Grün und Sexy gibt sich der Autosalon, welcher am Sonntag zu Ende geht. Die ausgestellten Modelle sind aber wahre Klimakiller: 201 g CO2 pro Kilometer stösst das durchschnittliche in Genf präsentierte Auto aus, wie Recherchen von Greenpeace zeigen. Das Eigenlob der Branche stinkt, solange keine klare Trendwende bei Gewicht und Motorisierung hin zu einer markant besseren Effizienz stattfindet.

Zürich/Genf. Die Autoindustrie versichert immer
wieder, ihre Verantwortung gegenüber dem Klima wahrzunehmen. In
Genf präsentiert sie den Konsumenten jedoch vor allem
verbrauchsintensive Fahrzeuge: Greenpeace-Recherchen zeigen, dass
die am Genfer Automobilsalon ausgestellten Fahrzeuge im
Durchschnitt 201 g CO2 pro Kilometer ausstossen. Diese Fakten
stehen im scharfen Widerspruch mit den Branchen-Versprechen, den
durchschnittlichen CO2-Ausstoss der Neuwagenflotte von aktuell 187
g in der Schweiz respektive 160 g in der EU deutlich zu senken.

«Entgegen dem grünen Image, das sich die
Autobranche gibt, bleibt diese ein Hauptmotor der Klimazerstörung.
Die Hersteller stellen ihre Verantwortung hinter immer masslosere
Motorenleistungen», sagt Agnes de Rooij, Verkehrs-Expertin bei
Greenpeace International. «Nach einem Jahrzehnt gebrochener
Versprechen hinsichtlich Emissionsreduktionen gibt es bloss ein
Fazit: Die Autoindustrie muss durch die Politik auf einen
klimaerträglicheren Weg gebracht werden.»

Selbst wenn auf Sportwagen spezialisierte
Anbieter wie Ferrari nicht miteinbezogen werden, bleibt das
Ergebnis bei den Massenherstellern schlecht: BMW präsentiert sich
mit zahlreichen verbrauchsarmen Fahrzeugen, aber der M3 und M6
brachten den durchschnittlichen CO2-Ausstoss auf 187 g. Das ist
höher als der in der EU verkaufte durchschnittliche BMW im Jahre
2006. Renault – normalerweise mit niedrigen Emissionen assoziiert –
schafft es auf 186 g. Dies wegen der Lancierung ihres massigen
Modells Koleo. Die grösste Überraschung kommt jedoch von
Volkswagen, dessen ausgestellte Passat Coupés und Tiguan-Modelle
den durchschnittlichen CO2-Ausstoss auf 196 g hinaufschrauben. Und
dies trotz der ebenfalls präsentierten verbrauchsarmen
Blue-Motion-Modelle.

Greenpeace verlangt die Einführung eines
flottenweiten Verbrauchs-Standards, welcher zu höchstens 120 g CO2
pro km im Jahre 2012 und von 80 g im Jahre 2020 führt. Dazu Cyrill
Studer, Klimaexperte bei Greenpeace Schweiz: «Die Branche kann sich
so grün geben wie sie will: Tatsache bleibt, dass die freiwillige
Vereinbarung zwischen den Autoimporteuren und dem Bund bei weitem
verpasst wird (1). Die Politik muss nun endlich das Steuer
übernehmen.»

Weitere Informationen:

Cyrill Studer, Verkehrs-Kampagne Greenpeace Schweiz, 044 447 41
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(1) Die erste Vereinbarung zwischen den
Autoimporteuren und dem Bundesamt für Energie stammt von 1996,
welche 2000 durch eine zweite, weniger ehrgeizige ersetzt wurde,
nachdem die Zielerreichung in weite Ferne gerückt war. Die zweite
sieht für 2008 einen Verbrauch von 6.4l/100 km vor und wird
ebenfalls verfehlt werden. Denn: 2006 betrug der Verbrauch 7.62l
und lag somit 0.82 l über dem Absenkungspfad. Die EU-Vereinbarung
mit den Autoherstellern von 1996 sieht – ausgehend von 185 g CO2/km
– eine Absenkung auf 140 g im Jahre 2008 und 120 g auf 2012 vor.
2006 lag der CO2-Ausstoss bei 160 g/km.