Heute veröffentlicht die Umweltorganisation Greenpeace ein ihr zugespieltes Papier, das wichtige Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit der Basler Chemiemülldeponien erlaubt. Die als vertraulich klassierte «Stoffliste Deponien Muttenz» wurde im Rahmen der Muttenzer Deponie-Abklärungen von Novartis, Ciba, Syngenta und Clariant, respektive ihrer IG Deponiesicherheit Region Basel (IG DRB) im Jahr 2003 erstellt. Sie gibt Auskunft über fast 5000 Produkte, deren Fehlchargen und Abfälle in den Deponien der Region Basel abgelagert wurden. Viele dieser Chemikalien sind hochtoxisch und haben nichts im Boden nahe der Basler Trinkwasserversorgung oder im Wald des Elsässer Naherholungsgebietes zu suchen. Für Greenpeace ein weiterer Beweis für die Dringlichkeit der Totalsanierung der Deponien in der Region.

Basel. 75 Seiten schwer ist die heute von
Greenpeace veröffentlichte «Stoffliste Deponien Muttenz», auf der
4889 Chemikalien aufgeführt sind. Sie ist von den Chemiefirmen
Novartis, Ciba, Syngenta und Clariant, respektive der von ihnen
beauftragten IG DRB als «vertrau-lich» bezeichnet und im Jahr 2003
im Rahmen der Nachforschungen zu den Chemiemülldeponien
Feldrebengrube, Margelacker und Rothausstrasse erstellt worden. Das
Verzeichnis gibt Auskunft über 4889 Chemikalien, die als Ausgangs-,
Zwischen- und Verkaufsprodukte etwa Mitte 1950er bis Mitte
1960er-Jahre angefallen sein müssen. Somit hat es auch für alle
übrigen Deponien Bedeutung, die in diesem Zeitraum aufgefüllt
worden sind: die wilden Chemiemülldeponien Letten, Roemisloch,
Gravière Nord im Elsass sowie die jurassische Deponie Bonfol.

Matthias Wüthrich, Chemie-Experte von
Greenpeace, kommentiert: «Diese neuen Informationen sind
schockierend. Die Deponien-Stoffliste enthält Hunderte von umwelt-
und gesundheitsschädlichen Chemikalien und Präparaten, die zum Teil
hormonell aktiv, krebsfördernd und erbgutverändernd sind: zum
Beispiel hochgiftige Pestizide, Nitroaniline und Benzolderivate,
Chloraniline, Naphthylamine, Nitrobenzole und seit langem verbotene
DDT-Präparate. Ein solcher Giftcocktail hat nichts im Boden und
schon gar nichts in der Nähe der Basler Trinkwasserversorgung zu
suchen.»

Es ist anzunehmen, dass in erster Linie nicht
die reinen Produkte, sondern unreine Fehlchargen und gemischte
Abfälle aus den entsprechenden Produktionen abgelagert wurden. Dies
bedeutet, dass die an sich schon alarmierende 5000er-Liste bei
weitem nicht alle in den Deponien abgelagerten Substanzen erfasst.
Zurzeit ist niemand in der Lage, eine solche unbekannte Vielfalt an
Chemikalien zu analysieren. Zu den allermeisten Stoffen gibt es
ausserdem keine verlässlichen Toxizitätsdaten, während andere
bereits als hochgefährlich bekannt und international verboten sind.
Deshalb ist klar: Der wahren Dimension des Basler Altlastenproblems
ist mit den hilflosen Risikoabschätzungen der Chemiekonzerne nicht
beizukommen. Der einzige sinnvolle Umgang mit dieser Gefahr ist,
den Chemiemüll vollständig auszugraben, das heisst: Totalsanierung
der Deponien. «Novartis, Ciba, Syngenta & Co dürfen sich nicht
mehr hinter ihren Scheinabklärungen verstecken,» sagt Wüthrich.
«Wir sind dabei, die Stoffliste und weiteres Material genauer
auszuwerten.»

Kontakt:

Matthias Wüthrich, Greenpeace Chemiekampagne 044 447 41 31

Greenpeace-Medienabteilung 044 447 41 11