Weil Roche die Vereinbarung mit Greenpeace nicht mehr einhalten will, haben Greenpeace-Aktivisten heute morgen symbolische Giftmüllfässer vor dem Roche-Hauptsitz in Basel deponiert. Greenpeace fordert mit Nachdruck, dass Roche den in anderen Deponien abgelagerten Hirschacker-Giftmüll wieder ausgräbt und dass der Chemiekonzern seinen Wortbruch rückgängig macht und die Hirschacker-Deponie sauber weiter saniert.

Heute morgen haben Greenpeace-Aktivisten rund
80 Metallfässer mit Totenkopf-Signalen und der
Buchstaben-Reihenfolge «C-l-e-a-n u-p» am Hauptsitz der Hoffmann –
La Roche in Basel abgeladen und am Eingang des Chef-Gebäudes
aufgetürmt. Damit verleihen die Umweltschützer ihrer Forderung
Nachdruck, dass Roche den Wortbruch rückgängig machen und die
Chemiemülldeponie Hirschacker in Grenzach-Wyhlen (D) gemäss den mit
Greenpeace getroffenen Abmachungen weiter sanieren muss (vgl.
Pressekonferenz vom 18.2). Roche-CEO Severin Schwan wird
aufgefordert, sich um 10.00 Uhr beim Roche-Eingang einzufinden und
ein Papier zu unterzeichnen, welches das bisher Vereinbarte
nochmals zusammenfasst. Ansonsten wollen die Greenpeace-Aktivisten
ihren Protest mit lauten Trommelschlägen auf die Fässer bis auf
weiteres fortführen.Bereits vereinbart war: Werden Chemikalien über
einem wissenschaftlichen und nach Deutschem Recht hergeleiteten
Grenzwert festgestellt, müssen diese ausgegraben werden. Die
Vereinbarung war solange unbestritten, bis Analysen zeigten, dass
dieser Wert teils massiv überschritten ist und deshalb weiter
gegraben werden muss. Plötzlich wollte Roche nichts mehr von der
Vereinbarung wissen, die der Konzern selber von ihrem Ingenieurbüro
HPC ausarbeiten liess. Matthias Wüthrich, der Leiter der
Chemiekampagne bei Greenpeace Schweiz sagt dazu: «Man ändert die
Regeln nicht während des Spiels. Roche kann nicht eine Vereinbarung
platzen lassen, die die Firma selber vorschlagen liess. Der
Wortbruch von Roche ist nicht akzeptabel.»Ein Treffen am Dienstag
mit einem Konzernsleitungsmitglied verlief enttäuschend. Greenpeace
fordert deshalb, dass sich das Roche-Management an den Worten ihres
Vize-Präsidenten und Roche-Erben André Hoffmann orientieren soll,
wonach «Naturschutz das Gebot der Stunde» sei und Roche «das Übel
an der Wurzel packen muss» (BAZ, 19.2.). Der Gesundheitskonzern
Roche ist einer der grössten Hersteller von Anti-Krebsmitteln und
erzielte 2008 einen Reingewinn von 10 Milliarden Franken. Bei der
Chemiemülldeponie Hirschacker aber will Roche nun tausende Tonnen
krebserregenden Chemiemüll liegen lassen, den die Firma damals dort
zum Teil selber abgelagert hat, grösstenteils ohne
Bewilligung.Greenpeace hält weiterhin daran fest, dass gemäss der
derzeit verfügbaren Informationen die Beprobung des ausgehobenen
Giftmülls nicht den verbindlichen Vorgaben des Umweltministeriums
Baden-Württemberg (D) entsprach. Weil 17’000 Tonnen Aushub demnach
falsch beprobt wurden, weiss niemand, was genau auf Deponien in
Rheinland-Pfalz ging. Greenpeace prüft den Sachverhalt und verlangt
eine lückenlose Aufklärung. Der mangelhaft beprobte und abgelagerte
Müll muss herausgeholt, korrekt beprobt und fachgerecht entsorgt
werden. Greenpeace will verhindern, dass mit dem Hirschacker-Müll
in Rheinland-Pfalz neue sanierungsbedürftige Altlasten entstehen.
Schon einmal hat man 1978 beim Hirschacker bei einer Teilsanierung
260 Giftmüllfässer herausgeholt und in die Gross-Deponie Kölliken
(CH) umgelagert – dort werden die Fässer u.a. jetzt für 500
Millionen Franken zum zweiten Mal saniert.

Aktualisiert: 11.06.2009

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18.2.2009:
Giftmüllentsorgung und Wortbruch durch Roche bei Deponie-Sanierung
in Süddeutschland

Infos

Matthias Wüthrich, Leiter Chemiekampagne Greenpeace Schweiz, +41
44 447 41 31

Greenpeace-Medienabteilung, +41 44 447 41 11