Typischer Deponiestoff verschmutzt Basler Trinkwasser

Der vom Bundesamt für Gesundheit (BAG)
festgelegte provisorische Grenzwert für 1,1,4,4-Tetrachlorbutadien
im Basler Trinkwasser ist überschritten. Dies zeigen heute von
Greenpeace Schweiz veröffentlichte Trinkwasser-Analysen der
Hardwasser AG vom Juli 2006.

» Material zur
Pressekonferenz vom 17. Dezember 2007

Basel. Greenpeace zeigte gestern auf, dass 29
Deponie-Chemikalien das Basler Trinkwasser verschmutzen. Heute
veröffentlicht die Umweltorganisation bisher unter Verschluss
gehaltene Trinkwasser-Analyseresultate der Hardwasser AG vom Juli
2006, in die sie sich Einblick verschaffen konnte: Im
Trinkwasserbrunnen B25 in der Hard wurde neben elf anderen
Chemikalien die Substanz 1,1,4,4-Tetrachlorbutadien in einer
Konzentration von 92 Nanogramm pro Liter gefunden. Weil für
1,1,4,4-Tetrachlorbutadien ein Grenzwert für Trinkwasser fehlt,
legte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) im Juni 2006 einen
provisorischen Grenzwert fest (sog. TCC, Threshold of Toxicological
Concern): Für die menschliche Gesundheit unbedenklich gilt demnach
eine tägliche Aufnahme von 150ng. Da das BAG von einem täglichen
Konsum von zwei Litern Hard-Trinkwasser pro Tag ausgeht, darf also
der Liter Hard-Trinkwasser nicht mehr als 75 ng/l
1,1,4,4-Tetrachlorbutadien enthalten. Mit 92 ng/l war dieser
provisorische Grenzwert im Brunnen B25 der Hardwasser AG somit
überschritten. Der Brunnen B25 wurde im Januar stillgelegt, die
Verschmutzung hat sich inzwischen wohl auf benachbarte
Trinkwasserbrunnen verlagert.

Zeitgleich mit der gestrigen Greenpeace-Pressekonferenz verfügte
die Baselbieter Regierung endlich die Reinigung des Trinkwassers
aus der Hard. Greenpeace begrüsst diese lange geforderte Massnahme
als ersten Schritt vor den überfälligen Totalsanierungen
ausdrücklich.

Die Ausführungen, mit denen die Baselbieter Regierung ihre
Verfügung begründet sind aber intransparent und irreführend: Die
«bekannte Belastung durch Spuren von chlorierten Butadienen» sei
durch «jüngste Analysedaten bestätigt» und «Es besteht kein Grund
zur Annahme, dass die gefundenen Mengen gesundheitsgefährdend sind»
– dies, obwohl die Behörden 2006 eine Grenzwertüberschreitung bei
1,1,4,4-Tetrachlorbutadien in Trinkwasserbrunnen der Hardwasser AG
gemessen haben. Wenn die Belastung bereits vor Monaten bekannt war:
Warum hat das Kantonslabor so lange geschwiegen und nicht
gehandelt?

Tetrachlorbutadiene sind möglicherweise genotoxisch. Sie gelten
als Abbauprodukt von Hexachlorbutadien, einer Substanz, die Krebs
und Missbildungen fördert. Hexachlorbutadien ist eine typische
Substanz für die Chemieabfälle der Basler Chemie.

Die Greenpeace-Auswertung zeigt: Hexachlorbutadien wurde bei der
Deponie Feldreben und Rothausstrasse direkt im Chemiemüll gemessen.
Beide Stoffe belasten das Grundwasser um die Deponien. 2006 wurden
sie in drei verschiedenen Trinkwasserbrunnen gemessen (B19, B25,
A104).

Über 200’000 Menschen beziehen ihr Trinkwasser aus der Muttenzer
Hard – die berüchtigten Chemiemülldeponien liegen wenige hundert
Meter davon entfernt. Greenpeace fordert nebst einer effizienten
Trinkwasserreinigung die umgehende Totalsanierung der
Chemiemülldeponien auf Kosten der Verursacher Novartis, Syngenta,
Clariant und Ciba.