sprang bei langsamer Fahrt aus den Gleisen und kam neben dem Gleisbett zu stehen.