Ein Jahr nach der Sistierung sämtlicher Atommülltransporte in die Wiederaufarbeitungsanlagen in England und Frankreich ist keine Lösung der Probleme in Sicht. Exponenten der Atomindustrie erklären, es gebe keine Garantie für die Einhaltung der Grenzwerte. Eine Garantieerklärung fehlt bis heute auch von Seiten der Schweizer Atomwirtschaft und den Sicherheitsbehörden. Bundesrat Leuenberger und HSK-Chef Serge Prêtre erklärten die Einhaltung der Grenzwerte aber als «Muss» für zukünftige Bewilligungen.

Zürich. Weil es mit den derzeit verfügbaren Transportcontainern immer wieder zu radioaktiven Verschmutzungen kommt – der jüngste Fall in Frankreich mit einer 250fachen Überschreitung des Grenzwerts liegt erst zwei Monate zurück – drängt sich der Verzicht auf weitere Transporte auf. Denn die Probleme sind behälterspezifisch: Im Stachelbereich der in der Schweiz verwendeten Behältertypen verfangen sich immer wieder radioaktive Partikel beim Beladevorgang in den Abklingbecken. Der Einsatz eines Schutzhemdes – um Verschmutzungen des Behälters zu verhindern – wird in Deutschland dringend empfohlen. Aber selbst diese Massnahme, welche im übrigen bis heute noch nicht einmal getestet wurde, garantiert gemäss Exponenten der Atomwirtschaft keine Sicherheit, dass es nicht wieder zu radioaktiven Verschmutzungen kommt. Der Ansatz zur Lösung des Problems der radioaktiven Verschmutzung liegt in der Entwicklung und Fabrikation neuer Behältertypen. Davor schreckt aber die Atomindustrie zurück. Denn das Design und die Fabrikation neuer Behältertypen nimmt Jahre in Anspruch und ist für die in ökonomischen Problemen steckende Atomwirtschaft finanziell nicht mehr tragbar. Und sie ist auch gar nicht gewillt das Problem ernstzunehmen: So hiess es noch letzten Herbst an der Jahresversammlung der Schweizerischen Vereinigung für Atomenergie, dass man sich seit Jahren darum bemühte, das Problem zu beheben, «allerdings mit beschränktem Aufwand und Erfolg». Greenpeace nimmt die Versprechungen der Sicherheitsbehörde und von Bundesrat Leuenberger ernst und fordert das Ende der Transporte. Die Transporte nach England und Frankreich sind unnötig und die damit verbundenen Risiken und Folgen durch die Wiederaufarbeitung des Schweizer Atommülls untragbar. Die Schweiz verfügt ab Ende Jahr über die nötigen Zwischenlagerkapazitäten in Würenlingen. Kompensationszahlungen bei einem Ausstieg aus der Wiederaufarbeitung sind kein Thema, werden doch die seit einem Jahr aus gesetzlichen Gründen sistierten Transportkapazitäten von den Wiederaufarbeitungsfirmen in England und Frankreich selbst zur Verfügung gestellt. Lesen Sie dazu auch die Chronologie der Ereignissesowie die Zitatsammlung.

Kontakt:
Greenpeace Atomkampagne, Stefan Füglister, 01 447 41 41