Am Donnerstag bekam US-Vizepräsident Richard Cheney Besuch von Greenpeace-Aktivisten. Sie brachten fünf Tonnen Kohle mit und kippten ihm die ganze LKW-Ladung vors Haus. «Schluss mit dem Bush/Cheney Energie-Betrug. Amerika braucht saubere Energie.» forderten sie auf einem Banner. Ein Protest gegen die zukünftige Ernergiepolitik der USA.

Hamburg/Washington. US-Präsident George W. Bush hatte seine Energiepläne am Donnerstag vorgestellt, Cheney gilt aber als eigentlicher Urheber des neuen Energieversorungs-Konzepts. Mit dem Vorhaben, auch zukünftig auf Atomkraft und fossile Energien zu setzen, um billigen Strom und Treibstoff zu sichern, sind die USA in der ganzen Welt auf harsche Kritik gestoßen. «Dieser Plan wird die globale Erwärmung weiter verstärken, die Verschmutzung unserer Städte verschlimmern und Krankheiten wie Lungenkrebs und Asthma fördern. Mit dem Gespenst der Energieknappheit versucht Bush veraltete Technologien als Lösung für die Energieprobleme des 21. Jahrhunderts zu verkaufen. Das ist ein gewaltiger Schritt zurück», sagt John Passacantando, Geschäftführer von Greenpeace USA. Hinter diesem Energiekonzept stecken Wahlgeschenke für Umweltverschmutzer: Nach Angaben des Center for Responsive Politics, eines unabhängigen Forschungsinstituts in den USA, unterstützten allein die Öl- und Gaskonzerne Bushs Wahlkampf mit 56,6 Millionen Mark. Auch die Atomindustrie zeigte sich nicht kleinlich: Sie spendete mehr als 30,6 Millionen Mark. Auch auf dem zweitägigen Ministertreffen der OECD in Paris wurden die USA hart kritisiert. «Die führende Weltmacht kann die weltweiten Probleme nicht missachten. Die globale Umweltverschmutzung erfordert globale Antworten», sagte Frankreichs Finanz- und Wirtschaftsminister Laurent Fabius auf der Konferenz. Ursprünglich sollte in Paris eine Erklärung mit eindeutigen Zielen für die Klimakonferenz in Bonn beschlossen werden, wieder einmal scheiterte dies am Widerstand der US-Delegation. Der kanadische Umweltminister David Anderson warf Washington vor, in der Klimapolitik keinen klaren Kurs zu fahren. Der australische Umweltminister Robert Hill vertrat die Ansicht, die Bemühungen um eine Ratifizierung des Kyoto-Protokolls blieben so lange sinnlos, wie die USA nicht zum Einlenken bereit seien. Die USA stoßen ein Viertel aller Treibhausgase weltweit aus. «Auf Öl und Kohle zu setzen, verschmutzt für viel Geld unnötig die Umwelt. Und das in einer Zeit, in der viel sauberere Technologien zur Verfügung stehen», sagte der Präsident des rennomierten Worldwatch-Instituts, Christopher Flavin. Greenpeace sieht schon lange die Zukunft in alternativen Energiequellen. Es gibt mittlerweile unzählige Techniken, die den Ausstoß klimazerstörender Treibhausgase drastisch senken können. «Greenpeace fordert ein Umdenken: Die Investitionen müssen in die Förderung von Wind-, Sonnen- und Wasserernergie fließen. Es muss Schluss sein mit der Nutzung fossiler Energien, die das Klima zerstören», so Kasten Smid, Klimaexperte bei Greenpeace.