Am Mittwoch stoppten französische Umweltschützer immer wieder den Atommülltransport auf seinem Weg nach La Hague. Greenpeace-Aktivisten gelang es trotz Polizeibewachung, am Bahnhof Caen auf die Gleise zu kommen. Dort ketteten sie sich an die Schienen, um die Durchfahrt des Castor-Zuges zu verhindern. Massive Kritik gab es an der Streckenführung: Die Castoren rollten mitten durch Pariser Vororte.

Caen. Seit der Castor-Zug am Dienstagabend die deutsch-französische Grenze passierte, hielten ihn französische Atomkraftgegnern wiederholt auf. Am frühen Morgen konnte der Zug im Bahnhof Conflans Fin d’Oise nordwestlich von Paris längere Zeit nicht weiterfahren. Kurze Zeit nach der Weiterfahrt wurde er erneut aufgehalten, Demonstranten im Bahnhof von Evreux blockierten die Gleise. Auch am Bahnhof von Bondy östlich von Paris hatten Umweltschützer gegen den Atomzug protestiert. Der Transport erreichte Stunden später als geplant den Verladebahnhof in Valognes. Die an der französischen Regierung beteiligten Grünen waren offenbar über die Fahrtroute des Atommülltransportes nicht informiert. Bei der gewählten Route durch Paris hätte der kleinste Zwischenfall extrem schwerwiegende Folgen haben können. Das beeindruckte die Betreiberfirma der WAA La Hague wenig: Ein Sprecher teilte mit, dass dutzende anderer Transporte früher bereits dieselbe Route genommen hätten. «Greenpeace wendet sich gegen die Transporte, weil jeder Atomtransport gefährlich ist. Außerdem dienen die jetzigen Transporte nur dem Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke. Mit dem ersten Gorleben-Transport ist das Atommüllkarussel zwischen Deutschland und Frankreich wieder in Gang gesetzt worden,» sagt Sven Teske, Energie-Experte bei Greenpeace. In diesem Jahr wollen die Betreiber der Atomkraftwerke Phillipsburg, Grafenrheinfeld, Biblis und Stade insgesamt 40 Behälter mit Atommüll nach La Hague liefern. Atomtransporte, ob zu den Wiederaufarbeitungsanlagen in La Hague/Frankreich und Sellafield/Großbritannien oder in die zentralen Zwischenlager Gorleben und Ahaus, lösen das Atommüllproblem nicht. Bei der Wiederaufarbeitung wird der Atommüll weder recycelt (wie der Begriff «Wiederaufarbeitung» suggeriert) noch beseitigt sondern es entsteht neuer Atommüll, der gelagert werden muss. Und auch die Zwischenlagerung setzt ein Endlager voraus, in das der Müll nach rund 40 Jahren eingelagert werden muss. «Ohne Atomtransporte könnten die Atomkraftwerke ihren Müll nicht mehr loswerden und müssten nach und nach abschalten. Die Atomtransporte dienen also lediglich dem Weiterbetrieb der Atomkraftwerke und schieben das Entsorgungsproblem auf die lange Bank,» so Teske.